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Die alte Welt neu entdecken

Eine Zeitreise von der prähistorischen Zeit bis in die Spätantike

Im Bild eine Ausgrabung – Gegenstand des Exzellenzclusters TOPOI, einem gemeinsamen Projekt der Freien Universität und der Humboldt-Universität zu Berlin.

Im Bild eine Ausgrabung – Gegenstand des Exzellenzclusters TOPOI, einem gemeinsamen Projekt der Freien Universität und der Humboldt-Universität zu Berlin.
Bildquelle: DAI, J. Wagner

„Denk nicht – beiß!“ - unter dieses rätselhafte Motto stellt TOPOI sein Programm in der Langen Nacht der Wissenschaften. TOPOI ist eines der Forschungscluster, die in der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder bis 2012 gefördert werden. Es ist ein gemeinsames Projekt von Freier Universität und Humboldt-Universität sowie weiterer außeruniversitärer Einrichtungen. Erforscht wird das vielfältige Zusammenspiel von Räumen und geografischem Wissen in der antiken Welt.

In der Langen Nacht spannen TOPOI-Wissenschaftler deshalb einen weiten Bogen: räumlich von Ägypten bis Rom und zeitlich von der prähistorischen Zeit – mehrere Jahrtausende vor Christi Geburt – bis in die Spätantike einige Jahrhunderte nach Christi. Zugleich präsentieren sie eine Palette Kleiner Fächer wie Ägyptologie, Byzantinistik und Gräzistik sowie die römische Rechtsgeschichte, die Physische Geografie und die Archäologie.

Das Institut für Vorderasiatische Archäologie beispielsweise lädt ein zu einem geografischen Brettspiel, bei dem die Hauptstadt eines alten Reiches gesucht wird: Vor Tausenden von Jahren florierten in den vorderasiatischen Großreichen riesige Städte wie Babylon, Uruk und Ninive. Die Lage der meisten antiken Hauptstädte ist bekannt, doch einige konnten bis heute nicht einwandfrei verortet werden. Dies gilt auch für die Hauptstadt des Reiches der Mittani, die in der Mitte des 2. Jahrtausends v. Chr. einen einflussreichen Staat im heutigen Nordsyrien unterhielten und im Austausch standen mit Ägyptern, Hethitern und Babyloniern. Die Besucher sind eingeladen, die verlorene Hauptstadt des Mittani-Reiches zwischen Tigris und Euphrat zu entdecken (auch für Kinder ab zwölf Jahren geeignet; Haus 5 in der Karte Seite B4/5, Raum 3, stündlich von 17.00 bis 1.00 Uhr).

Welche technischen und geowissenschaftlichen Methoden werden in der Altertumskunde eingesetzt? Wie kann man beispielsweise ohne ein Loch zu bohren in den Boden sehen, um Reste vergangener Kulturen zu entdecken? Mit dem Georadar: Dies ist ein in der Archäologie und Geologie vielgenutztes Gerät, dessen Funktionen Forscher großen und kleinen Besuchern mehrfach vorführen (auch für Kinder, Haus 5, im Garten, 17.00 bis 1.00 Uhr). Am gleichen Ort zeigen Wissenschaftler, wie sogenannte Umweltproxies gewonnen werden – indirekte Klimazeugen wie Baumringe oder Eisbohrkerne –, zum Teil mit schwerem Gerät. Mit „leichter“ Technik hingegen, mit Software und 3D-Modellierung, rekonstruieren Wissenschaftler virtuell antike Städte und Landschaften. Im Henry-Ford-Bau führen Geowissenschaftler die Flugkünste eines Octocopters vor – eines ferngesteuerten kleinen Hubschraubers mit hochauflösender Kamera. Das Gerät kann helfen, Fragen der Geoarchäologie zu klären oder Erosionsschäden zu beobachten (Haus 2, 17.00 bis 23.00 Uhr, Flugvorführungen jeweils zur vollen Stunde, Dauer etwa 15 bis 20 Minuten).

Von neuester Technik zurück zu früher Schriftfertigkeit: Wissenschaftler des Ägyptologischen Seminars sowie der Institute für Altorientalistik und Judaistik zeigen, wie Keilschrifttafeln hergestellt wurden, wie man auf Ton unterschreibt und wie ägyptische Hieroglyphen dokumentiert wurden (auch für Kinder, Haus 5, Raum 2, 17.00 bis 23.00 Uhr).

Die gemeinsame geografische und kulturelle Wurzel von Christentum und Islam im Nahen Osten zeigen Wissenschaftler des Instituts für Griechische und Lateinische Philologie / Byzantinistik. Sie erklären, warum in Istanbul Kirchen stehen und was aus der Sprache geworden ist, mit der sich Jesus verständigte. Nach historisch-geografischen Ausführungen über Europa, den Orient und das orientalische Christentum können Besucher im Garten den Klängen aramäischer Hymnen lauschen (Haus 5, Raum 4, 17.00 bis 17.45 Uhr und 18.00 bis 18.45 Uhr, Musik im Garten).

Die Funktion von Laufen, Schlendern und Schreiten in den griechischen Stadtstaaten, die Methoden, mit denen die alten Römer ihr riesiges Reich vermaßen und die unterschiedliche Darstellung der Varus-Schlacht vor 2000 Jahren im modernen Medium Film: Es gibt viel zu entdecken bei TOPOI. Wissenschaftler erklären, wie die Menschen des Alten Orients die Dämonen zu bannen suchten: mit Siegeln, Schalen und Figurinen. Besucher können ihren eigenen Beschützer herstellen und selbst zu Magiern werden – und hier die Lösung finden zum rätselhaften Titel „Denk nicht – beiß!“ (auch für Kinder, Haus 5, Raum 1).