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Exzellente Lehre im Dahlem

Veterinärmedizin positiv begutachtet

von Christa Beckmann

Manchmal ist keine Antwort die beste Antwort. Das hat jetzt eine Kommission aus sechs europäischen Gutachtern erfahren, die jüngst bei den Veterinärmedizinern der Freien Universität zu Gast war, um Lehre und Forschung am Fachbereich auf Herz und Nieren zu prüfen. „Wenn Sie hier Dekan wären, was würden Sie anders machen?“, wollten die Prüfer von den Studenten wissen – und bekamen nur ein vielsagendes Schweigen zur Antwort.

So viel Zufriedenheit der Studierenden brachte selbst die Experten ins Staunen und dem Fachbereich das höchste europäische Gütesiegel in der Veterinärmedizin ein. Die Gutachter der „European Association of Establishments for Veterinary Education“, die alle tiermedizinischen Bildungsstätten in der EU, der Türkei und Israel regelmäßig evaluieren, attestierten den Berlinern in 80 Prozent der bewerteten Disziplinen ein „sehr gut bis exzellent“. Nicht nur die Studenten seien hoch motiviert, auch die Professoren und Nachwuchswissenschaftler.

Als beispielhaft bewerteten die Prüfer vor allem die Lehre, was sich auch in einer besonders niedrigen Abbrecherquote dokumentiert. Nur sechs Prozent der Studenten machen keinen Abschluss. 60 bis 73 Prozent promovieren dagegen. Das Studium, lobten die Prüfer, sei wissenschaftlich basiert, transparent strukturiert und gut organisiert, die Leitung des Fachbereichs vorbildlich. Kein Wunder, dass die Gutachter aus der Schweiz, Ungarn, Frankreich, Spanien und Nordirland zufrieden waren. Sie hätten selten „so begeisterte Studenten“ erlebt, waren sich die Experten einig.

Tatiana Alvarez ist eine davon. Die Austauschstudentin aus Spanien ist im siebten Semester und besonders positiv überrascht von dem hohen Praxisanteil im Studium: „Hier kann ich viel mehr selbst tun als an meiner Heimatuniversität.“ So haben die angehenden Veterinärmediziner in Berlin die Möglichkeit, an der Kleintiersprechstunde in der Klinik für kleine Haustiere teilzunehmen, in der pro Jahr durchschnittlich 20 000 Patienten verarztet werden. Tatianas Kommilitonin Regina Korth macht am Wochenende sogar freiwillig Spätdienste in der Klinik für Pferde.

Für Dekan Professor Leo Brunnberg ist die Vermittlung einer breiten und fundierten wissenschaftlichen Ausbildung besonders wichtig: „Ein Studium, das auf frühe Spezialisierung angelegt ist, schränkt später die Chancen auf dem Arbeitsmarkt ein.“ Wer in Berlin Tiermedizin studiert hat, ist für einen Einsatz als Tierarzt, in der Forschung und im öffentlichen Veterinärdienst gut gerüstet. Das dokumentieren die Lebensläufe zahlreicher Absolventen, die ebenfalls von den Gutachtern befragt wurden. Mit seinem erst 2006 eröffneten Weiterbildungszentrum ist der Fachbereich aber auch für Veterinäre, die bereits im Berufsleben stehen, immer wieder Anlaufpunkt.

„Weiterbildung“ wird darüber hinaus auf wissenschaftlicher Ebene großgeschrieben am Fachbereich. Doktorand George Manchi kommt aus Syrien und besucht regelmäßig den „Journal Club“, in dem zweimal die Woche über neue wissenschaftliche Studien undMethoden diskutiert wird: „Und das neben dem normalen Tagespensum morgens um 7 Uhr.“Dem Lehrkörper gehören 15 Absolventen (Diplomates) des „European College of Veterinary Medicine“ an, einer Bildungseinrichtung für die Wissenschaftselite. Weitere namhafte Spitzenforscher sollen dazukommen.

Also ein Zeugnis mit lauter Einsen? Nicht ganz. Die Gutachter kritisierten strukturelle Schwächen. 20 Institute verteiltaufdiedreiStandorteinDahlem, Düppel und Mitte seien zu viel, bemängelten sie. EinProblem,das in spätestens drei Jahren behoben sein soll.Dannwerden unter dem Dach des in Düppel geplanten neuen Forschungshauses für molekulare Veterinärmedizin fünf Institute vereint sein, die sich mit dem Thema Infektiologie befassen.