Springe direkt zu Inhalt

Aus Berlin in alle Welt

Wie Studierende ihr Auslandsstudium in Australien, den USA und China erleben

Von Carsten Wette

Die Freie Universität Berlin pflegt seit ihrer Gründung Kontakte zu Universitäten und wissenschaftlichen Einrichtungen in aller Welt. Auf dieser Seite berichten wir über Erfahrungen von fünf Studierenden, die ihre Zelte für mehrere Monate im Ausland aufgeschlagen haben.

NETZWERKE KNÜPFEN IN YALE

Theresa Reinold
Theresa Reinold in New Haven.
Foto: privat

Theresa Reinold hat das große Los gezogen: Eine Bewerbung beim Akademischen Auslandsamt der Freien Universität bescherte der Politikwissenschaftlerin ein einjähriges Vollstipendium an der renommierten Yale University, der weltweit zweitreichsten Universität. Dort forscht sie während des letzten Jahres ihrer Promotion über den Einfluss der Völkerrechtspolitik der Vereinigten Staaten auf den Wandel des Souveränitätsbegriffs. „Die Forschungsbedingungen sind traumhaft und die Professoren sehr zugänglich“, sagt die 27-Jährige. Bei ihrer Rückkehr im Sommer soll die Dissertation bis auf den Feinschliff fertig sein. Der Start in Yale war problemlos. Anschluss auf dem Campus fand Theresa Reinold leicht, denn in den ersten Tagen jagte ein Empfang den nächsten. Außerdem bewohnt sie in New Haven ein Haus mit acht anderen Studenten. Die erinnern sie gelegentlich daran, dass der Spaß im Studium nicht zu kurz kommen darf: „Oft geht es laut und turbulent bei uns zu.“ Theresa Reinold plant eine Universitätslaufbahn: „Da können Kontakte, die ich in Yale knüpfe, nicht schaden.“

VON BERLIN NACH JERUSALEM

Konstantin Wenzel
Konstantin Wenzel in Jerusalem. Foto: privat

Konstantin Wenzel hat seine Koffer in Jerusalem vor wenigen Tagen ausgepackt. Er profitiert von einem Direktaustausch-Programm zwischen der Freien Universität und der Hebrew University. „Ich werde hier meine Bachelor-Abschlussarbeit über eine jüdische Schrift aus dem frühen Mittelalter verfassen“, sagt der 23-Jährige, der Judaistik und Filmwissenschaft studiert. Er will zudem über die Geschichte des Judentums recherchieren und seine Sprachkenntnisse verbessern. Gute Voraussetzungen bringt er mit, denn er lernt bereits seit drei Jahren Hebräisch. So fiel der Einstufungs-Sprachtest an der Hebrew University dermaßen gut aus, dass er vom obligatorischen Sommerkurs freigestellt wurde. Auch sonst stimmen die Voraussetzungen für ein spannendes Jahr und interessante Begegnungen – Konstantin Wenzel wohnt kostenfrei in einem Wohnheim und erhält einen Zuschuss für die Ausgaben des täglichen Lebens. Der Student ist überzeugt: „Jerusalem wird für mich eine tolle und wichtige Erfahrung.“

MANDARIN IN FERNOST

Marie Hartmann
Marie Hartmann in Shanghai.
Foto: privat

Schanghai hat Marie Hartmann schon vor zwei Jahren in den Bann geschlagen: Beim Praktikum in einem chinesischen Unternehmen stand für die damals 20-Jährige fest, dass sie zum Studium zurückkehren möchte. „Schanghai zählt zu den vielfältigsten und dynamischsten Städten Chinas“, sagt die Studentin der Sinologie, chinesischen Sprache und Betriebswirtschaftslehre. Seit August ist sie an der Fudan University eingeschrieben. „Schanghai ist eine Stadt der Superlative, in der der Westen und die fernöstliche Kultur auf faszinierende Weise aufeinandertreffen“, schwärmt sie. Ihr 23-stöckiges Wohnheim macht da keine Ausnahme: Hier lebt sie mit Kommilitonen aller Kontinente. Sie bewohnt kostenlos ein Einzelzimmer, das keine Wünsche offenlässt. Die Fudan University erfüllt ihre Erwartungen: „Das Kurssystem ist straff und gut organisiert.“ In Berlin will sie sich vor allem ihre Leistungen in chinesischer Sprache anrechnen lassen. Doch sofort zurückkehren will Marie Hartmann im Sommer 2008 nicht: „Ich möchte ein Praktikum in einem internationalen Unternehmen anschließen.“

MULTIKULTI IN DOWN UNDER

Sarah Weihmann
Sarah Weihmann in Sydney.
Foto: privat

Sarah Weihmann ist auf der Überholspur. Wenn die Geographie-Studentin Anfang Dezember nach fünf Monaten aus Sydney an die Freie Universität zurückkehrt, landet sie im sechsten Semester – ihre Kommilitonen beginnen gerade ihr fünftes. Das Extrasemester verdankt sie den Vorlesungszeiten der University of New South Wales, an der sie seit Juli im Rahmen eines Direktaustausch-Programms studiert. Die Studiengebühren trägt die Freie Universität. Den Ausschlag für die Ortswahl gaben die große Vielfalt an Kursen, die Service-Orientierung ihrer Gastuniversität und das angelsächsische Studiensystem, das sie seit einem High-School-Aufenthalt in den USA schätzt. „Ich fühle mich hier gut aufgehoben“, sagt Sarah Weihmann. Die Lehrmethoden seien erfrischend und interaktiv, wenn auch ein wenig zu sehr auf Australien bezogen. Anschluss an das Studentenleben fand die 22-Jährige rasch. Kein Wunder, denn sie teilt ihre Wohnung mit einer Russin, einer Amerikanerin und einer Australierin. Außerdem erleichterten ihr Aussie Mates die ersten Wochen – australische Studenten, die Ausländer unter die Fittiche nehmen.

MEDIENPRAXIS IN SYDNEY

Sara Lühmann
Sara Lühmann in Sydney.
Foto: privat

Wer für ein Auslandsstudium 16 120 Kilometer zurücklegt, sollte ein Ziel vor Augen haben. Sara Lühmann hatte eines, als sie in diesem Sommer ein Flugzeug nach Australien bestieg. Die 22-jährige Studentin der Nordamerikanistik, Publizistik und Filmwissenschaft sammelt ein Jahr lang an der University of Sydney Erfahrungen für ihren Wunschberuf Journalistin, den sie am liebsten in einem öffentlich-rechtlichen Rundfunksender beginnen würde. „Das Fach Media and Communication hat mich gereizt, weil es sehr praktisch ausgerichtet ist“, erläutert Sara Lühmann. Sie lernt, Filme zu planen, zu drehen und zu schneiden, Reportagen zu verfassen und Websites zu erstellen. Gewöhnungsbedürftig waren für Sara Lühmann die vergleichsweise doppelt so hohen Lebenshaltungskosten und die Kälte: „Ich habe tagelang gefroren und konnte nicht fassen, wie die Leute im Winter ohne Zentralheizung leben können.“ Sie selbst bewohnt mit zwei Australierinnen eine Wohngemeinschaft in der Nähe der Uni. Bei ihrem Studentenjob hält sie es indes europäisch: Sie arbeitet in einer italienischen Eisdiele.