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Wenn der Hund schlecht sehen kann

Corinna Eule

Corinna Eule

Leser fragen, Experten antworten

Gerda Harmsen aus Berlin-Reinickendorf möchte wissen, wie sie ihrem Hund helfen kann, wenn er seine Sehkraft verliert. Es antwortet Prof. Dr. Corinna Eule von der Klinik und Poliklinik für kleine Haustiere der Freien Universität, Abteilung für Ophthalmologie.

Zunächst sollten Sie Ihren Hund gründlich durch einen qualifizierten Tieraugenarzt untersuchen lassen. Es gibt eine Vielzahl von Möglichkeiten, warum ein Hund seine Sehkraft verlieren kann. Gründe für eine Erblindung können Lidfehlstellungen, Erkrankungen der Augenoberfläche, Trübungen der Linse (Katarakt oder „grauer Star“), Veränderungen des Augeninnendrucks (Glaukom oder „grüner Star“), Erkrankungen der Netzhaut (Ablösung, progressive Retinaatrophie PRA) oder Entzündungen des inneren Auges sein. Eine ganze Reihe dieser Erkrankungen ist – auch beim Hund – heilbar. Die Operation des „grauen Stars“ mit Einsetzen einer Kunstlinse gehört beispielsweise mittlerweile zu den Standardoperationen einer spezialisierten Tieraugen- Arztpraxis.

Andere Erkrankungen, etwa die vererbten progressiven Retinaatrophien, führen aber leider zu einem unaufhaltsamen Erblinden. Ansätze, davon betroffene Tiere durch Gentherapie zu behandeln oder Mikrochips in das Auge zu implantieren, ist Forschern in den USA bereits gelungen. Im medizinischen Alltag sind diese Methoden sowohl für Mensch als auch Tier derzeit leider noch Zukunftsmusik. Die Vorstellung, blind zu werden, ist für uns Menschen, die wir so sehr auf unser Sehen angewiesen sind, schrecklich.

Der Hund ist aber nicht so sehr ein „Augen-“ als vielmehr ein „Nasentier“. Er lernt es beeindruckend gut, sich durch seinen Geruchssinn und sein Gehör zurecht zu finden. Vielen blinden Hunden merkt man ihr Handicap in vertrauter Umgebung gar nicht an. In fremder Umgebung orientiert sich der Hund an seinem Leittier oder menschlichen Begleiter. Sie würden also zum Blindenhund Ihres Hundes werden. Und wenn ihr Hund nicht ohnehin einen verlässlichen Grundgehorsam hat, ist es spätestens jetzt Zeit, sich Hilfe und Rat in einer guten Hundeschule zu holen.

Haben Sie auch eine Frage an unsere Experten? Dann mailen Sie uns bitte an kommunikationsstelle@fu-berlin.de.