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„Ein Stück China mitten in der Freien Universität“

Erstes deutsches Konfuzius-Institut in Dahlem eröffnet

„Chinesisch zu sprechen ist nicht viel schwerer als Englisch zu sprechen.“ Das meint zumindest Mechthild Leutner, Sinologie-Professorin an der Freien Universität Berlin. Die Schriftzeichen – die ältesten der Welt – seien zwar kompliziert, doch auch hinter ihnen stecke ein System, das man erlernen könne. Möglichkeiten hierfür bietet das neue Konfuzius-Institut, das am 27. April 2006 an der Freien Universität eröffnet wurde – es ist deutschlandweit das erste. Initiator dieser Bildungseinrichtung, deren Name auf den großen chinesischen Philosophen Konfuzius (ca. 551 bis 479 v. Chr.) zurückgeht, ist die Nationale Staatliche Leitungsgruppe für Chinesisch als Fremdsprache der Regierung der Volksrepublik China. Die Gründung des Konfuzius-Institiuts in Berlin erfolgte in Kooperation der Freien Universität Berlin mit der Pekinger Universität „Beida“, die in den Geistes- und Sozialwissenschaften als die renommierteste Universität Chinas gilt. Beide Hochschulen arbeiten seit 1981 erfolgreich in Forschung und Lehre zusammen. So hat die Freie Universität Berlin etwa im September 2005 an der „Beida“ das Zentrum für Deutschlandstudien mitgegründet und übernimmt für drei Jahre dessen Federführung.

China ist auf dem Vormarsch. In den vergangenen drei Jahren hat das Reich der Mitte für ein Drittel des weltweiten Wirtschaftswachstums gesorgt. „Im Zuge der chinesischen Öffnungspolitik und der Entwicklung einer marktwirtschaftlichen Gesellschaft brach in den letzten Jahren weltweit ein regelrechtes China-Fieber aus“, sagte der Präsident der Peking-Universität, Professor Xu Zihong, zur Eröffnung des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin. Laut der Zeitschrift „China heute“ ist Chinesisch bereits jetzt in Australien die beliebteste, in den Vereinigten Staaten die zweitpopulärste Fremdsprache. In Deutschland wird das steigende China-Interesse zunehmend im Bildungssektor deutlich. Viele Schulen nehmen in die Curricula neben klassischen Unterrichtsfächern wie Englisch und Französisch auch Chinesisch als Fremdsprache auf: „In Berlin bieten bereits 14 Schulen Chinesisch an, die Tendenz ist steigend“, sagt Mechthild Leutner. Auch die steigenden Studienbewerberzahlen im Fachgebiet Sinologie – heute sind an der Freien Universität knapp 340 Sinologie-Studierende eingeschrieben – spiegeln das Interesse an der chinesischen Sprache und Kultur in Deutschland wider. Die Bundeszentrale für politische Bildung spricht von einer „kulturpolitischen Offensive“ – das Konfuzius-Institut ist ein Teil davon.

Auch in Berlin soll das Konfuzius-Institut seinen Teil zur Verbreitung der chinesischen Kultur und Sprache beitragen. Das Zentrum, eine chinesische Variante der deutschen Goethe-Institute, wird eng mit der Fachrichtung Sinologie am Ostasiatischen Seminar der Freien Universität Berlin zusammenarbeiten. „Mit Kursen zur Vorbereitung auf die international anerkannte Sprachprüfung ,Hanyu Shuiping Kaoshi‘, Veranstaltungen für die Lehrerfortbildung oder Seminaren für Wirtschaftschinesisch wollen wir Studierende aller Fachrichtungen und Teilnehmer aus den verschiedendsten Berufsfeldern erreichen“, sagt Mechthild Leutner. Ausgewiesene China-Experten werden Vorträge zur chinesischen Geschichte, Kultur, Politik und Wirtschaft sowie Seminare und Workshops zu speziellen Themen wie der Traditionellen Chinesischen Medizin und der chinesischen Kalligraphie und Malerei halten. Regelmäßige Ausstellungen und Filmvorführungen ergänzen das Kulturprogramm.

Weltweit gibt es insgesamt nur zwanzig Konfuzius-Institute. Das erste wurde Ende 2004 in Seoul eingerichtet. Als im August 2005 der 1. Weltkongress für chinesische Sprache in Peking stattfand, wurde der Freien Universität Berlin bereits die zehn Kilo schwere Institutstafel feierlich überreicht, die jetzt den Eingang der chinesischen Einrichtung in der Dahlemer Goßlerstraße schmückt.

Das Konfuzius-Institut in Berlin sei, so Universitätspräsident Professor Dieter Lenzen, „ein Stück China mitten in der Freien Universität“. Auf der Eröffnungsfeier, an der auch der chinesische Botschafter Ma Canrong teilnahm, zeigte sich Berlins Bürgermeisterin Karin Schubert (SPD) erfreut darüber, dass das chinesische Institut an der Freien Universität Berlin eingerichtet worden ist: „Die Freie Universität verfügt über ein starkes Ostasiatisches Seminar und gehört zu den leistungsstärksten Universitäten des Landes, wie der Exzellenz-Wettbewerb kürzlich gezeigt hat.“ Seit 1956 bietet die Universität Sinologie als interdisziplinär ausgerichteten Studiengang an.

Adresse: Konfuzius-Institut an der Freien Universität Berlin, Goßlerstr. 2–4, 14195 Berlin,
Telefon: 030 / 838-72881, E-Mail: info@konfuziusinstitut-berlin.de, www.konfuziusinstitut-berlin.de.

Von Ilka Seer