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Vorwort

07.10.2014

Wendepunkte sind das Thema der neuen fundiert-Ausgabe

Wendepunkte sind das Thema der neuen fundiert-Ausgabe

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

2014 ist ein Jahr, in dem große Jahrestage fast etwas Alltägliches bekommen haben. Ein Jahr des andauernden Gedenkens. Vor 100 Jahren begann der Erste Weltkrieg, vor 75 Jahren der Zweite Weltkrieg. Und vor 25 Jahren fiel die Mauer. Gleich drei Wendepunkte in der Weltgeschichte. Um „Wendepunkte“ geht es deshalb auch in dieser Ausgabe von fundiert. Und um die Frage, welche richtungsweisenden Entwicklungen in der Wissenschaft sich vielleicht schon bald als Wendepunkt herausstellen.

Wie Historiker bei der Aufarbeitung geschichtlicher Ereignisse gleichzeitig in die Vergangenheit und in die Zukunft blicken können, darum geht es im Beitrag „Das globale Trauma eines Jahrhunderts“. Matthias Thiele sprach dafür mit dem Historiker Oliver Janz über den ersten „Großen Krieg“, und warum er bis heute als Zäsur gilt (Seite 16). Janz ist einer der Initiatoren des Projekts „1914 – 1918-Online“, einem virtuellen Nachschlagewerk über den Ersten Weltkrieg. Für eine Mitarbeit haben er und das Center für Digitale Systeme der Freien Universität zahlreiche Experten und Partnerinstitutionen aus vielen Ländern gewonnen. Nach mehreren Jahren Arbeit ist die Seite nun im Internet zugänglich.

Der Erste Weltkrieg beeinflusste auch Kunst und Kultur, weit über das Kriegsende hinaus. Jürgen Brokoff, Professor für Neuere deutsche Literatur am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, befasst sich in seiner Arbeit mit der Literatur dieser Zeit. Warum Kriegsliteratur nicht gleich Kriegsliteratur ist, lesen Sie ab Seite 24.

Mit der Frage, was eigentlich ein Wendepunkt ist, müssen sich Historiker immer wieder auseinandersetzen. Schließlich sind sie oft ein Konstrukt aus Erinnerungen, und als solche selbst dem Wandel ausgesetzt. Dem „umstrittenen Gedächtnis“ geht Bianca Schröder ab Seite 50 nach. Für den Artikel „Konfliktreiche Erinnerung“ sprach sie mit dem Historiker Professor Arndt Bauerkämper vom Friedrich-Meinecke-Institut der Freien Universität darüber, warum ein gemeinsames Gedenken an den Zweiten Weltkrieg und seine Gräuel in Europa so schwierig ist.

Wenn von der „Wende“ die Rede ist, denken die meisten Deutschen an ein ganz bestimmtes Ereignis: den Fall der Mauer vor 25 Jahren. Die Geschichte der DDR, der Mauer und ihrer Öffnung sowie den langwierigen Prozess der Wiedervereinigung erforschen Wissenschaftler des Forschungsverbunds SED-Staat. Sven Lebort ging im Gespräch mit dem Leiter des Forschungsverbundes Professor Klaus Schroeder und dem Projektleiter Dr. Jochen Staadt der Frage nach, welche Strukturen und Vorkommnisse bis heute nicht aufgearbeitet sind. Und warum der Begriff der „Wende“ für diesen Wendepunkt der Geschichte eigentlich falsch sein könnte (Seite 70).

Um Entwicklungen, die Anlass zur Hoffnung geben, geht es ab Seite 34. Wie etwa die Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten das Bild von HIV grundlegend und positiv verändern kann, damit beschäftigt sich der Psychologe Jochen Drewes.

Und ab Seite 78 lesen Sie, wie Meditation als wissenschaftlich evaluiertes Programm dabei helfen kann, chronische Depressionen zu verhindern.

Mit Wendepunkten ganz anderer Art setzte sich unsere Autorin Verena Blindow auseinander. Sie unterhielt sich mit sechs Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern über Wendepunkte in ihrer jeweiligen Disziplin. Woher spannende Impulse kommen, und was sich vielleicht gerade erst als richtungsweisend herausgestellt hat, erfahren Sie ab Seite 8.

Wir wünschen ihnen eine anregende Lektüre, Ihre fundiert-Redaktion