Springe direkt zu Inhalt

Gesundheit global: Wie Menschen weltweit mit Krankheiten umgehen

Die neu eingerichtete Arbeitsstelle Medizinethnologie der Freien Universität stellt ihre Forschungen erstmals während der Langen Nacht der Wissenschaften am 5. Juni vor

Nr. 176/2010 vom 04.06.2010

Wie werden Menschen in Tansania behandelt, die mit HIV/AIDS leben? Was bedeutet Kranksein in Deutschland für sogenannte illegale Einwanderer? Mit Fragen wie diesen beschäftigt sich die Medizinethnologie. Am Institut für Ethnologie der Freien Universität ist nun eine Arbeitsstelle eingerichtet worden, die ihre Forschungsarbeiten in der Langen Nacht der Wissenschaften am morgigen Sonnabend erstmals einer breiten Öffentlichkeit präsentiert. Eine spezielle, global ausgerichtete Arbeitsstelle dieser Art innerhalb eines ethnologischen Instituts ist bislang einzigartig an deutschen Hochschulen.

Die Mitarbeiter der Arbeitsstelle Medizinethnologie untersuchen mit ihrem fachspezifischen Blick weltweit Phänomene, die mit Krankheit, Gesundheit und Heilung verknüpft sind. Sie erforschen beispielsweise, warum bestimmte Präventionsmaßnahmen zu HIV/AIDS in afrikanischen Gesellschaften nicht greifen. Die Forschungsergebnisse können wichtige Empfehlungen für Entscheidungsträger in Politik, Gesellschaft und Gesundheitssystemen der Untersuchungsregionen darstellen.

„Die Stärke der Ethnologie ist, dass sie mit ihren Methoden detaillierte Einblicke in andere Lebenswelten ermöglicht und diese erklären kann“, sagt Professor Hansjörg Dilger, der die Arbeitsstelle leitet. Diese steht für  Grundlagenforschung, praxisbezogene Forschungsschwerpunkte sowie die Entwicklung von theoretischen Zugängen und Zusammenhängen. Regional konzentrieren sich die Forschungen bisher auf Afrika und Asien. Thematische Schwerpunkte sind neben dem Umgang mit globalen Epidemien wie HIV/AIDS der Zusammenhang von Migration und Gesundheit sowie die Entwicklung von staatsübergreifenden Märkten für Heilpflanzen und Medikamente.

Die Einrichtung soll Anlaufstelle und Plattform für Nachwuchswissenschaftler, externe Fachleute sein und für eine breite Öffentlichkeit. Geplant sind Veranstaltungen und Projekte, die internationale Netzwerke schaffen. „Wir wünschen uns fachübergreifende Projekte innerhalb der Universität und themenspezifische Kooperationen mit externen Institutionen“, sagt Dilger. Dabei denkt er an Institutionen der Entwicklungszusammenarbeit und an politische Entscheidungsträger in den Forschungsregionen.

Während die klassische Ethnologie oder Völkerkunde vor allem „traditionelle“ außereuropäische Kulturen untersuchte, beschäftigt sich die moderne Ethnologie verstärkt mit aktuellen kulturellen, gesellschaftlichen und politischen Zusammenhängen in einem globalen Kontext. In den USA und Großbritannien zählt die sogenannte „Medical Anthropology“ zu den stärksten Forschungsrichtungen innerhalb der Sozial- und Kulturanthropologie. Im deutschsprachigen Raum hat sich die Medizinethnologie erst in den vergangenen Jahren als eigenständige Subdisziplin des Faches etabliert.

Weitere Informationen

Prof. Dr. Hansjörg Dilger, Leiter der Arbeitsstelle Medizinethnologie am Institut für Ethnologie der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838 56872,  E-Mail: hansjoerg.dilger@berlin.de

Im Internet