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Denken in bewegten Bildern

Kolleg-Forschergruppe der Freien Universität Berlin und der Filmuniversität Babelsberg bewilligt

Nr. 429/2014 vom 12.12.2014

Kino, TV-Nachrichten, Youtube – audiovisuelle Bilder sind allgegenwärtig. Eine neue Kolleg-Forschergruppe an der Freien Universität Berlin untersucht, welchen Einfluss diese Bilder darauf haben, wie Menschen die Welt um sie herum wahrnehmen. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Prof. Dr. Hermann Kappelhoff vom Seminar für Filmwissenschaft im Fachbereich Philosophie und Geisteswissenschaften der Freien Universität gehen dabei der These nach, dass Medien keineswegs bloße Mittel der Kommunikation gegebener Sachverhalte, sondern vielmehr technische Erweiterungen der Wahrnehmung sind; sie verändern die Bedingungen des Verstehens, Urteilens und Imaginierens. Aus dieser Perspektive lassen sich in der Analyse filmischer Bilder Formen des Denkens und Fühlens bestimmen – und eröffnen einen veränderten Blick auf die historische, kulturelle und politische Dimension audiovisueller Medien. Das Projekt wird als eine von bundesweit vier neu bewilligten Kolleg-Forschergruppen von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) zunächst bis 2019 finanziert, wie der DFG-Senat in Bonn beschloss.

Egal ob im Historienfilm, den abendlichen Fernsehnachrichten oder dem verwackelten Youtube-Video aus dem Krisengebiet – filmische Bilder handeln nicht nur von historisch, kulturell oder politisch relevanten Sachverhalten. Vielmehr sind die Bilder selbst Teil eines öffentlichen Diskurses, in dem Gegenstände geteilter Erinnerung ebenso wie Haltungen zu Fragen der Kultur, Politik und Gemeinschaft fortlaufend moduliert werden. Umso bedeutender ist es, nicht allein das zu untersuchen, was die Bilder zeigen, sondern die – ästhetischen wie poetischen – Formen in den Blick zu nehmen, derer sie sich dabei bedienen. Wie aber lassen sich filmische Bilder als Diskurs analysieren, bewerten und in Diskurse einordnen, wenn sie nicht als Repräsentationen begriffen werden, sondern als technische Modellierungen der Wahrnehmung? Inwiefern verändert sich der wissenschaftliche Blick auf die historische, kulturelle und politische Dimension des Films, wenn man diesen nicht als repräsentierendes Dokument öffentlicher Diskurse betrachtet, sondern als Medium eines eigenständigen, in Bildern und Tönen geführten Diskurses? Die Mitglieder der Kolleg-Forschergruppe, die in Kooperation mit der Filmuniversität Babelsberg an der Freien Universität Berlin eingerichtet wird, wollen diese Fragen beantworten und dazu eine Methodologie der Analyse filmischer Diskurse entwickeln. Leiter des Projekts "Filme denken - Poetologien audiovisueller Bilder" sind Prof. Dr. Hermann Kappelhoff (Freie Universität Berlin) und Prof. Dr. Michael Wedel (Filmuniversität Babelsberg).

Die Kolleg-Forschergruppen sind ein speziell auf geisteswissenschaftliche Arbeitsformen zugeschnittenes Förderangebot der DFG. Sie werden für einen Zeitraum von zunächst vier Jahren gefördert. Sie arbeiten orts- und fächerübergreifend.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Hermann Kappelhoff, Seminar für Filmwissenschaft der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-50378, E-Mail: sekretariat-kappelhoff@fu-berlin.de