Springe direkt zu Inhalt

Wohlstand in Ostdeutschland fast auf Westniveau

Studie der Freien Universität sieht vor allem Rentner und die Jugend als Gewinner

Nr. 217/2009 vom 21.08.2009

Die Deutsche Wiedervereinigung verläuft besser, als es die Stimmung in Ost und West ausdrückt. 20 Jahre nach dem Mauerfall hat der Lebensstandard in den neuen Ländern fast Westniveau erreicht. Das ist das Ergebnis einer Studie, die der Leiter des Forschungsverbundes SED-Staat an der Freien Universität, Professor Dr. Klaus Schroeder, erstellt hat.

Der durchschnittliche Lebensstandard ostdeutscher Haushalte habe sich „sowohl im Ausstattungsgrad mit langlebigen Konsumgütern als auch bei den Wohnverhältnissen dem westdeutschen weitgehend angeglichen, ihn in einigen Bereichen sogar überholt“, heißt es in der Studie. Als Gewinner der Einheit sieht Schroeder insbesondere die Rentner im ehemaligen Ostteil: „Statt 30 bis 40 Prozent des durchschnittlichen Arbeitseinkommens zu DDR-Zeiten, beziehen sie heute mehr als 80 Prozent, mitunter sogar mehr als 100 Prozent des Durchschnittseinkommens als gesetzliche Rente.“ Auch Kinder und Jugendliche im östlichen Deutschland hätten von der Einheit profitiert. Viele von ihnen hätten bessere Zukunftschancen durch einen deutlichen Anstieg höherer Bildungsabschlüsse im Vergleich zur Situation am Ende der DDR-Zeit. „Die Anteile der Abiturienten an den Schulabgängern eines Jahres haben sich gegenüber 1989 fast verdreifacht.“

Die Untersuchungen zeigen, dass sich die realen Nettomonatsverdienste für ostdeutsche Angestellte zwischen 1991 und 2007/2008 in etwa verdoppelt haben. Die der ostdeutschen Arbeiter seien – je nach Familienstand – um 60 bis 80 Prozent gestiegen, rechnet Schroeder: „Das ist eine historisch beispiellose Wohlstandsexplosion.“

Quer durch die sozialen Schichten sei die Angleichung in den neuen Ländern allerdings unterschiedlich schnell verlaufen. Ein-Personen-Haushalte und Haushalte von Ehepaaren ohne Kinder sind nach der Studie eher weiter entfernt vom westdeutschen Durchschnitt. Alleinerziehende, Paare mit älteren Kindern und vor allem Rentner und Empfänger von Sozialleistungen eher dichter dran. Ein „Wohlstandsgraben“ zwischen Ost und West existiere allerdings noch in den oberen Einkommensklassen. Immer noch deutlich höher als in den alten Ländern sei die Arbeitslosigkeit. 

„Trotz des schnellen materiellen Angleichungsprozesses zeigen sich Ostdeutsche unzufriedener mit dem Leben als Westdeutsche“, heißt es in der Studie. Sie beurteilten ihre derzeitige Situation nicht im Blick zurück, das heißt mit den Zuständen in der DDR in den achtziger Jahren, sondern im Vergleich mit dem – von ihnen überschätzten – Wohlstand im Westen. „Das rasch Gewonnene wird von vielen gering geschätzt, vieles Verlorene nostalgisch verklärt.“

Die Studie wurde im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft und der Zeitung SUPERillu erstellt.

Weitere Informationen

Weitere Informationen erteilt Ihnen gern:

Prof. Dr. Klaus Schroeder
Forschungsverbund SED-Staat an der Freien Universität Berlin
Telefon: (030) 838-52091 und (030) 838-56008
E-Mail: kschroe@zedat.fu-berlin.de