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Warum wir sprechen, wie wir sprechen

Zum Wintersemester startet der neue Bachelorstudiengang „Sprache & Gesellschaft“ – Bewerbungen von Juni an möglich

06.04.2017

Herausforderung und Chance zugleich: Mehrsprachigkeit entwickelt sich in Berlin zu einem immer wichtiger werdenden Thema.

Herausforderung und Chance zugleich: Mehrsprachigkeit entwickelt sich in Berlin zu einem immer wichtiger werdenden Thema.
Bildquelle: Ivosar/istockphoto

„Berlin entwickelt sich immermehr zu einer mehrsprachigen Stadt“, sagt Judith Meinschaefer vom Institut für Romanische Philologie der Freien Universität. Die Herausforderungen und die Chancen, die die zunehmende Mehrsprachigkeit für eine Stadt wie Berlin mit sich bringt, seien ein wichtiges Thema des neuen Bachelorstudiengangs „Sprache & Gesellschaft“, sagt die Linguistik-Professorin. Vom Wintersemester 2017/18 an wird er an der Freien Universität angeboten.

Auch wenn es zu Problemen kommen könne, wenn Kinder in zwei oder mehr Sprachen aufwüchsen, sieht Judith Meinschaefer vor allem den Gewinn: „Neben den Vorteilen für die kognitive individuelle Entwicklung schult Mehrsprachigkeit den Umgang mit anderen“, sagt sie. „Letztlich ist es ein nicht hoch genug einzuschätzender Mehrwert, den wir nur endlich als solchen erkennen und nutzen müssen.“

Das Themenspektrum des Studiengangs ist bewusst breit angelegt

Doch das ist nur eines der Themen des Studiengangs: Wie verändert sich unsere Sprache durch die digitalen Medien? Sprechen Männer und Frauen dieselbe Sprache? Wie verändert Sprache unsere Gesellschaft? Auch mit diesen und weiteren Fragen können sich von Oktober an Studierende beschäftigen: „Wir haben das Themenspektrum bewusst so breit angelegt“, sagt Matthias Hüning, Professor für Niederländische Sprachwissenschaft an der Freien Universität. Er hat das neue Studienangebot initiiert und koordiniert es. Nach einer Einführung in sprachwissenschaftliche und soziolinguistische Fragestellungen sowie empirische Methoden der Sprachwissenschaft sollen sich die Studierenden in verschiedene Aspekte der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit Sprache im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Themen vertiefen. Dazu gehören Migration, der Zusammenhang zwischen Sprache und Geschlecht, Sprache im Alter sowie das, was oftmals als „Sprachverfall“ bezeichnet wird und sich etwa in der Jugendsprache und alltäglichen Wendungen zeigt. „Eigentlich haben alle wichtigen Themen, die unsere Gesellschaft momentan beschäftigen, eine sprachliche Dimension“, sagt Matthias Hüning.

Getragen wird der Bachelorstudiengang vom Interdisziplinären Zentrum „Europäische Sprachen“ der Freien Universität – ebenso wie der seit zehn Jahren bestehende Masterstudiengang „Sprachwissenschaft“. Beide verbindet die institutsübergreifende Ausrichtung. „Die Kooperation zwischen den Linguistinnen und Linguisten der Anglistik, Germanistik, Niederlandistik und Romanistik der Freien Universität funktioniert sehr gut“, sagt Matthias Hüning. „Wir halten es für sinnvoll, dass Studierende von Beginn ihres Studiums an von der Vielfalt der Sprachwissenschaften profitieren können.“ Nach etwa anderthalb Jahren Planung, Beantragung und Begutachtung wird aus der Idee nun Realität: Vom 1. Juni bis 15. Juli können sich Interessierte bewerben, die ihr Studium zum kommenden Wintersemester aufnehmen möchten.

Wofür qualifiziert der Studiengang, auf welche Berufe kann er vorbereiten? „Unsere Studierenden sollen für die verschiedenen soziolinguistischen Themen sensibilisiert werden und in der Lage sein, sie wissenschaftlich zu reflektieren, sich eine Meinung zu bilden und diese in aktuellen Debatten vertreten zu können“, erklärt Judith Meinschaefer. Den Absolventinnen und Absolventen stünden anschließend sowohl Masterstudiengänge offen als auch eine Reihe von Tätigkeitsfeldern: etwa in Beratungs- und Betreuungsangeboten im mehrsprachigen Umfeld, Aufgaben bei Verlagen und in Medienunternehmen sowie im PR- und Kreativbereich.

Weitere Informationen

Ringvorlesung über die soziale Funktion von Sprache

Eine öffentliche Ringvorlesung führt in den Studiengang ein. Vorgestellt werden ausgewählte Aspekte der sozialen Funktion von Sprache und Kommunikation in modernen europäischen und außereuropäischen Gesellschaften.

Den Auftakt der vom Interdisziplinären Zentrum „Europäische Sprachen“ veranstalteten Reihe macht Norbert Dittmar, emeritierter Professor am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie der Freien Universität. Er spricht über „Das Deutsch von Migranten: ein soziolinguistisches Paradigma“. Weitere Vortragende: der niederländische Soziolinguist Jan Blommaert, die Afrikanistin Anne Storch von der Universität zu Köln, Alexandra Georgakopoulou-Nunes vom King’s College London, der britische Soziolinguist Rodney Jones, Markus Steinbach, Linguist an der Universität Göttingen, sowie der Soziologe Jürgen Gerhards von der Freien Universität.

  • Zeit: jeden zweiten Dienstag, 16.15 bis 17.45 Uhr. Auftakt: 25. April 2017
  • Ort: Habelschwerdter Allee 45, Raum J 32/102, 14195 Berlin
    U-Bhf. Freie Universität/Thielplatz oder Dahlem-Dorf (U3).