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"Wir sind hier eher wie eine Familie"

Wohnen in denkmalgeschützer Umgebung

17.10.2012

„Viele unserer Freunde können erst nicht verstehen, dass wir hier gern leben, doch wenn sie uns besuchen, werden sie ganz neidisch auf unsere Gemeinschaft“, sagt Florian Hessler, der seit Jahren im Studentendorf Schlachtensee wohnt.

Hier wohnen fast 900 Studierende, das sind mehr Einwohner als in manchem deutschen Dorf. Und wie in einem richtigen Dorf gruppieren sich die Wohngebäude um einen zentralen Platz. Es regiert ein Bürgermeister, es gibt Haussprecher und eine Studentische Selbstverwaltung (SV). Die von den Initiatoren des Dorfes gewollte Verbindung von Individualität und Demokratie spiegelt sich in den relativ kleinen Zimmern und den großen Fluren und Begegnungsräumen.

Die Studenten wohnen in einer denkmalgeschützen Umgebung, denn seit 1990 ist das Studentendorf ein Denkmal, seit 2006 sogar Nationales Kulturdenkmal. Seit sechs Jahren läuft die Sanierung des Geländes, die Arbeiten werden voraussichtlich bis 2022 andauern. Die „Studentenbuden“ wurden originalgetreu in ihren früheren Farben gestrichen und mit den von den Architekten vorgesehenen Kleiderschränken versehen.

Damals wie heute ist das studentische Wohnen gut organisiert; für die alltäglichen Bedürfnisse stehen ein Waschkeller und mittlerweile Computerräume bereit. Im Fitnessraum und Musikübungsraum können die Bewohner ihren Hobbys nachgehen. Ein beliebter Treffpunkt für alle, denen die Gemeinschaftsküche als Aufenthaltsraum nicht reicht, ist die Studentenkneipe Club A18. Benannt ist er nach der alten Buslinie 18, die die Bewohner von Schlachtensee zur Freien Universität Berlin brachte. Im Club A18 werden das Oktoberfest, Halloween und der St. Patrick's Day gefeiert sowie Feiertage aus vielen anderen Ländern und Regionen, angeregt durch die internationalen Dorfbewohner. Jeder kann sich einbringen, beispielsweise in der Veranstaltungsgruppe „Schlachtplaner“. In wöchentlichen Sitzungen organisieren die Mitglieder Veranstaltungen und Partys. Doch die SV organisiert mehr als das. Sie unterstützt Neuankömmlinge beim Einzug und bei Behördengängen und bietet Studien- und Bewohnerberatung an.

Für die ersten Bewohner Ende der 1950er Jahre wurden Gemüsebeete angelegt, doch damals schon nach kurzer Zeit wieder abgeschafft. Erstmals in diesem Jahr wurden die Beete von den Bewohnern wieder bebaut, das selbstverwaltete Gärtnern stieß auf große Resonanz bei den Studierenden. Die großen Rasenflächen laden zum Picknicken ein, vorwiegend zum Wochenende, wenn die „Freitagskurve“ stattfindet: freitägliche Treffen auf dem Hügel eines alten Amphitheaters, das einmal für das Dorf gebaut worden war. Durch Aktivitäten wie diese wächst die Dorfgemeinschaft zusammen, aus Mitbewohnern werden Freunde. Sarah Wolf von der SV sagt: „Wir sind hier wie eine Familie.“