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Wissen, was sich oben abspielt

Meteorologen der Freien Universität erforschen, wie Veränderungen in der Stratosphäre zum Klimawandel beitragen

18.03.2013

Die obere Grenze der Stratosphäre ist ungefähr 50 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt.

Die obere Grenze der Stratosphäre ist ungefähr 50 Kilometer von der Erdoberfläche entfernt.
Bildquelle: NASA www.nasa.gov

Spätestens seit der Extremsportler Felix Baumgartner im Oktober 2012 aus fast 40 Kilometern Höhe zur Erde sprang, kennt die ganze Welt den Begriff Stratosphäre. Jene Schicht unserer Erdatmosphäre, die sich in einer Höhe zwischen 15 und 50 Kilometern um den Globus zieht, in der die Luft extrem dünn ist und der Weltraum nicht mehr fern. Berliner Forscher interessieren sich allerdings nicht erst seit dem Rekordsprung dafür, was sich dort oben abspielt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hat kürzlich weitere 2,27 Millionen Euro für das Forschungsprogramm „SHARP“ bewilligt, das sich mit dem Thema „Stratospheric Change and Its Role for Climate Prediction“ beschäftigt und das von der Freien Universität Berlin koordiniert wird. Ziel ist es, besser zu verstehen, was in dieser Schicht der Erdatmosphäre passiert – um daraus wirkungsvolle Strategien im Kampf gegen den Klimawandel zu entwickeln.

Dass bei diesem Projekt ausgerechnet Berliner federführend sind, ist nur konsequent. Berlin gilt als Wiege der Stratosphären-Forschung: Der Meteorologe Richard Adolph Aßmann vom Berliner Aeronautischen Observatorium hatte diesen Bereich der Atmosphäre im Jahr 1902 zeitgleich mit dem Franzosen Léon-Philippe Teisserenc de Bort entdeckt. Als Berliner Forscher vor gut 60 Jahren allerdings zum ersten Mal feststellten, dass sich die Stratosphäre erwärmt, interessierte sich kaum jemand dafür.

Schließlich macht der Teil der Atmosphäre nur zehn bis 15 Prozent der gesamten Luftmasse aus. Allzu groß könne der Einfluss auf das Weltklima also nicht sein, dachten damals wohl die meisten. Heute aber weiß man: Wenn sich die chemische Zusammensetzung der Stratosphäre stark verändert, beeinflusst das auch die Bedingungen in der darunter liegenden Troposphäre, also der Schicht der Erdatmosphäre, in der wir leben und in der sich ein Großteil unseres Wetters abspielt.

Klimaforschung ist mittlerweile Hightech-Wissenschaft. Längst haben Satelliten jene Heißluftballone aus Gummi verdrängt, mit denen Aßmann vor mehr als 100 Jahren noch Messdaten in der Atmosphäre sammelte. Heute helfen Hochleistungsrechner den Wissenschaftlern, aus den Daten Prognosen für die Klimaentwicklung zu erstellen. „Um eine Simulation für einen Zeitraum von 1960 bis 2100 zu bekommen, müssen wir die Rechner mehrere Monate lang laufen lassen“, sagt Meteorologie-Professorin Ulrike Langematz, die das Forschungsprogramm „SHARP“ leitet.

Weitere Informationen

Univ.-Prof. Dr. Ulrike Langematz, Freie Universität Berlin, Fachbereich Geowissenschaften, Institut für Meteorologie, Tel.: 030 / 838-71165, E-Mail: ulrike.langematz@met.fu-berlin.de