Professor Dr. Bronislaw Geremek ist ein herausragender Repräsentant des geistigen und demokratischen Polen, ein international außergewöhnlich anerkannter Wissenschaftler und einer der anregendsten Historiker der Gegenwart. Es ist ihm mit seinen Forschungen insbesondere zur Geschichte der Armut gelungen, Epochengrenzen zu überwinden und interdisziplinäre Fragestellungen zu verfolgen. Er analysiert die Erfahrungen der Geschichte und die Erkenntnisse der Geschichtswissenschaft und macht beide zur Ergänzung und Korrektur aktueller Sozialwissenschaft fruchtbar.
Mit seiner wissenschaftlichen Arbeit verbindet Professor Geremek ein vorbildliches moralisches und politisches Engagement. Als Mitbegründer und Berater der Gewerkschaft "Solidarität" trug er bei den Verhandlungen des "Runden Tisches" maßgeblich zum Fortgang der Demokratisierung Volkspolens bei. Er war Leiter der Kommission für politische Reformen und dabei insbesondere verantwortlich für die Bestimmung der politisch-institutionellen Umwandlungen im polnischen Demokratisierungsprozeß.

Die Deutsche Hochschule für Politik wurde als Otto-Suhr-Institut 1949 mit dem Ziel wiedergegründet, nach dem militärischen und moralischen Zusammenbruch Deutschlands 1945 zur Errichtung einer dauerhaften freiheitlichen und sozialstaatlichen Demokratie in Deutschland beizutragen. Im Sinne dieses Vermächtnisses betrachtet das Institut es als eine besondere Ehre und ein Glück des geschichtlichen Augenblicks, anläßlich der Feier seines 50jährigen Bestehens Professor Geremek die Ehrendoktorwürde verleihen zu können.

Außenminister Joseph Fischer wird aus Anlaß der Ehrung eine Ansprache halten.

Am Nachmittag des 15. Januar 1999 findet von 14.00 bis 18.00 Uhr im Senatssitzungssaal der Freien Universität ein öffentliches Symposium zu Ehren von Bronislaw Geremek statt. An ihm nehmen als Vortragende und Diskutanten u. a. Prof. e.h. Hans-Dietrich Genscher, der Botschafter des Staates Israel, Avi Primor, der Philosoph Leszek Kolakowski, die Politikwissenschaftlerinnen Helga Haftendorn und Marina Pavlova-Sil’vanskaja, der Historiker Jerzy Holzer, die Soziologin Marie-Claire Lavabre und die Politikwissenschaftler Klaus Segbers, Gerhard Göhler, Eberhard Sandschneider, Hubertus Buchstein und Elmar Altvater teil.