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Deutschlandstipendiaten

14.04.2016

Lehramtsstudentin: Rosa Schritt verbringt ein Auslandssemester in Italien.

Lehramtsstudentin: Rosa Schritt verbringt ein Auslandssemester in Italien.
Bildquelle: privat

Auf den Beruf vorbereitet: Marcel Kaiser erhielt Impulse von seinem Förderer.

Auf den Beruf vorbereitet: Marcel Kaiser erhielt Impulse von seinem Förderer.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Landliebe: Peter Venjakob arbeitet als Tierarzt und promoviert.

Landliebe: Peter Venjakob arbeitet als Tierarzt und promoviert.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Im Kampf gegen HIV: Sulav Duwal forscht an hemmenden Stoffen gegen das HI-Virus.

Im Kampf gegen HIV: Sulav Duwal forscht an hemmenden Stoffen gegen das HI-Virus.
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Mehr Zeit für andere Dinge

Seit Mitte Februar ist Rosa Schritt für ein Auslandssemester im italienischen Bologna. „Es gibt viele Parallelen zu Berlin“, sagt die Deutschlandstipendiatin. „Die Stadt ist voll von Studenten. Es herrscht eine sehr multikulturelle und offene Stimmung.“ Neben ihrem Studium engagiert sich Rosa Schritt ehrenamtlich: In einem Sportverein trainierte sie Jugend- und Seniorengruppen. Zuletzt hat die Studentin eine Lizenz als Kursleiterin für präventive Wirbelsäulengymnastik erworben.

„Das Stipendium verschafft mir Zeit für diese Dinge. Und die finanzielle Unterstützung ist eine Anerkennung meiner Leistungen“, sagt die Stipendiatin, die an der Freien Universität einen Lehramts-Masterstudiengang in Mathematik und Latein belegt hat. Seit Herbst 2015 wird Rosa Schritt von der Friede Springer Stiftung gefördert. Bevor sie nach Italien aufbrach, gab es ein erstes Treffen mit der Stiftung, die insbesondere die Ausbildung von Grundschullehrern in den Fächern Mathematik, Informatik und Naturwissenschaften fördert. „Ich hoffe, nach dem Auslandssemester ergibt sich die Gelegenheit für einen intensiveren Austausch – vielleicht auch mit der prominenten Förderin“, sagt Rosa Schritt.

Gleich doppelt Glück gehabt

„Ich hatte mit meinem Stipendium doppeltes Glück“, sagt Marcel Kaiser. Denn er konnte sich nicht nur mit seinem Mentor, einem Vertreter der Automobilindustrie, über fachliche Fragen austauschen. Auch seine Förderer, der Geschäftsführer einer Kommunikationsagentur und eine Investitionsbank, standen ihm mit Rat und Tat zur Seite. „Das hat mir sehr geholfen bei der Frage: Wohin geht es nach dem Studium?“

Inzwischen hat Kaiser diese Frage geklärt. Er ist Unternehmensberater bei einer Berliner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft und reist oft nach Osteuropa. Zwei Jahre lang war er Deutschlandstipendiat. Während seines Wirtschafts- und Managementstudiums an der Freien Universität engagierte er sich bei einem sozialen Projekt für die Entwicklung eines beruflichen Orientierungs-Workshops für Schüler. Zusammen mit Freunden nahm er 2010 an dem Funpreneur-Wettbewerb der Freien Universität teil. Die Gruppe gewann das Planspiel, bei dem es darum geht, mit fünf Euro Startkapital eine Gründungsidee umzusetzen. Ihr Produkt war ein neuartiger Stadtführer für Berlin, den das Team schließlich produzierte und in den Verkauf brachte.

Kontakte mit anderen Fachrichtungen

Peter Venjakob hat Veterinärmedizin auf dem Campus in Düppel studiert, tief im Süden Berlins, etwas entfernt vom Hauptcampus der Freien Universität in Dahlem. Umso mehr habe er sich gefreut, dass er durch das Deutschlandstipendium Kontakt zu Studierenden vieler anderer Fachrichtungen bekommen habe, sagt er. Die Förderung erhielt er nicht nur wegen guter Noten, sondern auch dank seines sozialen Engagements: Venjakob brachte sich in die heimatliche Kirchengemeinde ein und war in der Fachschaft seines Studienbereichs aktiv. Sein Förderer kam aus der Life-Science-Branche, sein Mentor aus der Bioinformatik.

Gegen Ende des Studiums schlug er aber die Richtung ein, die ihn schon früh am meisten interessiert hatte: die Arbeit als praktischer Tierarzt. „Ich wollte in die Natur, hinaus aufs Land.“ Heute arbeitet er halbtags in einer Tierarztpraxis in Baruth und promoviert an der Freien Universität. Venjakob lobt besonders die Organisation des Stipendiums durch das Team der Geschäftsstelle Deutschlandstipendium der Freien Universität. Ob er das Stipendium weiterempfehlen würde? „Hab ich schon“, sagt er und lacht, „meine Schwester ist jetzt im Programm.“

In nur zwei Jahren Deutsch gelernt

Für Aids gibt es nach wie vor keine Heilung oder Impfung. Um die Krankheit zu bekämpfen, ist Prävention immer noch am wirkungsvollsten. In seiner Doktorarbeit forscht Sulav Duwal, der zwei Jahre lang Deutschlandstipendiat war, an einer Verbesserung virushemmender Wirkstoffe. Als Vorbild dienen Malaria-Impfstoffe, die die Vermehrung des Parasiten im Ansatz verhindern. „Ähnliches will ich für das HI-Virus erreichen“, sagt Duwal.

Schon in Nepal, seinem Heimatland, engagierte sich der heute 29-Jährige in einer Hilfsorganisation, um die Bevölkerung über Verbreitungswege der Krankheit aufzuklären. 2005 kam Duwal nach Deutschland, um in Kassel und an der Freien Universität Berlin Bioinformatik zu studieren. Er sprach kein Wort Deutsch, lernte die Sprache aber in nur zwei Jahren. Besonders hilfreich fand Duwal, dass ihm während seiner Stipendienzeit ein Mentor zur Seite stand, ebenfalls ein Bioinformatiker. Mit ihm konnte er sich sowohl über Privates als auch über Berufliches austauschen. „Das hat mir eine Richtung gegeben“, sagt der Doktorand. „Und wir stehen heute noch in Kontakt.“