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Zum Studieren nach Schanghai

Sommeruniversitäten in China und Syrien

03.09.2009

Von Kerstin Pistorius

Über den Sommer nach Damaskus oder Schanghai reisen und gleichzeitig studieren: Diese Möglichkeit bietet das Center for Global Politics der Freien Universität Berlin Studenten der Politikwissenschaft und der Internationalen Beziehungen mit zwei Sommeruniversitäten.

Bereits zum sechsten Mal fand in diesem August die „Global Politics Summer School China“ statt. Die vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) geförderte Sommeruniversität ist ein Kooperationsprojekt der Freien Universität mit der Fudan University in Schanghai. In diesem Jahr waren neben Studierenden aus China, Taiwan, Brasilien und den USA erstmals sechs deutsche Teilnehmer dabei – drei von ihnen erhielten ein Stipendium des Center for International Cooperation der Freien Universität, das strategische Partnerschaften mit ausländischen Top-Institutionen fördert.

„Die internationale Zusammensetzung hat eine spannende Dynamik in die Diskussionen gebracht, und es sind enge Beziehungen zwischen den Studierenden entstanden“, sagt Ole Jantschek, der am Center for Global Politics für die Organisation der Summer School verantwortlich ist. Zwei Wochen lang vertieften die Masterstudenten gemeinsam ihre Kenntnisse in den Methoden, Theorien und Themen der internationalen Politik. Das Programm umfasste neben wissenschaftlichen Seminaren und Workshops zu Medien und Politik auch praktische Inhalte. Unter anderem diskutierten die Teilnehmer mit Vertretern der Außenhandelskammer in Schanghai und besuchten eine chinesische Niederlassung von Siemens. Am Abschlussabend kamen der deutsche Generalkonsul und Unternehmensvertreter zu Besuch, um die besten Ideen für verantwortliches soziales Handeln von Unternehmen, „Corporate Social Responsibility“, in China zu prämieren.

Professor Klaus Segbers, Leiter des Center for Global Politics an der Freien Universität, freut sich über die gelungene Zusammenarbeit: „Als wir vor sechs Jahren diese Arbeit begannen, wollten wir künftige Eliten ansprechen und sie zur Auseinandersetzung mit europäischen Positionen zur internationalen Politik anregen. Das ist gut gelungen“, sagt er. Der Erfolg legte nahe, auch in anderen Ländern Kooperationen zu etablieren. So fand in diesem Jahr zum zweiten Mal mit Unterstützung des DAAD eine Sommeruniversität an der Arab International University in Damaskus statt. Dort befassten sich Studenten aus Syrien und Deutschland in fünf interdisziplinären Lernmodulen mit den europäischen und arabischen Antworten auf Herausforderungen der Globalisierung.

„Interessant ist ein solches Programm natürlich nicht nur für die Studierenden, sondern auch für die Partnerhochschulen sowie für die deutsch-syrischen Beziehungen im Bildungsbereich“, sagt Agnes Bodens, Programmkoordinatorin der Global Politics Summer School Syria. „Über die Summer School können beide Partner feststellen, wo Möglichkeiten für gemeinsame Projekte liegen und ob eine solche Kooperation langfristig ausgebaut und fortgeführt werden könnte – zum Beispiel im Rahmen eines gemeinsamen Bachelor- oder Masterprogramms.“

Dass in Syrien das Interesse an einer Zusammenarbeit groß ist, zeigt sich auch daran, dass dem Projekt von offizieller Seite ein hoher Stellenwert beigemessen wird. An der Eröffnung der Sommeruniversität in Damaskus nahmen in diesem Jahr der syrische Kultusminister, der stellvertretende Außenminister und der deutsche Botschafter teil; Parlamentspräsident Mahmoud Al Abrash lud die beiden Programmleiter, Professor Segbers und Professor Maa-Bared von der Arab International University, ins Parlament ein. „Es war ein wichtiges Gespräch“, berichtet Agnes Bodens. „Wir freuen uns, wenn wir diesen Dialog in den kommenden Jahren fortsetzen können.“

Das Projekt in China zeigt, dass sich Summer Schools zu nachhaltigen Austauschplattformen entwickeln können. Jedes Jahr kommt in Peking, Schanghai und Guangzhou eine wachsende Zahl von Alumni zusammen, um politische Fragen zu diskutieren und persönliche Kontakte zu pflegen. Einige entscheiden sich sogar ganz für Berlin: Im nächsten Herbst beginnen gleich zwei Absolventinnen der Summer School China ihr Promotionsstudium an der Freien Universität.

Für das Jahr 2010 sind nach diesem Modell weitere Sommer- und Winteruniversitäten in der Türkei, in Vietnam und im Iran geplant.