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Theaterspielen als Schule für das Leben

Ein Film zeigt, wie drei junge Männer in einem mexikanischen Gefängnis durch das Theater neuen Lebensmut schöpfen

01.12.2017

„Coraje – Courage – Wut Mut“: Der Film von Janina Möbius dokumentiert die theaterpädagogische Arbeit in mexikanischen Jugendgefängnissen.

„Coraje – Courage – Wut Mut“: Der Film von Janina Möbius dokumentiert die theaterpädagogische Arbeit in mexikanischen Jugendgefängnissen.
Bildquelle: Filmstill ©Janina Möbius

Edgar, Juan Manuel und Edwin sind drei junge Männer aus den Armenvierteln von Mexiko-Stadt. Alle drei saßen in einem der berüchtigten Jugendgefängnisse der mexikanischen Hauptstadt – und alle haben dort Theater gespielt. Im Gefängnistheater haben die Jugendlichen andere soziale Erfahrungen gemacht und neuen Lebensmut geschöpft – nun, nach Jahren der Haft, stellt sich die Frage, was in der Freiheit davon übrig bleibt. Sie kehren zurück in ihre Elternhäuser und Viertel, wo Alkohol, Drogen und Gewalt den Alltag prägen

Mehr als vier Jahre begleitete die promovierte Theaterwissenschaftlerin und Filmemacherin Janina Möbius die jungen Männer durch die Haft und die Zeit danach. Daraus ist der Film „Coraje – Courage– Wut Mut“ entstanden, der im November im City Kino Wedding in Berlin präsentiert wurde. „Theater als Sozialarbeit im Kontext Gefängnis ist in Mexiko ein neues Phänomen“, sagt Möbius. „Es ist ein Element, das Freiraum schafft.“

Der Film ist einer der Höhepunkte des durch den europäischen Forschungsrat geförderten Projekts „The Aesthetics of Applied Theatre“ (Die Ästhetik angewandten Theaters) am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Fünf Jahre lang haben dort Theaterwissenschaftlerinnen und –wissenschaftler unterschiedliche „angewandte“ Formen des Theaters untersucht, die weltweit außerhalb der Kunstsphäre und ihren Institutionen stattfinden.

„Entgegen dem klassischen Theater verfolgt das angewandte Theater konkrete Zwecke und Ziele im Alltag“, sagt Matthias Warstat, Professor für Theaterwissenschaft und Leiter des Projekts. „Vor allem außerhalb Europas sind in den vergangenen Jahren extrem viele neue Theaterformen aufgekommen, die pädagogisch, therapeutisch oder politisch motiviert sind.“

Der Film von Janina Möbius verdeutliche auf besonders anschauliche Weise die Arbeit des Projekts, sagt Warstat. Nicht die Aufführung stehe im Mittelpunkt, sondern der gemeinsame soziale Prozess während des Probens und Spielens. „Das stellt auch die Theaterwissenschaft vor neue Herausforderungen“, ergänzt Möbius. „Man kann nicht mehr nur einfach ins Theater gehen und sich eine Aufführung anschauen. “Zweimal pro Jahr war Möbius seit 2013 für mehrere Monate in Mexiko.

Eindrücklich zeigt der Film, wie Theaterpädagoginnen und -pädagogen mit den Jugendlichen auf der Bühne einen kleinen Freiraum zwischen Gefängnis und Elternhaus erarbeiten, in denen die jungen Männer sich selbst und ihre Gefühle auf ganz neue Weise erfahren können. „Sie lernen, nicht mehr an sich selbst zu leiden“, sagt einer der Pädagogen im Film. „Sie lernen, sich mit ihrem Leben zu versöhnen.“

Mehr als vier Jahre begleitete die promovierte Theaterwissenschaftlerin und Filmemacherin Janina Möbius die jungen Männer durch die Haft und die Zeit danach. Daraus ist der Film „Coraje – Courage– Wut Mut“ entstanden, der im November im City Kino Wedding in Berlin präsentiert wurde. „Theater als Sozialarbeit im Kontext Gefängnis ist in Mexiko ein neues Phänomen“, sagt Möbius. „Es ist ein Element, das Freiraum schafft.“

Der Film ist einer der Höhepunkte des durch den europäischen Forschungsrat geförderten Projekts „The Aesthetics of Applied Theatre“ (Die Ästhetik angewandten Theaters) am Institut für Theaterwissenschaft der Freien Universität Berlin. Fünf Jahre lang haben dort Theaterwissenschaftlerinnen und –wissenschaftler unterschiedliche „angewandte“ Formen des Theaters untersucht, die weltweit außerhalb der Kunstsphäre und ihren Institutionen stattfinden.

