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Alternative Tests

Interdisziplinäres Forscher-Team arbeitet an Verfahren, die Versuchstiere ersetzen


Seit Jahrzehnten bemühen sich Tierschutzverbände, um die Abschaffung oder Reduzierung von Tierversuchen für chemische, medizinische und kosmetische Zwecke. Der Hauptfeind der Tierschützer ist dabei meist der Wissenschaftler im weißen Kittel, der an wehrlosen Tieren immer neue Substanzen testet. Das Hauptproblem in der Sache ist jedoch, dass die Risiken neuer Chemikalien für den Menschen aufgeklärt werden müssen. Der Gesetzgeber verlangt deshalb nach ausführlichen Versuchsreihen, bevor die entsprechende Substanz für den menschlichen Gebrauch zugelassen wird.

Seit einigen Jahren gibt es jedoch in der Wissenschaft vermehrte Bemühungen um Alternativen zu Tierversuchen. Unter der Leitung von Professor Monika Schäfer-Korting, Institut für Pharmazie, arbeiten seit September 2002 Wissenschaftler der Freien Universität (FU) in einem interdisziplinären Team von Dermatologen, Pharmazeuten, Pharmakologen und Veterinärmedizinern in einem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderten Projekt an der Entwicklung eines alternativen Testverfahrens zur Aufnahme von Pharmaka, Industriechemikalien und Pflanzenschutzmittel über die Haut.

Als Ersatz für das Tier, aber auch als Ersatz für die nicht hinreichend verfügbare menschliche Haut, wird an im Labor erzeugter künstlicher menschlicher Haut untersucht, wie die verschiedensten Wirkstoffe aufgenommen werden. Nur aufgenommener Wirkstoff kann ja zu Vergiftungen führen – oder als Arzneistoff Krankheiten heilen! Die Untersuchungen, bei denen die Wirkstoffe auf die Hautoberfläche aufgetragen werden, erfolgen parallel in insgesamt acht Laboren, um so sicherzustellen, dass die Testmethode zuverlässige Ergebnisse liefert. Gerade ist die erste Phase der Versuche abgeschlossen und die abschließende einjährige Validierungsphase eingeläutet worden. Die Ergebnisse werden 2006 dem Europäischen Zentrum zur Validierung von Alternativmethoden (ECVAM) zur unabhängigen Bewertung übergeben. Wenn alles gut läuft, kann die Methode dann gemäß einer kürzlich wirksam gewordenen OECD-Prüfrichtlinie zur Bestimmung der Aufnahme von Fremdstoffen durch die Haut verwendet werden.

Unter der Leitung von Monika Schäfer-Korting und Burkhard Kleuser wird außerdem mit EU-Mitteln seit August 2004 ein Trainingslabor zum Erlernen alternativer Testverfahren aufgebaut. Wissenschaftler aus Industrie und Hochschulen aus ganz Europa sollen dort ab Sommer 2005 anerkannte Alternativmethoden sowie weitere in fortgeschrittenen Entwicklungsstadien befindliche kennen lernen können. In der nächsten Tagesspiegelausgabe der Freien Universität berichten wir ausführlich über die Arbeit des Teams um Frau Schäfer-Korting und zeigen, wie moderne biotechnologische Methoden Versuchstiere in großer Zahl ersetzen können.

 

Von Isabel Pasch