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Erfolg für deutsch-israelisches Projekt an der Freien Universität

1,7 Millionen Euro Fördermittel für Erforschung der Bibel auf Arabisch unter Juden, Christen und Muslimen

Nr. 384/2012 vom 17.12.2012

Wissenschaftler der Freien Universität Berlin und der Universität Tel Aviv haben für ihr Forschungsprojekt „Biblia Arabica“ 1,7 Millionen Euro Fördermittel bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) eingeworben. Das Vorhaben wurde im Rahmen der renommierten Förderlinie Deutsch-Israelische Projektkooperationen (DIP) der DFG ausgezeichnet und über eine Laufzeit von fünf Jahren unterstützt. Das Projekt „Biblia Arabica: Die Bibel auf Arabisch unter Juden, Christen und Muslimen“ ist damit das erste geisteswissenschaftliche Projekt, das in das Förderprogramm aufgenommen worden ist.

„Biblia Arabica“ ist das Ergebnis der intensiven Zusammenarbeit zwischen den Professorinnen Camilla Adang und Meira Polliack (beide Universität Tel Aviv) sowie Sabine Schmidtke (Freie Universität Berlin). Die Wissenschaftlerinnen und ihre Teams beschäftigen sich mit der ebenso komplexen wie reichen Übersetzungstradition der Hebräischen Bibel und des Neuen Testaments ins Arabische, die im 8. Jahrhundert einsetzt. Die Förderphase beginnt .2013 und endet 2017.

Kurz nach der Ausbreitung des muslimischen Herrschaftsgebiets im 7. und 8. Jahrhundert begannen die in der islamischen Welt lebenden Christen, Juden und Samaritaner, die ihnen heiligen Texte zu übersetzen. So fanden die Hebräische Bibel, das Neue Testament und der Samaritanische Pentateuch Eingang ins Arabische als neue, vorherrschende Sprache jener Zeit. Viele dieser Übersetzungen aus so verschiedenen Sprachen wie dem Hebräischen, Griechischen, Syrischen und Koptischen – aber auch dem Lateinischen – haben die Zeit in den Handschriftensammlungen von Klöstern, Synagogen und Bibliotheken insbesondere des Nahen Ostens überdauert.

Im Vergleich zu anderen historischen Übersetzungstraditionen der Bibel zeichnen sich die arabischen Versionen durch einen besonderen Reichtum im Hinblick auf die schiere Anzahl der erhaltenen Handschriften und später auch Drucke aus. Überdies zeigen die Übersetzungen eine außergewöhnlich große Bandbreite stilistischer und didaktischer Herangehensweisen, Vokabularien, Schriften und Sichtweisen. Ursprünglich waren diese Übersetzungen ausschließlich für den Gebrauch innerhalb der eigenen Gemeinschaft konzipiert. Im Laufe der Zeit wurden sie auch von muslimischen Schriftgelehrten übernommen und zitiert, denen die meisten der biblischen Erzählungen und Charaktere auch aus ihrer eigenen Schrift, dem Koran, vertraut waren.

Während die moderne Forschung ihr Augenmerk bislang auf die Übersetzung wissenschaftlicher und philosophischer Werke aus dem Griechischen ins Arabische während der frühen Abbasidenzeit (erste Hälfte des 9. Jahrhunderts) richtete , wurde die zeitgleich einsetzende Übersetzungsbewegung der Bibel kaum systematisch berücksichtigt. Diese Forschungslücke wollen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler  des Projekts „Biblia Arabica“ nun schließen. Ziel ist es, die verschiedenen mittelalterlichen Schulen und Schriftgelehrten zu identifizieren, die an diesem außergewöhnlichen Übersetzungsunternehmen teilnahmen. Dabei sollen deren Absichten, Stile und Techniken sowie soziale und kulturelle Implikationen herausgearbeitet werden. Der eigentliche Kern des Projekts aber ist das Studium und die Erforschung Tausender früher Kodizes und Handschriften, die unentdeckt in den Klöstern des Nahen Ostens und in Bibliotheken auf der ganzen Welt liegen. Dieser unerforschte Textkorpus soll Antwort auf die Frage geben, inwieweit sich die Übersetzer der verschiedenen Glaubensrichtungen wechselseitig in einem interreligiösen und interkulturellen Kontext beeinflussten.

Die Projektergebnisse werden primär im Rahmen der erst kürzlich etablierten Buchserie „Biblia Arabica: Texts and Studies“ beim Verlag Brill in Leiden publiziert; Herausgeber sind  sechs Wissenschaftler, darunter Camilla Adang, Meira Polliack und Sabine Schmidtke. Darüber hinaus wird der erste Band der Zeitschrift „Intellectual History of the Islamicate World“ ausschließlich dem Thema „Bibel auf Arabisch“ gewidmet sein.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Sabine Schmidtke, Direktorin der Research Unit Intellectual History of the Islamicate World, Telefon: 030 / 838-52487, Mobil: 0172 / 9377248, E-Mail: sabineschmidtke@gmail.com

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