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Freiheitspreis der Freien Universität Berlin geht an frühere Chefanklägerin der Internationalen Strafgerichtshöfe für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda, Carla Del Ponte

Auszeichnung wird am 20. Oktober verliehen

Nr. 335/2014 vom 01.10.2014

Die frühere Chefanklägerin der Internationalen Strafgerichtshöfe für das ehemalige Jugoslawien und für Ruanda, Carla Del Ponte, erhält den Freiheitspreis der Freien Universität Berlin. Zur Begründung erklärte die Universität, mit der Ehrung werde das couragierte und ausdauernde Eintreten der Schweizer Juristin für die Bestrafung von Verbrechen gegen die Menschlichkeit gewürdigt. Carla Del Ponte habe den Opfern Gehör verschafft und sich um Gerechtigkeit und die Etablierung eines internationalen Rechtssystems verdient gemacht. Ungeachtet zahlreicher Versuche, ihre Untersuchungen zu blockieren, habe sich Carla Del Ponte nie beirren lassen, hieß es. Der Preis wird am 20. Oktober 2014 verliehen. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei. Um Anmeldung wird gebeten.

Die Schweizer Juristin Carla Del Ponte wurde bereits als Staatsanwältin in den achtziger Jahren für ihren resoluten und kompromisslosen Einsatz gegen das Verbrechen bekannt. Diesen Kampf gegen Geldwäsche, Waffenhandel, Korruption und organisiertes Verbrechen setzte sie von 1994 an als Bundesanwältin der Schweizerischen Eidgenossenschaft fort. Im Jahr 1999 wurde sie auf Vorschlag des UN-Generalsekretärs Kofi Annan vom UN-Sicherheitsrat zur Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs für das ehemalige Jugoslawien (1999–2007) sowie des Internationalen Strafgerichtshofs für Ruanda (1999–2003) in Den Haag ernannt.

Während ihrer achtjährigen Amtszeit wurden von den 161 Personen, gegen die das Kriegsverbrechertribunal seit seiner Gründung 1993 Anklage erhoben hatte, 91 festgenommen, oder sie stellten sich freiwillig. Es wurden 63 davon – darunter militärische Befehlshaber, Soldaten und Lokalpolitiker – zu Haftstrafen verurteilt. Für großes internationales Aufsehen sorgte die Auslieferung des gestürzten jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević an das Tribunal im Jahr 2001. Milošević verstarb jedoch nach vierjähriger Prozesszeit in Haft, ohne für seine Straftaten verurteilt worden zu sein.

Del Ponte wies beharrlich darauf hin, dass Gerechtigkeit für die Opfer nur mittels umfassender internationaler und nationaler Anstrengungen möglich sei. So forderte sie bei ihrem Abschied aus Den Haag im Jahr 2007 die EU noch einmal eindringlich dazu auf, die Unterschrift unter das Stabilisierungs- und Assoziierungsabkommen mit Belgrad von der Festnahme und Auslieferung der mutmaßlichen Kriegsverbrecher Ratko Mladić und Radovan Karadžić abhängig zu machen.

Seit September 2012 setzt Carla Del Ponte ihr Engagement als Mitglied der unabhängigen Syrien-Kommission der Vereinten Nationen fort und untersucht Menschenrechtsverletzungen und Kriegsverbrechen im syrischen Bürgerkrieg.

Mit dem Freiheitspreis ehrt die Freie Universität Persönlichkeiten, die sich um politische, gesellschaftliche oder wissenschaftliche Freiheit verdient gemacht haben. In ihm fließen zwei Traditionen zusammen: das Leitbild der Freiheit, das auf ihre Gründungsgeschichte zurückgeht, sowie die internationale Ausrichtung der Freien Universität. Als bisherige Preisträger geehrt wurden der Pianist und Dirigent Daniel Barenboim, die ehemalige UN-Hochkommissarin und frühere irische Staatspräsidentin Mary Robinson, der südafrikanische Erzbischof und Friedensnobelpreisträger Desmond Tutu sowie der frühere polnische Außenminister Wladyslaw Bartoszewski und der ehemalige Staatspräsident der Republik Korea und Friedensnobelpreisträger Kim Dae-jung.

Zeit Ort, Anmeldung und weitere Informationen

  • Montag, 20. Oktober 2014, Beginn 18.00 Uhr (Einlass 17.15 Uhr)
  • Henry-Ford-Bau der Freien Universität Berlin, Garystraße 35, 14195 Berlin, U-Bahnhof Thielplatz (U3)
  • Um Anmeldung bis 15. Oktober 2014 an einladung@fu-berlin.de oder Fax 030 / 838-73444 wird gebeten.
  • www.fu-berlin.de/freiheitspreis