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Präsident der Freien Universität gratuliert Herta Müller zum Nobelpreis für Literatur

Schriftstellerin war erste Heiner-Müller-Professorin an der Freien Universität

Nr. 267/2009 vom 08.10.2009

Der Präsident der Freien Universität Berlin, Professor Dr. Dieter Lenzen, hat Herta Müller zur Verleihung des Literaturnobelpreises gratuliert. „Die Freie Universität freut sich über diese große Auszeichnung für Herta Müller, die 2005 als erste Heiner-Müller-Professorin an die Freie Universität berufen worden ist“, sagte Lenzen. Er erklärte weiter: „Die Heiner-Müller-Professur wurde Herta Müller von der Freien Universität in Kooperation mit der Stiftung Preußische Seehandlung verliehen in Anerkennung ihrer literarischen Erinnerungsarbeit oder – wie es in der Begründung der Jury hieß: Herta Müllers Erzählen hat einen wichtigen Anteil an der literarischen Grundsteinlegung für ein neues Europa, das nicht ohne das Bewusstsein der Leiden an den Diktaturen und ihren Demütigungen entstehen kann.“

Für die Freie Universität, deren herausragende Stellung in den Geisteswissenschaften gerade die Rankings der Deutschen Forschungsgemeinschaft und des „Times Higher Education“ bestätigt haben, ist der stete Austausch von Wissenschaft und Kunst sowohl für die Forschung als auch für die Förderung des Nachwuchses ein zentrales Anliegen. „Das Seminargespräch mit Ihnen, verehrte Herta Müller, bot unseren Studenten und jungen Nachwuchsautoren eine außergewöhnliche Gelegenheit, Möglichkeiten und Grenzen der Sprache, des Sagbaren, mit einer großen Autorin auszuloten“, so schloss Lenzen sein Glückwunschschreiben an die Nobelpreisträgerin.

Professor Peter André Alt, Professor für Neuere deutsche Literatur und Direktor der Dahlem Research School an der Freien Universität, betonte zur Verleihung des Nobelpreises an die Heiner-Müller-Professorin: „Herta Müller ist eine Schriftstellerin, die ihre Sprachmächtigkeit aus dem Misstrauen in die Sprache bezieht; aus dem Unbehagen gegenüber dem stilistisch Vertrauten, scheinbar Selbstverständlichen; aus dem Versuch, die Sprache an die Grenze ihrer höchstmöglichen Genauigkeit, Präsenz und Ausdruckskraft zu führen. Diese außergewöhnliche Fähigkeit macht sie zu einer Autorin, die in großen Traditionen steht: in der Nachfolge Rilkes, Elias Canettis und Paul Celans. Kaum zufällig sind auch sie, wie Herta Müller, an den Rändern des deutschen Sprachgebiets aufgewachsen, in jenen Zonen, da Sprache und Identität eine eigene, immer wieder auf die Probe gestellte und durch den politischen Terror des 20. Jahrhunderts gefährdete Einheit bilden.“

Verbunden mit der „Heiner-Müller-Professur für deutschsprachige Poetik“, die Herta Müller im Sommersemester 2005 am Peter-Szondi-Institut für Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft der Freien Universität Berlin inne hatte, ist die Verleihung des mit 30.000 Euro dotierten Berliner Literaturpreises. Er wird jährlich von der Stiftung Preußische Seehandlung vergeben. Mit diesem Preis werden Schriftsteller gewürdigt, deren literarisches Werk wesentlich zur Entwicklung der zeitgenössischen Literatur in den Bereichen Lyrik, Erzählende Literatur und Dramatische Literatur beigetragen hat.