Springe direkt zu Inhalt

Bedeutender Vertreter der Talmudforschung in Dahlem

Daniel Boyarin mit Alexander von Humboldt-Forschungspreis zu Gast an der Freien Universität / Öffentlicher Vortrag am 12. Juni 2017

Nr. 061/2017 vom 30.03.2017

Der US-amerikanische Judaist und Religionsphilosoph Prof. Dr. Daniel Boyarin von der University of California, Berkeley hat für seine überragenden wissenschaftlichen Leistungen auf dem Gebiet der Jüdischen Studien einen Forschungspreis der Alexander-von-Humboldt-Stiftung erhalten. Damit verbunden ist ein Forschungsaufenthalt am Seminar für Katholische Theologie in der ersten Jahreshälfte 2017; Gastgeber ist Rainer Kampling, Professor für biblische Theologie/Neues Testament an der Freien Universität. Am 12. Juni 2017 hält Daniel Boyarin einen Vortrag in englischer Sprache zum Thema Luther's Judenthum and the Jewish Turn to ‚Judaism‘ (Luthers Judenthum und die jüdische Wendung zum ‚Judentum'). Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Daniel Boyarin, Jahrgang 1946, studierte Hebräische Literatur und Semitische Sprachen am Goddard College an der Columbia University in New York und promovierte am Jewish Theological Seminary of America mit einer kritischen Edition des Traktats „Nasir“. Er forschte und lehrte an verschiedenen Universitäten in Israel und in den USA. Seit 1990 ist er „Hermann P. and Sophia Taubman Professor of Talmudic Culture“ an den Departments of Near Eastern Studies and Rhetoric der University of California, Berkeley.

Prof. Dr. Daniel Boyarin gilt als einer der bedeutendsten Vertreter der Talmudforschung unserer Zeit. Er hat nicht nur die Art des Lesens der Talmudim revolutioniert, sondern auch die Wahrnehmung der Beziehungen zwischen dem Judentum und dem Christentum in der Spätantike neu definiert. Durch eine grundlegende Analyse jüdischer und christlicher Quellen hat er kritisch die Konstruktion von zwei getrennten religiösen Systemen mit ihren unterschiedlichen kulturellen Einflüssen und sozialen Auswirkungen neu ausgewertet. So etablierte er ein neues historisches und theologisches Paradigma, das die Wahrnehmung und die Interpretation religiöser Traditionen betrifft.

Daniel Boyarin wird sich während seines Aufenthalts an der Freien Universität Berlin der Fertigstellung eines Buchmanuskripts mit dem Titel „The History of Judaism. A Philological Investigation“ widmen, in dem er seine Auffassung zum Begriff „Judentum“ erläutert. Er argumentiert, der Begriff sei vor dem späten 19. Jahrhundert von jüdischen Autoren nicht als solcher verwendet worden, da die Judenheit sich selbst nicht als ‚Religion’ beziehungsweise Religionsbesitzerin betrachtet habe. Er wird anhand semantischer Analysen ausführen, dass weder Ioudaismos, noch yahadut „Judentum“ bedeuten. Erst im 18. Jahrhundert hätten Deutsch schreibende Juden begonnen den Begriff „Judentum“ zu gebrauchen, und erst im späten 19. Jahrhundert sei yahadut als Lehnwort von „Judentum“ durch Juden als Bezeichnung ihrer ‚Religion’ eingeführt worden – dies sei ein integraler Bestandteil der Konfessionalisierung der Judenheit in dieser Zeit.

Weitere Informationen

Zeit und Ort

  • Montag, 12. Juni 2017, 18.00 Uhr.
  • Der Ort wird in Kürze bekanntgegeben.