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Der bewegte Campus

Neue Ideen im Hochschulsport

25.06.2012

„Wer Visionen hat, sollte zum Arzt gehen“, sagte der ehemalige Bundeskanzler Helmut Schmidt einst im Bundestagswahlkampf. Den neuen Leiter des Hochschulsports der Freien Universität Berlin, Jörg Förster, ficht das nicht an: Seine Vision eines „bewegten Campus“ führte ihn nicht in medizinische Behandlung, sondern direkt nach Dahlem. Hier hat sich der 45-Jährige vorgenommen, mehr Bewegung, Sport und Entspannung in den universitären Arbeitsalltag zu integrieren.

Dahlem ist grün. Bei gutem Wetter lädt der Campus mit den angrenzenden Parks und Grünflächen zum Reden, Lesen und Entspannen ein. Oder, wenn es nach Jörg Förster geht, zum Sporttreiben: „Meine Idee eines ‚bewegten Campus‘ beginnt damit, dass der Hochschulsport auf dem Unigelände viel mehr wahrgenommen wird, indem wir die abgeschlossenen Sportstätten verlassen und unsere Kunden zur Bewegung im Freien motivieren.“ Seit diesem Sommersemester gibt es hierzu neben den klassischen Outdoor-Sportarten weitere Kursangebote wie die chinesischen Meditations- und Konzentrationsübungen Qigong, die im Park praktiziert werden.

Neben den mehr als 500 bisher angebotenen Kursen in rund 120 Sportarten stehen in diesem Semester neue Herausforderungen auf dem Programm: Zumba etwa, eine Art Aerobic mit afrikanisch-brasilianischen Tanzelementen, und Parkour – eine Sportart, bei der das Überwinden von Hindernissen mit turnerischen Elementen im Mittelpunkt steht. Bei AeroDefens erlernen Teilnehmer des Hochschulsports, Aerobic mit Kampfsportelementen zu verbinden und beim Slackline-Training sind Gleichgewicht und Körperspannung beim Balancieren auf einem Spanngurt gefragt.

Doch Försters „bewegter Campus“ umfasst mehr als ein vielseitiges Sportangebot. Der Hochschulsport müsse besser auf die Bedürfnisse der Universitätsmitarbeiter eingehen und beispielsweise zukünftig vermehrt Kurse am frühen Morgen anbieten: Angestellte könnten zwischen 7.30 Uhr und 8.30 Uhr zum Sportkurs gehen und danach ins Büro. „Diesen Service müssen wir noch ausweiten“, sagt Jörg Förster. Aber auch tagsüber könnten Bewegungsangebote den Arbeitsalltag unterbrechen. „Ideal wären Lauftreffs oder Walkinggruppen, hierfür müssten die Mitarbeiter aber auch in Arbeitsplatznähe die Möglichkeit zum Duschen haben.“

Nicht nur in Dahlem, auch in Lankwitz sollen Wissenschaftler, Beschäftigte und Studierende zwischen zwei Seminaren oder in der Mittagspause ins Schwitzen kommen können: Interessierte können Badminton-Schläger und Boule-Kugeln ausleihen, Billard spielen oder bald auch im Kraftraum unter Anleitung trainieren. „Sport ist auch ein soziales Ereignis und bietet sich als übergreifende Kommunikationsplattform für alle Angehörigen der Freien Universität an“, sagt Jörg Förster.

Sport kann so zum Bindemittel einer Hochschule werden. So gibt es in diesem Semester erstmals ein spezielles Sportangebot für Studierende der Internationalen Sommer- und Winteruniversität (FUBiS) – mit der FUBiS-Sportscard können die internationalen Studierenden, die vier bis sechs Wochen in Dahlem bleiben, für diese Zeit an unterschiedlichen Kursen teilnehmen. Die Idee dahinter: Sport kann Nationen verbinden und damit zur Integration beitragen. „Es ist es egal, welche Sprache man spricht, über das Regelwerk ist man sich meistens einig“, sagt Jörg Förster.

Der „bewegte Campus“ ist für Förster eine Grundüberzeugung in der Leitbilddiskussion der Hochschule. Dazu gehöre zum Beispiel auch, dass es genügend Fahrradstellplätze für Mitarbeiter und Studierende gibt. Oder dass bei der Planung neuer Gebäude daran gedacht wird, bestimmte Bereiche für sportliche Betätigungen zu reservieren – etwa einen multifunktional nutzbaren Seminarraum, in dem um 12.00 Uhr Mittagsgymnastik stattfinden könne.

Die Idee, mehr Sport in den universitären Alltag zu integrieren, müsse von der gesamten Hochschule mitgetragen werden, damit der Begriff „bewegter Campus“ keine Worthülse bleibe.