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Doktoranden aus Deutschland und Indien erforschen Grundlagen menschlicher Infektionskrankheiten.

27.01.2014

Doktoranden aus Deutschland und Indien erforschen Grundlagen menschlicher Infektionskrankheiten.

Im indisch-deutschen Graduiertenkolleg „Functional Molecular Infection Epidemiology“ am Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen der Freien Universität erforschen Doktoranden aus Deutschland und Indien Grundlagen menschlicher Infektionskrankheiten.
Bildquelle: Torsten Semmler

Manchmal ist es nur ein Mückenstich, der krank macht. Oder das Husten des Nachbarn im Bus. Während die Übertragung von Krankheiten wie Malaria und Tuberkulose bereits weitgehend erforscht ist, stellen andere Aspekte Wissenschaftler noch vor Rätsel.

„Wir erforschen zum Beispiel genetische Varianten von Erregern: Davon hängt es unter anderem ab, ob eine Infektion schwer oder mild verläuft“, sagt Professor Lothar Wieler vom Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen.

Er leitet an der Freien Universität Berlin seit drei Jahren das indisch-deutsche Graduiertenkolleg „Functional Molecular Infection Epidemiology“, an dem zu den molekularen Grundlagen menschlicher Infektionskrankheiten geforscht wird. Seit 2010 unterstützt die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) alle drei Jahre 13 Nachwuchswissenschaftler, die zu diesem Themenschwerpunkt ihre Doktorarbeit schreiben oder ein Postdoc-Projekt absolvieren möchten.

Besonderheit des Kollegs ist der Kooperationspartner: die Universität Hyderabad, gelegen im Bundesstaat Andhra Pradesh. Sie gilt als die Nummer eins unter den dortigen Hochschulen, wie Wieler sagt. „Dort herrscht noch ein großer Glaube an den Fortschritt durch Wissenschaft. Die Menschen sind sehr experimentierfreudig und wollen anderen helfen“, sagt Wieler.

„Cyberabad“ wird die Region wegen der regionalen Expertise zu IT-Themen auch genannt. Davon profitieren Teilnehmer des Kollegs etwa bei Gastaufenthalten in indischen Partnereinrichtungen, die sich mit digitaler Modellierung beschäftigen. Dabei probiert man am Computer aus, wie sich Veränderungen im Erbgut von Menschen auf die Struktur von Erkennungsmolekülen für Infektionserreger auswirken. So kann man erklären, warum bestimmte Menschen weniger oder stärker empfänglich sind für bestimmte Infektionskrankheiten.

Inder setzen auf Fortschritt durch Forschung

Wenn im Gegenzug indische Promovenden für sechsmonatige Aufenthalte nach Berlin kommen, forschen sie bei lokalen Partnern wie dem Max-Planck-Institut für Infektionsbiologie, dem Robert-Koch-Institut oder der Charité. Das Graduiertenkolleg will außerdem indische Daten von Patienten mit Infektionskrankheiten nutzen.

„Aber die Abläufe sind nicht immer leicht planbar“, sagt Wieler. Manchmal funke etwa der Zoll dazwischen, wenn Material ausgetauscht werde. Die Promovierenden würden solche Unwägbarkeiten und die kulturellen Unterschiede jedoch auch als Gruppe gut meistern, betont Wieler.

Noch ist das deutsch-indische Kolleg eine Rarität: Nur eine weitere solche Einrichtung fördert die DFG. Entsprechend groß ist die Nachfrage: Im Sommer bewarben sich 300 Menschen aus aller Welt auf elf Promotionsstellen. „Dabei ist der Koordinationsaufwand für eine Aufenthaltserlaubnis oder ein Visum nicht zu unterschätzen“, sagt der Professor, „aber gleich zeitig sind die Möglichkeiten in Indien unendlich groß.“

Weitere Informationen

Prof. Dr. Lothar H. Wieler, Freie Universität Berlin, Fachbereich Veterinärmedizin, Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen, Tel.: +49 30 838 51796, E-Mail: Lothar.Wieler@fu-berlin.de