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Das Gedächtnis der Bäume

Absolventin der Freien Universität wird mit dem Bernd-Rendel-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft geehrt

09.10.2014

Anhand von Baumjahresringen können Geowissenschaftler das Klima vergangener Jahrhunderte rekonstruieren.

Anhand von Baumjahresringen können Geowissenschaftler das Klima vergangener Jahrhunderte rekonstruieren.
Bildquelle: Fotolia / Alexander von Düren

Der diesjährige Bernd-Rendel-Preis geht an Mandy Freund, Absolventin der Freien Universität.

Der diesjährige Bernd-Rendel-Preis geht an Mandy Freund, Absolventin der Freien Universität.
Bildquelle: Mandy Freund

Als Zeugen von mehreren Jahrhunderten Klimageschichte liefern hochbetagte Bäume der geowissenschaftlichen Forschung Erkenntnisse über das Wetter vergangener Zeiten. Mandy Freund, Absolventin der Freien Universität, hat in ihrer Masterarbeit mithilfe von Baumjahresringen das europäische Klima der Vergangenheit rekonstruiert.

Sie hat die vergangenen 400 Jahre auf Flut- und Trockenzeiten in Regionen von Skandinavien bis zum Mittelmeer untersucht. Nun wird die Meteorologin für ihre Forschungsarbeit von der Deutschen Forschungsgemeinschaft mit dem diesjährigen Bernd-Rendel-Preis ausgezeichnet.

Erst vor einem Jahr schloss Mandy Freund ihr Studium der Meteorologie an der Freien Universität ab – und hat schon ihre erste Auszeichnung in der Tasche. Mit dem Bernd-Rendel-Preis werden jährlich Nachwuchs-Geowissenschaftler geehrt, die schon vor ihrer Promotion originelle Beiträge zur geowissenschaftlichen Forschungsarbeit leisten. Die 27-jährige Mandy Freund gehört zu den Ausgezeichneten. Zur Klimarekonstruktion forschte sie in ihrer Masterarbeit, die aus einer Kooperation zwischen dem Institut für Meteorologie der Freien Universität und dem Helmholtz-Zentrum Deutsches Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam entstand.

Grüne Wetterstationen

Während die erste Wetterwarte in Deutschland erst seit 1781 das Klima aufzeichnet, speichern besonders alte Bäume mindestens doppelt so lange Informationen über das Klima. An dieses Wissen gelangen Geowissenschaftler, indem sie Sauerstoff- und Kohlenstoffisotope in den Baumjahrringen untersuchen, erklärt Mandy Freund: „Während der Photosynthese öffnet der Baum seine Blattöffnungen und lässt Kohlenstoffdioxid hinein und gibt Wasserdampf ab. Bei hohen Temperaturen und Trockenheit schließt er seine Blattöffnungen, um Wasserverluste zu vermeiden. Dadurch gelangt weniger Kohlenstoffdioxid in das Blatt und es reichern sich die schweren Kohlenstoffisotope an, die dann in den Baumjahrring eingelagert werden.“ Leichtere Kohlenstoffisotope im Holz deuten dagegen auf kühles, feuchtes Wetter hin.

Als Klimaarchive werden die Jahresringe der Bäume von den Geowissenschaftlern bezeichnet. „Auch die Niederschlagsverhältnisse vergangener Jahre lassen sich mithilfe von leichten und schweren Sauerstoffisotopen nachweisen, die der Baum durch das Wurzelwasser aufgenommen hat“, sagt Mandy Freund.

Aus der Klimageschichte lernen

Ihre Beobachtungen hat sie in ihrer Masterarbeit räumlich dargestellt und so Einblicke in europäische Großwetterlagen erhalten. „Durch die Rekonstruktion der Phasen von Flut und Trockenheit in Europa konnte ich Rückschlüsse auf die Verteilung und Häufigkeit von Wetterlagen ziehen. Wenn es beispielsweise in der Balkanregion sehr viel trockener ist als üblich, ist es sehr wahrscheinlich, dass die britischen Inseln und Skandinavien einen feuchten, kühlen Sommer erleben werden.“

Nach ihrer Abschlussarbeit zog es Mandy Freund nach Australien, wo sie eine Promotion an der Universität Melbourne begonnen hat. Auch in ihrer Dissertation geht es um Klimarekonstruktion. Neben Baumjahrringen nimmt sie Klimaarchive wie Korallen und Sedimente in den Blick. Nun kehrt Mandy Freund kurzzeitig nach Deutschland zurück, um den Bernd-Rendel-Preis auf der internationalen Konferenz „GeoFrankfurt“ entgegenzunehmen.

Die mit 1000 Euro dotierte Auszeichnung soll den Nachwuchswissenschaftlern die Teilnahme an Tagungen und wissenschaftlichen Kongressen ermöglichen. „Mit dem Preisgeld würde ich gern eine Summerschool zur Klimarekonstruktion besuchen, die ich mir sonst nicht leisten könnte“, erzählt Mandy Freund. „Schon deshalb freue ich mich sehr über diesen Preis.“

Weitere Informationen

Mandy Freund, PhD Studentin, The University of Melbourne, E-Mail: mfreund@student.unimelb.edu.au