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Erklärung des Akademischen Senats der Freien Universität Berlin zum Plan der Errichtung einer „Einstein-Stiftung“

Nr. 322/2008 vom 22.10.2008

Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin nimmt mit tiefer Besorgnis die Pläne des Senators für Bildung und Wissenschaft zur Kenntnis, eine „Einstein-Stiftung“ zur Förderung von Spitzenforschung in Berlin zu errichten. Der Akademische Senat befürchtet, dass mit der vom Senator beabsichtigten Stiftungskonstruktion wesentliche Prinzipien wissenschaftlicher Selbststeuerung von Innovation und Exzellenz nachhaltig beschädigt werden.

Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin fragt den Senator für Bildung und Wissenschaft:

  • Warum wollen Sie Ihre Pläne im politischen Alleingang, ohne den Konsens mit den Wissenschaftlern zu suchen, durchsetzen?
  • Warum wollen Sie Ihre Pläne umsetzen, ohne sie der Beratung und Kritik in der parlamentarischen Debatte des Abgeordnetenhauses von Berlin auszusetzen?
  • Warum wollen Sie eine komplizierte, verschachtelte Stiftungskonstruktion ins Werk setzen, in deren Geflecht das Gewicht der Berliner Universitäten marginal, Ihr eigenes Gewicht und das anderer Instanzen der Exekutive, wie des Finanzsenators, aber unverhältnismäßig groß ist?
  • Warum wollen Sie die Entscheidung über Schwerpunkte der wissenschaftlichen Forschung nicht, wie es in der universitären ebenso wie in der außeruniversitären Forschung üblich, selbstverständlich und unabdingbar ist, der Wissenschaft überlassen, sondern diese Entscheidung sich selber und ungenannten privaten Sponsoren vorbehalten?
  • Wie können Sie es mit Ihrer Stellung und mit Ihrer oft geäußerten Anerkennung des Exzellenz-Status der Freien Universität Berlin vereinbaren, den Kuratoriumsvorsitzenden der Humboldt-Universität zu Berlin für eine Leitungsaufgabe in der geplanten „Einstein-Stiftung“ vorzusehen?
  • Warum drücken Sie sich gleichzeitig vor einem klaren Bekenntnis zur Ausfinanzierung der Grundausstattung der Berliner Universitäten: jener Ausstattung, auf der nicht nur die Ausbildung von Studierenden, sondern auch die in letzter Zeit so erfolgreiche Spitzenforschung der Freien Universität Berlin beruht?

Der Akademische Senat der Freien Universität Berlin fordert deshalb den Senator für Bildung und Wissenschaft auf, in die Arena des Diskurses zurückzukehren. Der Akademische Senat würdigt weiterhin das Bemühen des Senators für Bildung und Wissenschaft, den Wissenschaftsstandort Berlin und die Spitzenforschung, wie sie hier von Universitäten und außeruniversitären Einrichtungen betrieben wird, zu stärken. Aber das geht nicht ohne die Universitäten, und es geht nicht ohne die Beachtung der Regeln guter Wissenschaft.

Der Akademische Senat fordert den Präsidenten der Freien Universität Berlin auf, sich weiterhin für eine Lösung zur Förderung der Spitzenforschung im Land Berlin einzusetzen, die den Bedürfnissen dieser Universität und zugleich den üblichen Grundsätzen einer Wissenschaftsförderung entspricht, die frei von politischer Einmischung in die Schwerpunkte und Inhalte der Forschung ist.

Der Akademische Senat wendet sich an die politische Öffentlichkeit Berlins und an die wissenschaftliche Community auch jenseits Berlins und bittet sie, die Freie Universität Berlin in der Erinnerung daran zu unterstützen, dass hervorragende Ausbildung und Spitzenforschung gleichermaßen nicht auf dem Boden politischer Zentralisierung gedeihen können, sondern nur in einem Klima des Vertrauens gegenüber der Wissenschaft und ihrer Autonomie.

Weitere Auskünfte für Pressevertreter:

Goran Krstin, Pressesprecher des Präsidenten der Freien Universität Berlin, Telefon: 030 / 838-73106, Telefax: 030 / 838-4-73106, E-Mail: goran.krstin@fu-berlin.de