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Das Genom der Honigbiene ist entschlüsselt

Maja hat keine Geheimnisse mehr. Das Vorbild der kleinen Zeichentrickheldin, die westliche Honigbiene (Apis mellifera), ist nach der Fruchtfliege, Seidenraupe und Moskito-Mücke das vierte Insekt, dessen Gensequenz vollständig entschlüsselt worden ist. An dem Projekt sind 170 Forscher aus 16 Ländern beteiligt – darunter auch Biologen der Freien Universität Berlin.

Die Honigbiene besitzt nach den Erkenntnissen der Wissenschaftler genau 10 157 Gene – der Mensch hingegen über 35 000. Trotz dieser kleinen Gen-Ausstattung sind Bienenvölker genauso sozial strukturiert wie Menschen und schaffen es, die Aufgabenverteilung in ihrem Staat bis ins Detail zu regeln. Diese Fähigkeit verdanken sie Genen, die bei ihnen eine andere Funktion haben als bei den übrigen Insekten: Die Gensequenz, die bei der Biene die Sozialstruktur ausbildet, steuert zum Beispiel bei der Fruchtfliege die Entwicklung des Gehirns. Mit Genen, die der Gedächtnisbildung der Bienen zugrunde liegen, haben sich die Neurobiologen Dorothea Eisenhardt und Gérard Leboulle von der Freien Universität Berlin beschäftigt. Sie fanden unter anderem heraus, dass bestimmte, für das Lernen wichtige Gene bei der Biene seltener vorkommen als beim Menschen, aber genauso häufig wie bei der Fruchtfliege.

Im Gegensatz zu Fruchtfliegen sind Bienen keine Feinschmecker: Bei ihnen sind weitaus weniger Gene für den Geschmackssinn zuständig als bei anderen Insektenarten. Deutlich mehr Gene hat die Biene dagegen für Geruchsrezeptoren. Die braucht sie für die Nahrungssuche, zur Orientierung sowie zur Wahrnehmung von Duftstoffen, mit denen sie kommuniziert.

Eines der wichtigsten Ergebnisse des Projekts ist, dass fast die Hälfte der Bienen-Gene denen des Menschen gleicht. Das Genom der Honigbiene könnte der Humanmedizin bei der Bekämpfung von Krankheiten und in der Altersforschung Impulse geben. Ilka Seer