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Der Bachelor ist besser als sein Ruf

BWL-Absolventen haben gute Chancen

26.09.2013

Erfolgsmodell oder wertloser Abschluss? Der Bachelor sollte die Mobilität von Studierenden fördern, die Studienzeit verkürzen und den Übergang ins Berufsleben erleichtern. Doch 14 Jahre nach Beginn des Bologna-Prozesses zur Vereinheitlichung des europäischen Hochschulraums ist der Abschluss noch immer umstritten. Der Zeitdruck sei zu groß und die Akzeptanz bei Arbeitgebern zu gering, beklagen Kritiker.

Am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin hat man da andere Erfahrungen gemacht: Die Ausbildung im Bachelor-Studiengang Betriebswirtschaftslehre (BWL) konzentriert sich stärker auf betriebswirtschaftliche Studieninhalte und kann dort „das qualitativ hochwertige Niveau der früheren Diplomstudiengänge halten“, sagt Professor Klaus Ruhnke, Dekan des Fachbereichs.

Die ersten Absolventen des 2006 eingeführten dreijährigen Studiengangs stehen mittlerweile im Berufsleben. Einer von ihnen ist Frederik M. Blachetta, der als Senior Consultant bei dem Beratungsunternehmen Capgemini Consulting in Berlin arbeitet. „Die Uni hat einen großen Anteil daran, dass ich so gut untergekommen bin, denn das Studium hat eine riesige Breite an Themen abgedeckt“, sagt der 26-Jährige.

Wichtig sei allerdings auch, dass man schon während des Studiums praktische Erfahrungen sammelt. So absolvierte er verschiedene Praktika – unter anderem bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Pricewaterhouse Coopers in Singapur, der Deutschen Post in Bonn und im Leitungsstab des Bundesfinanzministeriums. Im Studium konzentrierte er sich auf Rechnungswesen, Steuern und Wirtschaftspolitik.

Er entschied sich für einen Berufseinstieg bei einem auf Banken spezialisierten Beratungsunternehmen in Frankfurt am Main und wechselte dann nach zwei Jahren zu seinem jetzigen Arbeitgeber. Bei Capgemini Consulting berät er nun öffentliche Verwaltungen im Rahmen von Projekten der Reorganisation und Prozessverbesserung.

Parallel zu seiner Berufstätigkeit begann er ein Master-Studium am Institute for Lawand Finance der Goethe-Universität in Frankfurt am Main, das er in einigen Wochen abschließen wird. Einen Praxisschock, wie ihn Berufsanfänger bisweilen beklagen, habe er nicht erlebt, sagt Blachetta.

Dies liege auch an der engen Verzahnung von Theorie und Praxis im Studium, ist Professor Klaus Ruhnke überzeugt. Die Studierenden würden unter anderem mit Angeboten der Allgemeinen Berufsvorbereitung zu Informationstechnologie, Wirtschaftssprachen und Projektmanagement auf die Praxis vorbereitet.

In Seminaren arbeiteten sie viel mit Fallbeispielen, die sie auch in internetbasierten Arbeitsgruppen diskutierten. Regelmäßig gäben Gastreferenten Einblicke ins Arbeitsleben. „Ein weiterer Vorteil ist die Anrechnung von Studienleistungen auf eine weiterführende berufliche Ausbildung zum Wirtschaftsprüfer“, erläutert Ruhnke. Für das anspruchsvolle Examen müssen unter bestimmten Voraussetzungen nur noch fünf von sieben Prüfungsleistungen absolviert werden.

Bei Studieninteressierten hat sich offenbar herumgesprochen, welch gute Perspektiven der BWL-Bachelor an der Freien Universität eröffnet: Zum Wintersemester 2013/14 gab es 3459 Bewerbungen auf 196 Plätze. Bei einer Regelstudienzeit von sechs Semestern betrug die Studiendauer zuletzt durchschnittlich knapp sieben Semester.