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In Moskau und Berlin studieren

FREIE UNIVERSITÄT BERLIN: Zentrum für internationalen Austausch

Mit dem Doppelmasterprogramm erwerben Studierende zwei Abschlüsse

Die deutsch-russischen Beziehungen sind nicht nur auf der Regierungsebene gut. Sie sind zunehmend auch vital in ihrer gesellschaftlichen Dimension. Ein Ausschnitt davon sind die Beziehungen zwischen der Freien Universität Berlin und dem Moskauer Staatlichen Institut für Internationale Beziehungen (MGIMO). Beide sind seit 2001 vertragliche Kooperationspartner. Was mit einem Abkommen über einen Studierendenaustausch begann, ist in der Zwischenzeit zu einem vielseitigen Netzwerk von Kooperationsprojekten angewachsen. Im Mittelpunkt der seit zwei Jahren intensivierten Beziehungen zwischen den Universitäten stehen zwei Studiengangsprojekte. Im Februar 2005 startete der mit DAAD-Mitteln geförderte und von der Freien Universität Berlin durchgeführte deutschsprachige Studiengang (DSG) am MGIMO. Im ersten Zyklus sind zwanzig Studierende der politikwissenschaftlichen Fakultät sowie der Fakultäten für Journalistik und Internationales Recht des MGIMO eingeschrieben. Im Verlauf eines Jahres absolvieren sie drei Module: Einführung in die Politikwissenschaft, Internationale Beziehungen und Europäische Integration sowie Vergleichende Politikfeldanalyse.

Ziel des Studiengangs ist es, die Studierenden in deutscher Sprache mit Inhalten und Herangehensweisen der deutschen und europäischen Politikwissenschaft vertraut zu machen. Die Veranstaltungen in den Modulen werden zu circa siebzig Prozent von Lehrenden der Freien Universität Berlin und 30 Prozent von Lehrenden des MGIMO geleitet. In Kooperation mit dem Goethe-Institut in Moskau wird darüber hinaus ein zusätzlicher Deutschsprachkurs angeboten, der allen Studierenden aus Moskau offen steht. Nach Abschluss aller Module erhalten die Studierenden ein Zertifikat, das ihnen die erfolgreiche Teilnahme an dem Zusatzstudiengang bescheinigt. Wer besonders gute Leistungen erbracht hat, erhält darüber hinaus die Möglichkeit, den Studiengang durch einen ebenfalls mit einem DAAD-Stipendium geförderten einsemestrigen Studienaufenthalt in Berlin zu krönen. Dieser politikwissenschaftliche Zusatzstudiengang soll in der Zukunft zu einem Masterprogramm ausgebaut werden.

Mit dem Beginn des Wintersemesters haben die ersten Teilnehmer am Doppelmasterprogramm Internationale Beziehungen von Freier Universität Berlin und MGIMO ihr Studium aufgenommen. Doppelmasterprogramme sind eine neue Erscheinung im entstehenden europäischen Hochschulraum. Sie verknüpfen Masterprogramme der kooperierenden Universitäten und sind mit Auslandsaufenthalten und Auslandspraktika gekoppelt. Im deutsch-russischen Master Internationale Beziehungen sind die beteiligten Studiengänge die Magistratura Weltpolitik des MGIMO und der Master Internationale Beziehungen, ein Gemeinschaftsprojekt der Freien Universität Berlin, der Humboldt Universität zu Berlin sowie der Universität Potsdam.

Die Studierenden absolvieren die ersten beiden Semester ihres zweijährigen Studiums an ihrer jeweiligen Heimatuniversität. Für das dritte Semester sowie ein Auslandspraktikum halten sie sich insgesamt sieben Monate an der Partneruniversität auf. Hier erbringen sie einen Teil der für den Abschluss erforderlichen Leistungen im Lehrprogramm der Partnerhochschule und besuchen außerdem Sprachkurse. Diese Auslandsphase wird begleitet von zwei gemeinsamen Seminaren unter deutsch-russischer Leitung in Berlin/Potsdam und Moskau, an denen alle Studierenden des Programms teilnehmen. Die Abschlussarbeit wird dann – ebenfalls unter deutsch-russischer Supervision – wieder an der Heimatuniversität verfasst. Für alle erbrachten Leistungen, die mit 135 Leistungspunkten nach ECTS den normalen Master um 15 Leistungspunkte übersteigen, erhalten die Studierenden das Diplom beider Universitäten. Da der Master Internationale Beziehungen in Berlin/Potsdam eine ähnliche Kooperation mit dem Institut des Sciences Politiques in Paris errichtet, ist mittelfristig auch eine trilaterale Verknüpfung dieser Programme denkbar. Es liegt auf der Hand, dass diese Form der Kooperation viel zur internationalen Vernetzung der Hochschulen beiträgt. Die Studierenden erhalten die Möglichkeit, ohne Zeitverlust in einem eigens dafür konstruierten Programm an beiden Universitäten zu studieren. Graduierte der Freien Universität Berlin können als Langzeit- oder Kurzzeittutoren am MGIMO an der Umsetzung des DSG-Programms mitwirken. Auch die Lehrenden haben sowohl im deutschsprachigen Studiengang Politikwissenschaft am MGIMO als auch im Rahmen des Doppelmaster Internationale Beziehungen die Möglichkeit, den Lehrbetrieb der Partneruniversität kennen zu lernen und sich inhaltlich auszutauschen.

Ohne erheblichen personellen und materiellen Einsatz wäre eine solch intensive Kooperation kaum möglich. In Berlin obliegt die Koordination und Betreuung der Projekte der Professur für Internationale und Osteuropäische Politik (Prof. Dr. Klaus Segbers, Otto-Suhr-Institut und Osteuropa-Institut). Die Fakultät für Politikwissenschaft des MGIMO (Prof. Dr. Andrej Melvil) ist auf der russischen Seite für die Zusammenarbeit mit der Freien Universität Berlin verantwortlich. In zweimal jährlich stattfindenden Direktoriumstreffen werden die Projekte evaluiert und die nächsten Schritte der Kooperation festgelegt. Die Freie Universität Berlin unterhält darüber hinaus seit nunmehr anderthalb Jahren ein Büro am MGIMO. Hier arbeiten sowohl die Repräsentantin der Freien Universität Berlin am MGIMO als auch die Tutoren im DSG gemeinsam mit den deutschen und russischen Projektpartnern an der Umsetzung und Ausgestaltung der gemeinsamen Projekte.

Für das Frühjahr 2006 planen die beiden Universitäten eine Tagung in Moskau. Unter der Themenstellung „Educational Reforms in Russia and Germany“ sollen sowohl die gemeinsamen Projekte präsentiert als auch Probleme und Potenziale der Hochschulreformprozesse in beiden Ländern diskutiert werden.

Informationen: www.oei.fu-berlin.de

Von Klaus Segbers Und Sabine Fischer. Sabine Fischer ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Osteuropa-Institut der Freien Universität Berlin.