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Subversive Druckwerke: die Edition Mariannenpresse

Ausstellung in der Universitätsbibliothek der Freien Universität öffnet am 13. November

Nr. 348/2013 vom 11.11.2013

Die teilweise unter subversiven Umständen während der deutschen Teilung entstandenen Bücher von Künstlern und Autoren aus Ostberlin werden von Mittwoch an in der Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin gezeigt. Es handelt sich um eine Auswahl der Edition „Mariannenpresse“, die 1979 am Kreuzberger Mariannenplatz in der Druckwerkstatt Bethanien gegründet wurde. Die Werke werden bis zum 6. Januar 2014 während der Öffnungszeiten der Bibliothek gezeigt. Der Eintritt ist frei.

Künstlerbücher und Pressendrucke haben in Berlin Tradition, von der Rabenpresse der 1930er-Jahre über die Rixdorfer Drucke der 1960er- und 1970er-Jahre bis zu den subversiven Künstlerbüchern, mit denen Künstler und Autoren in Ostberlin die Zensur unterliefen. Rund um den Mariannenplatz arbeiteten private und öffentliche Künstlerwerkstätten in allen nur denkbaren Drucktechniken, vom Buchdruck mit Handsatz über Radierung, Siebdruck und Lithografie bis zum Offsetdruck von experimentell bearbeiteten Filmen und Platten.

In der Edition Mariannenpresse erschienen in 29 Jahren 129 Bücher mit Erstdrucken von in Berlin lebenden Autorinnen und Autoren. Herausgegeben wurden auch Originalgraphiken bildender Künstlerinnen und Künstler in bibliophilen Ausgaben. Die Edition wurde als Projekt der öffentlichen Kunstförderung von der Neuen Gesellschaft für Literatur bis 2001 vom Berliner Senat gefördert und anschließend von Stiftungen und privaten Sponsoren unterstützt. Die Mariannenpresse nutzte die Vielfalt als ein Projekt öffentlicher und privater Kunstförderung; dafür erhielt sie 1999 den V.-O.-Stomps-Preis. Absatzprobleme brachten den Initiator und Herausgeber Dr. Hannes Schwenger 2008 dazu, die Reihe nicht weiter fortzusetzen.

Schriftsteller und Künstler sollten durch Projektförderung Gelegenheit erhalten, Bücher, Mappen, Textplakate und anderes nach ihren Vorstellungen zu verwirklichen. Sie gestalteten nicht nur ihre Projekte selbst, sondern beteiligten sich auch an der Herstellung. Die Auswahl besorgte eine gewählte Jury, der Künstler, Schriftsteller und erfahrene Büchermacher angehörten. Die Auflagen waren begrenzt (bis zu 250 Exemplaren), alle Bücher wurden nummeriert und handsigniert.

Die Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin (UB) war –-ebenso wie die Amerika-Gedenk-Bibliothek (heute Zentral- und Landesbibliothek) – von 1965 bis 1994 eine Pflicht-Exemplarbibliothek des Landes Berlin und mit der Archivierung der regionalen Buchproduktion beauftragt. Aus diesem Grund sammelte die UB auch die Berliner Handpressen und Künstlerbücher, die nicht unbedingt in den Bestand einer wissenschaftlichen Universitätsbibliothek gehören. Im Jahr 2012 bekam die UB etwa 30 Titel aus den letzten Jahren der Edition Mariannenpresse geschenkt, um den Bestand zu vervollständigen. Dieses Geschenk ist der Anlass, eine Auswahl der Edition Mariannenpresse zu zeigen.

Ort und Zeit

  • Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, Foyer, Garystraße 39, 14195 Berlin, U-Bahnhof Thielplatz (U3), im 1. OG
  • 13. November 2013 bis 6. Januar 2014, montags bis freitags von 9.00 bis 20.00 Uhr

Weitere Informationen

Dr. Susanne Rothe, Universitätsbibliothek der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838–53359, E-Mail: rothe@ub.fu-berlin.de