Springe direkt zu Inhalt

Festveranstaltungen zum 50. Todestag von Friedrich Meinecke

Der Doyen der Historiker und Rektor der Freien Universität wird am 11. Februar geehrt

Nr. 23/2004 vom 05.02.2004

An dem liberalen Historiker und politischen Publizisten Friedrich Meinecke schieden sich lange die Geister: Während er nach 1948 auf Grund seiner Haltung zum Nationalsozialismus zum Symbol des "anderen Deutschlands" avancierte und 1948 Rektor der Freien Universität wurde, galt er in den sechziger Jahren als Vertreter der politischen Ideengeschichte als reaktionär. Aus Anlass des 50. Todestag veranstaltet das Friedrich Meinecke Institut (FMI) am Mittwoch, dem 11. Februar 2004 ein wissenschaftliches Kolloquium: "Erinnern, Gedenken, Historisieren: Zum 50. Todestag von Friedrich Meinecke", das sich dem Leben und Werk Meineckes widmet. Anschließend findet eine Festveranstaltung in der Landesvertretung von Sachsen-Anhalt statt.

Friedrich Meinecke, 1862 in Salzwedel im heutigen Sachsen-Anhalt geboren, erlebte und begleitete als scharfzüngiger homo politicus Kaiserreich, Weimarer Republik, Nationalsozialismus und Bundesrepublik. Dabei wandelte er sich vom Herzensmonarchisten zum Vernunftsrepublikaner, blieb aber seiner liberalen Grundauffassung treu. "Auf Grund seines langen Lebens wurde er aus seiner Generation der einzige Historiker, der die Brüche der deutschen Gesellschaft von 1914 bis 1945 und 1948/49 erlebte und öffentlich kommentierte", so der Historiker Prof. Dr. Ernst Schulin.

Das Kolloquium am Nachmittag des 11. Februars widmet sich vier Schwerpunkten: Prof. Dr. Sebastian Conrad (Freie Universität Berlin) untersucht: Die deutsche Katastrophe – Friedrich Meinecke und die Ursachen des Nationalsozialismus; Dr. Marc Schallenberg (Humboldt Universität Berlin) spricht über Mäßigung und Synthese: Friedrich Meineckes Biographie als Suche nachbildungsbürgerlicher Norm. Dr. Peter Walther (Humboldt Universität Berlin) geht den drei Brüchen – Meineckes Schüler und Nachfolger nach; Dr. Daniel Schönpflug (Freie Universität Berlin) spricht über 1789/1918: Friedrich Meinecke über die Französische Revolution. Bei der abendlichen Festveranstaltung erinnert – nach Begrüßungen durch Staatssekretär Dr. Michael Schneider (Sachsen-Anhalt) und Prof. Dr. Gisela Bock (FMI) – Prof. Dr. Gerhard A. Ritter an Meinecke als akademischen Lehrer. Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch (Humboldt Universität Berlin) spricht über ein Gelehrtenleben zwischen Bismarck und Adenauer.

Nach einem Studium der Germanistik, Geschichte und Philosophie habilitierte sich Meinecke 1896 bei Heinrich von Sybel in Berlin und kam über Straßburg und Freiburg 1914 an die Berliner Friedrich-Wilhelms-Universität. 1907 war ihm mit "Weltbürgertum und Nationalstaat – Studien zur Genesis des deutschen Nationalstaats" der wissenschaftliche Durchbruch gelungen. 1924 veröffentlichte er sein zweites ideengeschichtliches Werk: Die Idee der Staatsraison in der neueren Geschichte. Seine Warnung vor dem Nationalsozialismus kostete den 1932 aus Altersgründen Emeritierten alle verbleibenden Ämter. Mit 84 Jahren legte er sein beachtetes Alterswerk "Die deutsche Katastrophe" vor, in der er als einer der Ersten die Zeit des Nationalsozialismus bewertete. 1948 wurde Meinecke erster Rektor der Freien Universität. Er starb am 6. Februar 1954.

Das Kolloquium findet am 11.Februar, um 14 Uhr c.t. im Friedrich-Meinecke-Institut statt, Koserstr. 20, 14195 Berlin, Raum A 320. Die Festveranstaltung am 11. Februar, um 19 Uhr in der Landesvertretung Sachsen-Anhalt, Luisenstr. 18, 10117 Berlin.

Weitere Informationen

Nähere Informationen und Anmeldung (Kolloquium) erteilt: Dr. Daniel Schönpflug: (dapflug@zedat.fu-berlin.de) und zur Festveranstaltung Doreen Mierow (doreen.mierow@lv.stk.sachsen-anhalt.de)