Warum fällt es Managern schwer, ineffiziente Strukturen in ihrem Unternehmen neu zu organisieren – trotz Einsicht in die Notwendigkeit von Veränderungen? Schuld daran, so der promovierte Betriebswirt und Soziologe Frank Dievernich, seien Managementinstrumente, die ursprünglich zur dynamischen Unternehmenssteuerung entwickelt wurden, aber in der Praxis oft kontraproduktiv wirken: zum Beispiel Wissens- und Kompetenzmanagement, Zielvereinbarungsgespräche und Führungskräftetraining. Mit Hilfe der Pfadabhängigkeitstheorie, die die Entstehung von Strukturen und Prozessen in Organisationen analysiert, zeigt Dievernich, wie der häufig innovationsfeindliche und ineffiziente Zustand einer Organisation konserviert wird – anstatt diesen aufzubrechen. Als Lösung plädiert Dievernich für eine neue Form der Managemententwicklung: Um ein Unternehmen oder eine Organisation wieder beweglich zu machen, dürften die führenden Manager innerhalb einer Organisation nicht als Einzelkämpfer agieren, sondern müssten als Gruppe entscheiden und als kommunikatives Netzwerk agieren. Nur so ließe sich sämtliches Potenzial innerhalb eines Unternehmens ausschöpfen – und die Entscheidungsfähigkeit einer Organisation wiederherstellen.

Das Graduiertenkolleg „Pfade organisatorischer Prozesse“ ist am Fachbereich Wirtschaftswissenschaft der Freien Universität Berlin angesiedelt und wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 1,5 Millionen Euro gefördert. Das Graduiertenkolleg läuft seit dem Sommersemester 2005, eine zweite Kohorte startet zum 1. April 2008. Im Zentrum des auf neun Jahre angelegten Programms steht die Erforschung von festgefahrenen Entscheidungspfaden, die von den Beteiligten häufig viel zu spät erkannt werden und nur noch unter großem Aufwand zu ändern sind. In überwiegend empirisch ausgerichteten Teilprojekten analysieren Nachwuchswissenschaftler Entstehung und Verlauf solcher Pfade in verschiedenen Branchen.