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Dem Bluthochdruck auf der Spur

Genetische Ursachen der Herzmuskelschädigung werden untersucht


„Nach langer schwerer Krankheit“ liest man häufig in Todesanzeigen. Oft ist das ein Hinweis darauf, dass ein Mensch an Krebs gestorben ist. Doch nicht Krebserkrankungen, sondern Herz-Kreislauferkrankungen sind in Deutschland die häufigste Todesursache. Jedes Jahr sterben hierzulande mehr als 400 000 Menschen an Bluthochdruck oder einer der anderen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Das betrifft 43 Prozent aller Männer und über 50 Prozent aller Frauen. Als „heimlichen Killer“ bezeichnete das amerikanische Time Magazine in seinem Jahresrückblick 2004 den Bluthochdruck.

Arterielle Hypertonie, wie Mediziner den Bluthochdruck nennen, gehört zur Gruppe der Herz-Kreislauferkrankungen, ebenso wie krankhafte Veränderungen an den Herzkranzgefäßen und Herzrhythmusstörungen. Aber auch die Folgeerkrankungen von Bluthochdruck schlagen sich in der Statistik nieder: So führen beispielsweise Schlaganfälle, Herzinsuffizienz, Herzinfarkt oft genug zum Tod.

Klinische Pharmakologen am Campus Benjamin Franklin der Charité erforschen derzeit, warum einige Menschen trotz ihres Bluthochdrucks nicht erkranken, während andere Patienten Organschäden erleiden. Neue und bessere Ansätze für Diagnostik und Therapie sind das Ziel. Mit fünf Millionen Euro fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) seit 2001 die Bluthochdruckforschung, an der Forschergruppen aus Berlin, Heidelberg, Lübeck, Münster und Nürnberg-Erlangen beteiligt sind. Eingebettet ist das Projekt in das Nationale Genomforschungsnetzwerk (NGFN).

In Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts haben die Pharmakologen vom Benjamin Franklin Klinikum bereits Fortschritte gemacht: Mit Hilfe eines Lasers können sie in mikroskopisch kleinen Gewebeproben die Funktion einzelner Gene bestimmen. Um den genetischen Ursachen der Herzmuskelschädigung bei Bluthochdruck auf die Spur zu kommen, bedient sich die Arbeitsgruppe am Campus Benjamin Franklin in Steglitz der vergleichenden Genomforschung. Sie beruht auf der Beobachtung, dass wesentliche Genstrukturen und Genfunktionen bei verschiedenen Lebewesen (Spezies) gleich sind. Wenn man die Funktion bestimmter Gene entschlüsselt, dann lassen sich diese Erkenntnisse leichter auf andere Arten, wie etwa auf den Menschen übertragen. Die Wissenschaftler hoffen nun, dass die Methode auch bei ihren Experimenten greift.

Nähere Informationen: www.ngfn.de

Von Reinhold Kreutz, Leiter der Abteilung Klinische Pharmakologie, Campus Benjamin Franklin, Charité.