Springe direkt zu Inhalt

Immer mehr Doktorandinnen und -Doktoranden der Freien Universität publizieren im Internet

Akademischer Senat fordert Fachbereiche zur Anpassung der Promotionsordnungen auf

Nr. 37/2000 vom 21.02.2000

Der Welt ein Quäntchen neue Erkenntnis zu schenken, ist das Bestreben und die Aufgabe jeder Doktorandin und jedes Doktoranden. Nach durchschnittlich zwei bis vier Jahren oft einsamen Forschens liegt der Lohn der Mühen vor: die Dissertation. Doch Doktorin oder Doktor darf sich erst nennen, wer der wissenschaftlichen Öffentlichkeit seine Arbeit auch zugänglich gemacht hat. Das war bis vor wenigen Jahren noch mit Kosten bis zu einigen tausend DM verbunden, weil man der Veröffentlichungspflicht nur durch Vervielfältigung des Originals (Kopien, Druck, Microfiche) nachkommen konnte. Einige Fachbereiche forderten bis zu 150 Pflichtexemplare. Diese Hürde hat die Kultusministerkonferenz im Oktober 1997 beseitigt, indem sie die Veröffentlichung von Dissertationen im Internet als gleichwertige Alternative akzeptierte und zusätzlich die Empfehlung aussprach, die Anzahl der kopierten bzw. gedruckten Pflichtexemplare drastisch zu reduzieren.

Die Vorteile der digitalen Dissertation liegen auf der Hand: Sie ist nicht nur wesentlich preiswerter als ein Druckerzeugnis herzustellen, sondern bietet auch zusätzliche Visualisierungsoptionen, die nur das Internet eröffnet: Bilder, Animationen, Videosequenzen und Tonaufnahmen können in die Arbeit integriert werden. All das ist im Prinzip sekundenschnell weltweit verfügbar. Die digitale Dissertation wird grundsätzlich wesentlich weiter verbreitet als die gedruckte Ausgabe, weil sie nicht nur in den Bestand einer wissenschaftlichen Bibliothek aufgenommen wird, sondern auch über Suchmaschinen aufgespürt werden kann. Voraussetzung für eine optimale Vernetzung ist die Indizierung wesentlicher Daten (Metadaten).

Zwar kann man an der Freien Universität noch nicht von einem Boom sprechen, weil der größte Teil der mehr als 2000 Dissertationen der vergangenen zweieinhalb Jahre konventionell veröffentlicht wurde, doch die Statistik belegt, dass die Akzeptanz von online-Dissertationen sprunghaft wächst. Während 1997 gerade mal drei FU-Dissertationen den Weg ins zentrale Internet-Angebot der FU (http://www.diss.fu-berlin.de/diss) fanden, waren es ein Jahr später schon 34. Ende 1999 hatte sich ihre Zahl bereits verdoppelt. Die Veterinärmediziner/innen präsentieren in einem separaten Pool 107 Doktorarbeiten (http://www.vetmed.fu-berlin.de/diss). Die FU zählt in Deutschland zu den Universitäten mit den meisten indizierten digitalen Dissertationen.

Online-Dissertation werden von den meisten FU-Fachbereichen als Alternative zu den herkömmlichen Publikationsformen akzeptiert. Die Fachbereiche, die diese Möglichkeit noch nicht in ihren Promotionsordnungen anbieten, wurden jetzt auf Initiative des Ersten Vizepräsidenten der FU, Prof. Dr. Dieter Lenzen, vom Akademischen Senat der FU in einem Beschluss aufgefordert, ihre Ordnungen bis Dezember 2000 entsprechend zu ändern. Außerdem erwartet der Akademische Senat von allen Fachbereichen, dass sie die Anzahl der abzuliefernden Pflichtexemplare auf maximal zehn beschränken, wenn eine digitale Dissertation eingereicht wurde. Im Interesse der Doktorandinnen und Doktoranden sollen die von Fachbereich zu Fachbereich sehr stark variierenden Modalitäten der Veröffentlichungspflicht so weit wie möglich vereinheitlicht werden.

Das Pilotprojekt DARWIN koordiniert in Zusammenarbeit mit der Universitätsbibliothek das zentrale Disserationsangebot der FU im Internet und berät und betreut die Doktorandinnen und Doktoranden bei der technischen Realisierung und in administrativen Angelegenheiten. Erste Informationen sind unter der Internet-Adresse http://darwin.inf.fu-berlin.de/work/Main erhältlich.

Weitere Auskünfte erteilt das Projekt per e-Mail: darwin@inf.fu-berlin.de