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„Das Salz in der Suppe“

Das Institut für Kultur- und Medienmanagement wird an die FU verlagert

Das seit 1991 an der Hochschule für Musik (HfM) „Hanns Eisler“ Berlin angesiedelte Institut für Kultur- und Medienmanagement (IKM) ist zum WS 2004/2005 an die Freie Universität Berlin (FU) verlagert. Damit verbunden ist die Umwandlung des Diplomstudiengangs in den Masterstudiengang „Arts and Media Administration“. Volker Heenes sprach mit dem Direktor des Instituts, Prof. Dr. Klaus Siebenhaar:

Herr Siebenhaar, was versteht man unter „Kulturmanagement“?
Kulturmanagement unternimmt den Versuch, den öffentlichen Kulturbetrieb und das öffentliche Kultursystem unternehmerisch zu professionalisieren. Dabei werden wirtschaftliches Denken, Steuerungs- und Planungsprozesse, wie sie im so genannten Profitbereich üblich sind, übertragen. Unser Selbstverständnis ist jedoch ein wertkonservatives: Kultur oder Kunst sind per se keine Management-Objekte, weil sie im Kern nicht planmäßig-funktionalistisch zu produzieren sind. Die institutionellen Kontexte bedürfen jedoch sehr wohl Management-Kompetenzen im Sinne von Ermöglichung und Unterstützung. Dergestalt betreiben wir die Kulturmanagement-Ausbildung am IKM.

Sie waren an der HfM „Hanns Eisler“ angesiedelt und wechseln nun an die FU, warum?
Eine Expertenkommission, die 2003 die Kunsthochschulen in Berlin evaluierte, schlug die Konzentration auf die Kernkompetenzen vor. Der Vorschlag, dass unser Studiengang an die Universität der Künste geht, kam für mich nicht in Frage. Wir bringen ein großes Netzwerk an Kultur- und Medienkooperationen mit und verfügen über 13 Jahre intensive Erfahrung mit Praxisorientierung und berufsbildender Vorbereitung im universitären Kontext.

Wo ist der Studiengang an der FU Berlin angesiedelt?
Im Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften, wir sind dort eine eigene wissenschaftliche Einrichtung und fühlen uns bestens aufgehoben.

Wer kann sich für den Masterstudiengang bewerben?
Die Bewerber müssen unter anderem über ein abgeschlossenes Hochschulstudium in einem geistes-, sozial-, wirtschafts- oder rechtswissenschaftlichen Fach verfügen, mit einem herkömmlichen Abschluss wie Magister, Diplom oder Staatsexamen beziehungsweise, und das ist neu, dem Bachelor. Das Studium dauert zwei Jahre, immatrikuliert werden 25 Studenten pro Jahr.

Was sind die Studieninhalte?
Der für Kulturmanagement notwendige Theorie-Praxis-Verbund spiegelt sich im Curriculum wieder: Betriebswirtschaftslehre, sehr praxisorientiert, Management von Kultur- und Medieninstitutionen, Vermittlung juristischer Grundkenntnisse sowie die Einführung in Projektmanagement und öffentliche Kulturförderungssysteme. Hinzu kommt eine Art studium generale: medien- und kulturgeschichtliche Seminare sowie kulturpolitische und -soziologische Grundlagen. Das Salz in der Suppe sind die großen Praxisprojekte, die wir selbst initiieren und durchführen. Den Studierenden bietet sich die besondere Gelegenheit, während des Studiums Gelerntes - mit Kooperationspartnern - professionell umzusetzen. Dann verwandeln wir uns in eine Art Agentur mit allem, was dazugehört: Erfolgsdruck, öffentliche Aufmerksamkeit, produktivem Chaos. So haben wir zum Beispiel die erste repräsentative Kunstmarktstudie Berlin oder das Projekt „Kunstherbst Berlin“ für „Partner für Berlin“ konzipiert und durchgeführt und entwickelten in Kooperation mit der IHK Berlin den ersten Kulturindex in Deutschland.

Wie sehen die Berufsaussichten der Absolventen aus?
Das verfolgen wir ziemlich genau, denn wir haben jährlich ja immer nur gut fünfzig Studenten, die wir auf keine spezifischen Berufsbilder hin ausbilden. Wir wollen eine möglichst breite Orientierung und die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen, die dazu befähigen, in unterschiedlichsten Bereichen tätig zu sein. Die Absolventen sind unter anderem in den Bereichen Presse und Marketing tätig, in Unternehmensberatungen, im Künstlermanagement, der Veranstaltungsorganisation oder gründen eigene Unternehmungen. Die Intendantin des Beethoven-Festivals in Bonn ist ebenso eine Absolventin von uns wie der Orchesterdirektor von Kent Nagano oder die Kommunikationschefin der Berliner Festspiele, und ausländische Absolventen aus Griechenland oder Spanien bekleiden heute teilweise hohe Positionen in den dortigen Ministerien.

Prof. Dr. Klaus Siebenhaar ist der Direktor des Instituts für Kultur- und Medienmanagement