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In der Vergangenheit graben

LANGE NACHT DER WISSENSCHAFTEN Unterwegs auf dem Campus Dahlem

Von Oliver Trenkamp

Die Gräben waren schon lange verschüttet, überall wuchs Gras. Vor fast 7000 Jahren waren sie angelegt worden als Verteidigungsanlage für eine kleine Siedlung, günstig gelegen auf einem Hügel in Rumänien. Dann verfielen sie und die Zeitalter begruben sie unter Sand, Erde und Stein. Kein Mensch erinnerte sich mehr, sie wurden Vergangenheit. Bis Archäologen der Freien Universität kamen und eine exakte Karte des Grabensystems erstellten – ganz ohne zu graben.

Die Wissenschaftler benutzen ein Gerät, das Abweichungen des Erdmagnetfelds misst. Der Computer errechnet aus den Daten ein Bild, auf dem vor allem viele Grautöne zu sehen sind. Die Forscher können so erkennen, wo Bauwerke begraben liegen: Mauern, Säulen oder eben Gräben – eine Karte der Vergangenheit. „Das Verfahren heißt magnetische Prospektion“, erklärt Stefan Suhrbier vom Institut für Prähistorische Archäologie. „Es hilft uns, gezielt zu graben, nämlich nur an den Stellen, die uns wirklich interessieren.“ Etwa an Toren oder dort, wo zwei Gräben aufeinander treffen.

Zur „Langen Nacht der Wissenschaften“ zeigen die Forscher, wie das Gerät funktioniert. Und sie zeigen, wie man wissenschaftlich gräbt. Im Garten hinter ihrem Institut haben sie eine Grabungsstelle aufgebaut, inklusive Zelt und Flatterband. Besucher können für ein paar Stunden mit Schaufel und Kelle zu Hobby-Archäologen werden, unter fachkundiger Anleitung. Damit die Besucher nicht umsonst buddeln, haben die Archäologen extra ein paar Artefakte vergraben – und dabei noch echte Reste von Bauwerken in ihrem Garten entdeckt. „Wir sind selbst gespannt, worauf wir bei der ,Langen Nacht‘ stoßen“, sagt Suhrbier. Er tippt auf Funde aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Das wäre geradezu jung im Vergleich zu den Zeitaltern, mit denen sich die Forscher sonst beschäftigen: Bis in die Steinzeit geht es da zurück.

Zum Programm gehört auch eine Grabung für Kinder: Die können nach alten Knochen und Scherben suchen, aber auch Überraschungen finden. Außerdem wird in einem prähistorischen Lehmofen Brot nach Steinzeit-Art gebacken. Besucher können außerdem nachgekochte Rezepte aus dem alten Rom und aus der Steinzeit probieren: ein Gersten-Linsen-Eintopf mit Speck beispielsweise und ein süßer Getreidebrei.

Graben, Grütze und Gelehrte – Archäologie zum Anfassen, 17 bis 1 Uhr, Ort: Altensteinstraße 15, 14195 Berlin, Gebäudenr. 19, Infos: www.fu-berlin.de/preahist