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Jean Genet und Deutschland

Internationales Symposium zum 100. Geburtstag des französischen Schriftstellers vom 10. bis 12. Dezember an der Freien Universität Berlin

Nr. 378/2010 vom 07.12.2010

Das Leben und Wirken des französischen Schriftstellers Jean Genet (1910–1986) steht im Mittelpunkt einer Tagung vom 10. bis 12. Dezember an der Freien Universität Berlin. Die Teilnehmer der Veranstaltung, die in Kooperation mit der Universität Bielefeld stattfindet, befassen sich vor allem mit dem problematischen Verhältnis des Autors zu Deutschland. Im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit dem Träger des Büchner-Preises Josef Winkler und dem Regisseur Rosa von Praunheim wird am Sonntag, 12. Dezember, über die Aktualität von Genets Werk diskutiert. Der Schriftsteller wäre am 19. Dezember 100 Jahre alt geworden. Die Veranstaltung ist öffentlich, der Eintritt frei.

Das Verhältnis Jean Genets zu Deutschland ist kurios und wird kontrovers diskutiert. So sympathisierte er in seinen Romanen mit der nationalsozialistischen Ideologie, fühlte sich von der SS erotisch angezogen, später jedoch idealisierte er die Ziele der RAF. In der Bundesrepublik wurden seine Schriften zensiert, aber ein Prozess um sie veränderte die Rechtsprechung. Auch als Theaterautor provozierte er Skandale. Die Schwulenbewegung hatte zu ihm kein einfaches Verhältnis. Genets Projekt einer radikalen Dissidenz und seine entsprechende Poetik lassen sich in seiner Auseinandersetzung mit Deutschland besonders deutlich begreifen.

Das von Prof. Dr. Oliver Lubrich (Freie Universität Berlin) und Dr. Matthias Lorenz (Universität Bielefeld) konzipierte interdisziplinäre Symposium beleuchtet unterschiedliche Aspekte dieser Beziehung. Es fragt nach der von Genet empfundenen Faszination für den Faschismus, seinem Verhältnis zum linken Terrorismus, zur achtundsechziger Bewegung oder nach Genets Rolle in der Schwulenbewegung. Im Rahmenprogramm werden unter anderem Fassbinders Verfilmung von Genets Roman „Querelle“ sowie seltene Bild- und Tondokumente präsentiert.

Eine Lesung des österreichischen Autors Josef Winklers, der sich in seinem Werk mit Genet auseinandergesetzt hat, "Der Wortschatz der Nacht", und eine Podiumsdiskussion bilden am Sonntag den Abschluss. Diskutieren werden neben Josef Winkler auch der Regisseur Rosa von Praunheim, der Verleger Andreas J. Meyer (Merlin Verlag) und der Herausgeber und Sammler Friedrich Flemming. Moderiert wird die Veranstaltung von Joachim Umlauf, Goethe Institut Paris.

Ort und Zeit

  • Habelschwerdter Allee 45, 14195 Berlin, Raum KL 32/202; U-Bhf. Thielplatz oder Dahlem-Dorf (U3)
  • 10. bis 12. Dezember 2010

Weitere Informationen

Cornelia Colsman, Cluster „Languages of Emotion“ der Freien Universität Berlin,
E-Mail: cornelia.colsman@fu-berlin.de

Im Internet

www.fu-berlin.de/genet100