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Theodor-Eschenburg-Preis für Politikwissenschaftlerin Helga Haftendorn

Die Expertin für deutsche und amerikanische Außenpolitik, internationale Sicherheitspolitik und die Nordatlantische Allianz, ist mit dem Theodor-Eschenburg-Preis der Deutschen Vereinigung für Politische Wissenschaft (DVPW) ausgezeichnet worden

Nr. 195/2006 vom 29.09.2006

Die Politikwissenschaftlerin, Prof. Dr. Helga Haftendorn, die bis zu ihrer Emeritierung im Jahr 2000 an der Freien Universität Berlin forschte und lehrte, erhielt den Preis bei dem in Münster stattfindenden 23. wissenschaftlichen Kongress der DVPW überreicht. In der Laudatio würdigte der Politikwissenschaftler Gunther Hellmann von der Johann-Wolfgang-Goethe-Universität Frankfurt a. M. Helga Haftendorn für ihr außerordentliches Engagement, gerade auch im Umgang mit Nachwuchswissenschaftlern.

„Helga Haftendorn hat keine Schule begründet; sie hat Menschen gefördert“, so Gunther Hellmann. Im Zentrum von Haftendorns Werk habe stets die deutsche Außenpolitik gestanden. Dabei sei es ihr ein persönliches Anliegen gewesen, nicht nur zum besseren Verständnis der Ursachen und Konsequenzen von Außenpolitik beizutragen, sondern auch jene Bedingungen zu identifizieren, die eine friedlichere Welt ermöglichen. Insgesamt sei Helga Haftendorn eine Vertreterin der Politischen Wissenschaft, die für die Entwicklung der politikwissenschaftlichen Teildisziplin „Internationale Beziehungen“ in Deutschland prägend wurde. „Für Helga Haftendorn, die in den 1950er Jahren gegen die Wiederbewaffnung auf die Straße ging, später dann aber die meisten sicherheitspolitischen Entscheidungen der Bonner Republik mittrug, war es immer ein Teil ihres professionellen Selbstverständnisses, mit Augenmaß und Leidenschaft nach Möglichkeiten für eine europäische Friedensordnung zu suchen“, so Hellmann.

Ihre wissenschaftliche Karriere begann Helga Haftendorn nach dem Studium der Politikwissenschaft, Geschichte, Geographie und Philosophie in Heidelberg, Münster, Frankfurt a. M. und Little Rock (Arkansas/USA) mit einer Dissertation über „Das Problem von Parlament und Öffentlichkeit“ an der Universität Frankfurt. Nach Stationen als Redakteurin bei der Zeitschrift „Europa Archiv“ sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der „Deutschen Gesellschaft für Auswärtige Politik“ wechselte sie zur Universität Hamburg, wo sie sich 1972 mit einer Arbeit über die Abrüstungs- und Entspannungspolitik der Bundesrepublik seit der Wiederbewaffnung habilitierte. Bereits ein Jahr später erhielt sie ihren ersten Ruf auf eine Professur für Politikwissenschaft mit dem Schwerpunkt Internationale Beziehungen an der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg. 1978 nahm sie den Ruf auf eine Professur für „Politische Wissenschaft, insbesondere Theorie, Empirie und Geschichte der auswärtigen und internationalen Politik“ an der Freien Universität Berlin an und gründete hier 1986 die Arbeitsstelle „Transatlantische Außen- und Sicherheitspolitik“. An der Freien Universität Berlin forschte und lehrte Helga Haftendorn bis zu ihrer Emeritierung Ende 2000. Gastprofessuren und Forschungsaufenthalte führten sie unter anderem an die Universitäten Harvard, Stanford, Georgetown und Florenz. 1991/92 wurde sie Präsidentin der International Studies Association. 1993 erfolgte die Wahl in die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften. Im November 1995 erhielt Helga Haftendorn den renommierten Max-Planck-Forschungspreis für internationale Zusammenarbeit.