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Labor der Zukunft

09.04.2014

Im Jahr 2018 sollen die 500 000 Exponate das Ethnologische Museum Dahlem verlassen. 5000 der Sammlungsstücke finden dann im Humboldt-Forum des Schloss-Neubaus in Berlin-Mitte einen Platz, der Rest wird in Magazinen gelagert. Was aber geschieht mit den 8400 Quadratmeter umfassen den Ausstellungsflächen des Dahlemer Museums?

Das Gebäude selbst, dessen ältester Trakt 1921 nach Entwürfen von Bruno Paul fertiggestellt wurde, steht unter Ensembleschutz. Das engt die Planungen zwar ein, schließt allerdings Mut zur Kreativität nicht aus. Gemeinsam mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Land Berlin muss in den kommenden Jahren eine überzeugende Lösung erarbeitet werden.

Für den Wissenschaftsstandort Dahlem mit seinem internationalen Forschungscampus wäre eine kombinierte Nutzung ideal. Wünschenswert ist die Errichtung eines Wissenschaftslabors, das Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verbindet. Als Forschungsmuseum könnte es an die Historie des Dahlemer Campus erinnern – an seine Anfänge im Zeichen der Kaiser-Wilhelm-Institute, die Gründungsgeschichte der Freien Universität und den Beginn der Max- Planck-Gesellschaft. Die Archive sind gefüllt, an Materialien mangelt es nicht.

Als Forschungsort der Gegenwart würde das Gebäude mit Hilfe digitaler Aufbereitung und Dokumentation Einblicke in aktuelle wissenschaftliche Vorhaben bieten; dabei sollten auch Ausgründungen unserer Universität – also junge, forschungsaffine Firmen – Gelegenheit zur Präsentation erhalten. Und als Forschungslabor der Zukunft müsste das Haus die wissenschaftlichen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts anhand virtueller Szenarien bildhaft anschaulich machen.

Grundlegend wäre in jedem Fall eine gute mediale Unterstützung, die es erlaubt, aktuelle Forschungsergebnisse, aber auch die Visionen von morgen, visuell darzustellen. Auf dieser Basis könnte das Wissenschaftslabor Dahlem nicht zuletzt Orientierung für Schülerinnen und Schüler bieten, die Schritt für Schritt an die Forschung heranzuführen sind. Das wäre eine willkommene Ergänzung zu den Schüler-Laboren, die von der Freien Universität seit vielen Jahren erfolgreich angeboten werden.

Zu bewältigen ist dieses Projekt nur, wenn es gelingt, gemeinsam mit allen potenziellen Partnern ein überzeugendes Konzept zu erarbeiten, das dann auch private Geldmittel einzuwerben hilft. Das vergleichbar angelegte Media Lab des Massachusetts Institutes of Technology in Cambridge (USA) verfügt über ein Jahresbudget von 45 Millionen Dollar.

Ein derartiges Finanzvolumen in Berlin zu erreichen ist unwahrscheinlich. Aber das faszinierende Gebäude-Ensemble an der Lansstraße sollte uns verpflichten, einfallsreiche Lösungen für die zukünftige Nutzung zu finden. Kleingeistige Kompromisse können wir nicht gebrauchen – der Wissenschaftsstandort Dahlem fordert Kreativität und Risikobereitschaft.

Der Autor ist Präsident der Freien Universität Berlin.