„Entgegen dem klassischen Theater verfolgt das angewandte Theater konkrete Zwecke und Ziele im Alltag“, sagt Matthias Warstat, Professor für Theaterwissenschaft und Leiter des Projekts. „Vor allem außerhalb Europas sind in den vergangenen Jahren extrem viele neue Theaterformen aufgekommen, die pädagogisch, therapeutisch oder politisch motiviert sind.“

Der Film von Janina Möbius verdeutliche auf besonders anschauliche Weise die Arbeit des Projekts, sagt Warstat. Nicht die Aufführung stehe im Mittelpunkt, sondern der gemeinsame soziale Prozess während des Probens und Spielens. „Das stellt auch die Theaterwissenschaft vor neue Herausforderungen“, ergänzt Möbius. „Man kann nicht mehr nur einfach ins Theater gehen und sich eine Aufführung anschauen. “Zweimal pro Jahr war Möbius seit 2013 für mehrere Monate in Mexiko.

Eindrücklich zeigt der Film, wie Theaterpädagoginnen und -pädagogen mit den Jugendlichen auf der Bühne einen kleinen Freiraum zwischen Gefängnis und Elternhaus erarbeiten, in denen die jungen Männer sich selbst und ihre Gefühle auf ganz neue Weise erfahren können. „Sie lernen, nicht mehr an sich selbst zu leiden“, sagt einer der Pädagogen im Film. „Sie lernen, sich mit ihrem Leben zu versöhnen.“

„Es war interessant zu sehen, wie sich je nach Charakteristik des Gefängnisses auch die Theaterarbeit ändert“, sagt Möbius. In der Untersuchungshaft, wo die meisten nur wenige Wochen bleiben, könne man keine langen Stücke einstudieren. „Zudem stehen die meisten Jugendlichen dort noch unter dem Schock der Festnahme, oft auch unter Drogenentzug.“ Auf dem Programm stehen daher schnelle Formen, Improvisation und Kabarett. Die Insassen schütteln und lachen sich den Schock aus der Seele. „Es ist wie eine Reinigung“, sagt Möbius.

Nach erfolgreichen fünf Jahren findet das Projekt zum Jahresende seinen Abschluss. Promovierende und Postdocs haben in dessen Rahmen Theaterprojekte aus aller Welt erforscht. Neben mexikanischem Gefängnistheater wurde etwa auch untersucht, wie Theaterspiel im Konflikt zwischen Israel und Palästina eingesetzt wird, zur Gesundheitsaufklärung in Südafrika, in der psychiatrischen Therapie, aber auch in der Unternehmensführung. „Das Theater hat in Zeiten von Film und Internet in diesen angewandten Formen an neuer sozialpolitischer Relevanz gewonnen“, sagt Matthias Warstat.

Aufgabe der Forschung sei es aber auch, den „Nutzgedanken“ hinter solchen Projekten kritisch zu reflektieren. „Der Erfolg des angewandten Theaters hat sicherlich auch mit veränderten Förderstrukturen zu tun“, sagt Warstat. „Ohne ein Versprechen zur sozialen Transformation wird es für Theatergruppen immer schwieriger, Geld zu bekommen.“

Kann angewandtes Theater echte soziale Veränderungen bewirken? Wie es mit den Jugendlichen aus Mexiko weitergeht, ist ungewiss. Die Hoffnungen, die sie im Theaterspiel geschöpft haben – das zeigt der Film von Janina Möbius – werden in der harten Wirklichkeit der mexikanischen Gesellschaft einer schweren Prüfung unterzogen. Im Theaterspiel aber, so wird deutlich, haben sie das soziale Rüstzeug erworben, um mit diesen Schwierigkeiten besser umzugehen.

Auch wenn das Projekt zu Ende geht, wird Janina Möbius mit den Theaterschaffenden in Mexiko in Kontakt bleiben. Sie plant, die Theaterpädagoginnen und –pädagogen nach Berlin einzuladen und ein Netzwerk aufzubauen, um Erfahrungen auszutauschen. Dazu wird auch der Film beitragen. Möbius möchte ihn bei Festivals einreichen und vor allem bei Nichtregierungsorganisationen und Initiativen zur Gewalt- und Drogenprävention in ganz Zentralamerika zeigen.