Die Materialität von Schriftlichkeit
Vortragsreihe zur Historischen Materialitätsforschung startet erneut am 10. Oktober in der Staatsbibliothek zu Berlin
Nr. 250/2017 vom 26.09.2017
Die materiale Beschaffenheit von Handschriften und Druckerzeugnissen steht im Mittelpunkt einer schon seit dem Jahr 2014 erfolgreich laufenden Vortragsreihe, die von der Staatsbibliothek zu Berlin in Kooperation mit der Freien Universität, der Humboldt-Universität sowie den Universitäten Potsdam und Bielefeld organisiert wird. Praktikerinnen und Praktiker und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler behandeln unter anderem die Typografie schlecht gemachter Bücher, das russische Künstlerbuch der Gegenwart oder die Position schreibender Frauen im Mittelalter. Ziel ist ein interdisziplinärer Austausch von theoretischen und praktischen Perspektiven auf schrifttragende Artefakte. Die diesjährige Session eröffnet die Literaturwissenschaftlerin Dr. Christiane Caemmerer von der Staatsbibliothek zu Berlin mit dem Vortrag „Kommunikation unter Feinden. Transnationale und -mediale Aspekte der Flugblattpropaganda im Zweiten Weltkrieg“. Von Oktober 2017 bis Juli 2018 finde jeweils am ersten Dienstag des Monats ein Vortrag statt, diese sind bei freiem Eintritt öffentlich zugänglich. Zu den einzelnen Terminen wird um online-Anmeldung gebeten.
Seit einigen Jahren steht auch bei den Geistes- und Kulturwissenwissenschaften die materiale Dimension der Quellen im Fokus. Die literaturwissenschaftliche Forschung etwa interessiert sich zunehmend für die Trägermaterialien, Schreibstoffe und Formate der untersuchten Werke, um auf diese Weise die Möglichkeiten der eigenen Arbeit zu erweitern. Vor diesem Hintergrund haben Angehörige der Berliner Universitäten in Verbindung mit der Staatsbibliothek zu Berlin den Arbeitskreis Materialität der Literatur gegründet, auf dessen Forschungsprogramm die Veranstaltung basiert. Im Rahmen der Vortragsreihe „Die Materialität von Schriftlichkeit – Bibliothek und Forschung im Dialog“ werden theoriegeleitete Perspektiven auf Handschriften, historische Drucke und Künstlerbücher mit aus der Praxis gewonnenen Sichtweisen konfrontiert. Im Zentrum stehen sowohl die Theorie der materiellen Beschaffenheit von Texten als auch die historische Beschäftigung mit den Trägermaterialien und Technologien, Schreibgeräten und Schreibstoffen sowie Formaten und Formen. Ziel ist es, einen interdisziplinären Austausch anzuregen und dabei theoretischen wie praktischen Perspektiven auf schrifttragende Artefakte Raum zu geben.
Weitere Informationen
Zeit, Ort und Anmeldung
- Dienstags, 10. Oktober 2017 bis 3. Juli 2018, jeweils um 18.15 Uhr.
- Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Haus Unter den Linden, Dorotheenstraße 27, 10117 Berlin.
- Um eine Online-Anmeldung wird gebeten: http://staatsbibliothek-berlin.de/service/schulungen/wissenswerkstatt/materialitaet/
Kontakt
- Dr. Christian Mathieu, Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Telefon: 030 / 266433240, E-Mail: christian.mathieu@sbb.spk-berlin.de
Programm
- 10. Oktober 2017
Kommunikation unter Feinden. Transnationale und -mediale Aspekte der Flugblattpropaganda im Zweiten Weltkrieg
Dr. Christiane Caemmerer, Staatsbibliothek zu Berlin – Handschriftenabteilung
- 7. November 2017
Der Roman als Buch. Seitenkomposition im Gegenwartsroman
Dr. Thomas Boyken, Eberhard-Karls-Universität Tübingen
- 5. Dezember 2017
J. J.Chr. Bode und G. E. Lessing als Drucker und Verleger in Hamburg
Prof. Dr. Mark-Georg Dehrmann, Humboldt-Universität zu Berlin
- 9. Januar 2018
Lesen, kopieren, schreiben. Die Kunst des Exzerpierens in der europäischen Literatur des 18. Jahrhunderts
Prof. Dr. Elisabeth Décultot, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
- 6. Februar 2018
Zur Materialität und Kontextualität des russischen Künstlerbuches der Gegenwart
Privatdozentin Dr. Viola Hildebrand-Schat, Goethe-Universität Frankfurt am Main
- 6. März 2018
Schlecht gemachte Bücher? Kritische Publikationspraktiken in experimenteller Literatur und Kunst des postdigitalen Zeitalters
Privatdozentin Dr. Annette Gilbert, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg
- 10. April 2018
„Das Werk ist die Totenmaske der Konzeption“. Schreibverfahren bei Walter Benjamin
Ursula Marx, Akademie der Künste – Walter-Benjamin-Archiv
- 8. Mai 2018
Der Schreibtisch des Autors in der Fotografie. Zur Physiognomik der Schreibmaterialität
Dr. Thomas Rahn, Freie Universität Berlin
- 5. Juni 2018
Die Disziplinierung des Fremden. Chinesische Materialien in den Regalen und Ordnungssystemen der Berliner Staatsbibliothek
Dr. Cordula Gumbrecht und Dr. Martina Siebert, Staatsbibliothek zu Berlin – Ostasienabteilung
- 3. Juli 2018
Zwischen Codex und Text. Schreibende Frauen im Mittelalter
Dr. Jürgen Geiß-Wunderlich, Staatsbibliothek zu Berlin – Handschriftenabteilung