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Propaganda gegen moderne Kunst

AKTIONSWOCHE Krieg und Frieden – die Lage der Wissenschaft nach 1945

Mit der Ausstellung „Entartete Kunst“ 1937 in München fand die nationalsozialistische Propaganda gegen die moderne Kunst ihren Höhepunkt. Anschließend ließen die Nationalsozialisten die gesamten Museumsbestände beschlagnahmen und verboten entsprechende Ausstellungen. Damit verschwanden Werke der klassischen Moderne fast vollständig aus der Öffentlichkeit. Die Ausstellung „Entartete Kunst“ wurde propagandistisch ausgenutzt. Bei dieser Diffamierung der modernen Kunst – die ja eine Anerkennung in größeren Bevölkerungskreisen noch gar nicht erreicht hatte – konnten sich die Organisatoren des Einverständnisses des überwiegenden Teils der Besucher sicher sein. Und tatsächlich wurde mit der Ausstellung und der sie begleitenden Pressekampagne die Masse der Bevölkerung noch einmal in Übereinstimmung mit der nationalsozialistischen Ideologie gebracht.

Zwar herrschten in der Münchner Ausstellung die Werke der Expressionisten vor, aber bei der Vorbereitung der nächsten Station ihrer Tournee im Frühjahr 1938 in Berlin hatte man die Zusammenstellung deutlich politisiert. Die Polemik verlagerte sich deutlich auf die Herausstellung der wichtigsten Feindbilder, indem die „Entartung“ der Kunst auf eine „jüdisch-bolschewistische“ Weltverschwörung mit dem Ziel einer „Zersetzung“ der deutschen Kultur zurückgeführt wurde. So passten sich die Angriffe auf die künstlerische Moderne in die ideologische Kriegsvorbereitung ein, da sie die Feindbilder mobilisierten.

1933 schien die Aussöhnung des Nationalsozialismus mit dem Expressionismus vielen noch möglich. Gleichzeitig aber wurden die Vertreter der Moderne aus Museen und Lehrämtern entlassen. Die Aktivisten dieser Angriffe kamen zumeist aus den Kreisen des bereits seit 1929 bestehenden „Kampfbunds für Deutsche Kultur“.

Charakter und Methoden nationalsozialistischer Kunstpolitik, Schicksale und Haltungen von Künstlern, Kunsthistorikern und Händlern sind ebenso Gegenstand der Recherchen in der von der Ferdinand Möller Stiftung geförderten Forschungsstelle „Entartete Kunst“ am Kunsthistorischen Institut der Freien Universität Berlin wie die Wege der 1937 beschlagnahmten Kunstwerke bis zu ihrem heutigen Standort.

Die Autoren, Andreas Hünike und Christoph Zuschlag, arbeiten als wissenschaftliche Mitarbeiter an der Forschungsstelle Entartete Kunst. Nähere Informationen: www.fu-berlin.de/kunstgeschichte/institut/entartet.htm