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Medaillenjagd auf dem Gelben Meer

Ute Höpfner

Ute Höpfner
Bildquelle: Privat

Berliner Studenten unterstützen die deutschen Segel-Olympioniken bei den Wettbewerben vor Qingdao.

Berliner Studenten unterstützen die deutschen Segel-Olympioniken bei den Wettbewerben vor Qingdao.
Bildquelle: ASV

Studentin Ute Höpfner segelt bei den Olympischen Sommerspielen mit

Von Carsten Wette

Wenn die deutsche Olympiamannschaft am 8. August das Nationalstadion Peking betritt, drücken sich Verwandte, Bekannte und Kommilitonen von Ute Höpfner vor den Fernsehgeräten in Deutschland vergeblich die Nasen platt: Die 28-jährige Studentin der Betriebswirtschaftslehre nimmt zwar als einzige Sportlerin der Freien Universität an den Olympischen Sommerspielen teil. Doch sie hält sich mit ihren Teamkolleginnen Ulrike Schümann und Julia Bleck 900 Kilometer entfernt von der Hauptstadt auf: Im Gelben Meer geht das Trio schon einen Tag nach der Eröffnungsfeier in der Bootsklasse Yngling auf Medaillenjagd.

Auf die Qualifikation für die Regatta im Segelrevier Qingdao hat die Studentin drei Jahre lang intensiv hingearbeitet. Es sei gar nicht so einfach gewesen, Studieren und Segeln unter einen Hut zu bekommen, sagt Ute Höpfner. Seit einem Jahr werden zwar durch einen Vertrag zwischen der Freien Universität Berlin und dem Olympiastützpunkt Berlin verlässliche Rahmenbedingungen für die Vereinbarkeit von Studium und Spitzensport garantiert. Doch ganz ohne Reibungsverlust zu gestalten sei das Doppelleben aus dem Absolvieren von Seminaren in Berlin und dem Training in Revieren in aller Welt nicht. Die Anstrengungen haben sich aber ausgezahlt: „Unsere Chancen für eine Medaille stehen nicht schlecht.“ Immerhin erreichte das Trio im Februar bei der Weltmeisterschaft in Miami den dritten Platz – und zwar in einem Teilnehmerfeld, das alle für Olympia qualifizierten Teams umfasste. Der Wettbewerb in China sei dennoch weit davon entfernt, ein Selbstläufer zu werden: „Das Segelrevier vor Qingdao ist schwierig und mit keinem anderen auf der Welt vergleichbar.“

Vielleicht kann die Unterstützung durch ein paar Fans aus Berlin da nicht schaden: Bereits im November 2007 stach die neue Hochseeyacht des Akademischen Segler-Vereins in See und nahm Kurs auf China. Die Reise führte die „Walross IV“ von Europa aus über den Panamakanal, entlang der amerikanischen Westküste über Hawaii. „Wir wollen die olympischen Segelwettbewerbe vom Wasser aus beobachten“, sagt Ivo Schuppe, Absolvent der Freien Universität und Mitarbeiter einer Veranstaltungsagentur, der die Reise gemeinsam mit anderen organisierte.

Die Walross IV bietet zwar nur zehn Personen Platz. Doch es gelang, während der rund 75.000 Kilometer langen Fahrt 120 Vereinsmitglieder für einzelne der 26 Etappen mitzunehmen. Von der Insel Martinique bis nach Los Angeles dabei war Charlotte von Waldthausen, ehemalige Studentin der Freien Universität, die jetzt an der Universität der Künste eingeschrieben ist: „Es war ein einmaliges Naturerlebnis“, sagt sie. Das Leben mit der aus allen Hochschulen der Region Berlin-Brandenburg zusammengewürfelten Crew habe viel Spaß gemacht. Mit Schaudern erinnert sie sich allerdings an den Einsatz des mexikanischen Militärs, das die Walross IV bis an die Zähne bewaffnet durchsuchte. Die segelnden Botschafter der Stadt Berlin konnte weder dieser Zwischenfall stoppen, noch konnten es kleine technische Pannen: In diesen Tagen nimmt die Walross IV von Japan aus über Shanghai Kurs auf das Segelrevier vor Qingdao, wo im August die Medaillen vergeben werden.

Seglerin Ute Höpfner will nach dem Olympischen Wettkampf auch im Studium die Ziellinie überqueren. „In einem Jahr möchte ich Examen machen“, sagt sie. Vielleicht schmückt ihre Zimmerwand neben ihrer Diplom-Urkunde auch eine Medaille aus China.

Weiteres im Internet: www.walross.org