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Schlag auf Schlag

Von Dieter Lenzen

Hätte die Freie Universität einen Chronisten, so würde das zurückliegende Semester ihm viel Arbeit gebracht haben. Während die Wissenschaftler der Freien Universität zu insgesamt neun Anhörungen im Rahmen des Exzellenzwettbewerbs unterwegs waren, stand die Universität keineswegs still. Eine Kette von Ereignissen hielt uns in Atem: die Verleihung des Zertifikats „familiengerechte Hochschule“ des Bundeswirtschafts- und Bundesfamilienministeriums, die Auszeichnung der Freien Universität als erfolgreichste „Ideenschmiede“ im Rahmen des Businessplan-Wettbewerbs Berlin-Brandenburg, die Übergabe einer neuen Stiftungsprofessur durch die Bundesdruckerei, der Besuch des Bundespräsidenten, der erste Spatenstich für das neue Hotel- und Konferenzzentrum des Star-Architekten Helmut Jahn, die Eröffnung der Dahlem Research School mit einer Festrede des Nobelpreisträgers für Chemie Richard Ernst, die Gründung des Zentrums für Schulkooperationen – um nur einige der vielen Ereignisse zu nennen.

Besser kann Kontinuität sich nicht zum Ausdruck bringen als dadurch, dass die Dynamik der Ereignisse ungebrochen anhält. Gleichzeitig sind sie in ihrer Unterschiedlichkeit Ausdruck für das, was auch das Programm der gerade begonnenen Amtszeit des neuen Präsidiums sein wird.

So steht die Stiftung und erste Verleihung des Freiheitspreises an den Friedensnobelpreisträger Kim Dae Jung für den Platz der Freien Universität in einer kleiner werdenden Welt, deren wachsende Konflikte gelegentlich als Bestandteil eines Globalisierungsprozesses bezeichnet werden. In dieser von Unsicherheit, aber auch Chancen gekennzeichneten globalen Entwicklung kommt es darauf an, dass die höchste Errungenschaft über zweihundertjähriger Bemühungen um die Etablierung der Menschenrechte weltweit auch durch eine akademische Institution gewürdigt wird: der Kampf für die Freiheit des Einzelnen durch einzelne Männer und Frauen im Interesse aller Menschen. Es gibt keine zweite Universität, die dafür prädestiniert wäre, weil in ihr Gedächtnis der Kampf um Freiheit so eingetragen ist, dass dieses Gut mit ihr identisch ist.

Freiheit ohne Gerechtigkeit ist keine Freiheit, sondern Libertinage. Deswegen sind wir stolz darauf, uns „familiengerechte Hochschule“ nennen zu dürfen. In diesem Titel kommt zum Ausdruck, dass die Freie Universität Freiheit nicht ohne Gerechtigkeit will: in diesem Fall Gerechtigkeit für Frauen und Männer, die nicht gezwungen sein sollen, ihre akademische Laufbahn dem Familienwunsch zu opfern. Deshalb hat die Freie Universität einen breiten Maßnahmenkatalog entwickelt, um den großen Vorsprung, den sie unter den deutschen Universitäten diesbezüglich hat, noch weiter auszubauen.

Die Gründung der Dahlem Research School ist gleichzeitig Ausdruck der Entschlossenheit, intransparenten Abhängigkeitsverhältnissen zwischen Promovierenden und Hochschullehrern eine Alternative gegenüberzustellen: ein vertraglich geregeltes Betreuungsverhältnis mit mehreren Doktor-„Eltern“ und nicht nur einem -„Vater“. Stipendien für den jungen wissenschaftlichen Nachwuchs und ein zuverlässiges Angebot, innerhalb der überschaubaren Zeit von drei Jahren promoviert zu sein, gleichzeitig auf höchstem internationalen Niveau, für das Qualitätskontrolle und engste Kooperation mit außeruniversitären Einrichtungen die Garanten sind.

Mit all diesem leistet die Freie Universität ihren Beitrag für die Zukunftsentwicklung der Stadt Berlin, in der sie als wissenschaftliche Einrichtung mit Freude und Zuversicht ihre Pflicht erfüllt. Es ist das Geld der Bewohner dieser Stadt, mit dem wir Zukunft schaffen. Deshalb ist es auch wichtig, wenn Unternehmen wie die Bundesdruckerei einen Stiftungsbeitrag in Millionenhöhe als Anerkennung für diese Bemühungen leisten, und es ist wichtig zu wissen, dass die Freie Universität gemeinsam mit den anderen Universitäten beispielgebend für den sorgfältigen Umgang mit dem Geld der Bürger ist: So hat der soeben veröffentlichte Kosten- und Leistungsvergleich der norddeutschen Universitäten ergeben, dass die Kennzahlen in allen Leistungsfeldern einer Universität deutlich günstiger ausfallen als im Durchschnitt aller untersuchten Universitäten. Vereinfacht gesagt: Wir machen mehr Wissenschaft aus einem Euro als andere. Wir sind dankbar dafür, dass uns diese Chance gegeben wurde.

Der Autor ist Präsident der Freien Universität Berlin.