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In der Hotelküche fürs Leben gelernt

Direktor Oliver Heldt verlässt nach neun Jahren das Seminaris CampusHotel in Dahlem

20.03.2017

Mitte März 2009 eröffnete „sein“ Seminaris CampusHotel. Jetzt zieht es den Hoteldirektor Oliver Heldt weiter nach München.

Mitte März 2009 eröffnete „sein“ Seminaris CampusHotel. Jetzt zieht es den Hoteldirektor Oliver Heldt weiter nach München.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Jede Mitarbeiterin und jeder Mitarbeiter des Hotels sei ein Zahnrad in einem großen Uhrwerk – das nur laufe, wenn alle zusammenarbeiten, sagt Oliver Heldt. Im großen Uhrwerk des Seminaris CampusHotel in Dahlem wird nun jemand anderes den Platz des Hoteldirektors übernehmen: Nach neun Jahren im Seminaris wechselt Oliver Heldt nun nach München.

Seit April 2008, also schon ein Jahr vor der eigentlichen Eröffnung, war Oliver Heldt für das Seminaris CampusHotel im Einsatz. Ein „intelligentes Umfeld“ nennt Oliver Heldt den Südwesten Dahlems. Dort, in der Takustraße 39, steht „sein“ Seminaris. Mit dem Ort verbunden sei eine gewisse Lebensart: „Das Hotel ist praktisch eine Fortsetzung des Campus, allein durch die Veranstaltungen, die an der Freien Universität stattfinden und von denen unsere Gäste profitieren.“

Es ist eine Mentalität, die Heldt schätzt: „Ein Unterschied zwischen einem Campus- und einem reinen Business-Hotel ist, dass die Krawatten lockerer sitzen – wenn sie überhaupt getragen werden“, sagt der stets adrett gekleidete Heldt. Kein Kleiderkodex – trotz der vier Sterne. Die Gäste sollen sich in seinem Haus wohlfühlen, unter den Wissenschaftlern stehe schließlich der Gedankenaustausch im Vordergrund, so Heldt.

Nach den Plänen von Star-Architekt Helmut Jahn

Das Hotel hat 186 Zimmer und Suiten mit mehr als 370 Betten sowie ein Restaurant, eine Bar und 15 Seminar-, Tagungs- und Konferenzräume. Aber noch bevor Bagger die ersten Kubikmeter Erde bewegen durften, stand die Unternehmung vor einer besonderen Herausforderung: Naturschützer setzten sich für die auf dem Baugelände ansässigen Weinbergschnecken ein. Exakt 569 Tiere konnten schließlich eingesammelt und umgesiedelt werden.

Erst dann konnten die Pläne von Architekt Helmut Jahn, der in Berlin unter anderem auch das Sony-Center und den Bahntower entworfen hat, umgesetzt werden. Wie das Hotel bei den Gästen ankommt, hatte Oliver Heldt über all die Jahre im Blick: „Kunden können heute im Internet alles und jeden bewerten. Ich empfinde das als Bereicherung“, sagt Heldt. Für ihn eine Selbstverständlichkeit, dass er Online-Kritik und -Lob für das CampusHotel stets persönlich beantwortete.

In den Online-Portalen gibt es häufig Lob für die Küche. Und auch mit seiner Lage kann das Hotel punkten: „Es ist der ideale Ort zum Arbeiten: Vor den Toren der Stadt haben Sie nicht so viel Ablenkung, Gruppen bleiben beieinander und verstreuen sich nicht“, sagt Heldt. Diesen Standortvorteil wüssten nicht nur Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu schätzen, sondern auch Wirtschaftsunternehmen, die im Seminaris immer wieder Kongresse, Tagungen und besonders Seminare ausrichteten, sagt Heldt.

Von der Küche ins Management

Zwei, die sich schon lange kennen: Benjamin Schätzle (l.), bislang gastronomischer Leiter, übernimmt die operativen Geschäfte als stellvertretender Hoteldirektor.

Zwei, die sich schon lange kennen: Benjamin Schätzle (l.), bislang gastronomischer Leiter, übernimmt die operativen Geschäfte als stellvertretender Hoteldirektor.
Bildquelle: Annika Middeldorf

Oliver Heldt ist das, was man einen „Selfmademan“ nennt: Als Auszubildender in der Küche fand der heute 54-Jährige den Einstieg in das Hotelfach. Es folgten Stationen als Page beim Kempinski Hotel Vier Jahreszeiten in München, an der Rezeption unter anderem im Beau Rivage Palace in Lausanne und schließlich als Empfangsleiter im traditionsreichen Kempinski Hotel Bristol Berlin.

„Was ich damals in der Hotelküche gelernt habe, hilft mir auch heute“, sagt Heldt. „Wenn Sie eine Kochausbildung gemacht haben, ist das eine Ausbildung für das Leben. In der Küche lernen Sie, sich zu organisieren, unter großem Druck zu arbeiten, schnell zu sein und als Teil eines Orchesters zu funktionieren“, sagt Heldt, der einen besonderen Führungsstil pflegt: „Management by walking“ nennt er den direkten persönlichen Kontakt zwischen der Unternehmensführung und den Gästen sowie den Mitarbeitern über sämtliche Hierarchieebenen hinweg.

Die operativen Geschäfte wird nun Benjamin Schätzle, bislang gastronomischer Leiter, als stellvertretender Hoteldirektor führen. Er ist mit dem Haus seit seiner Eröffnung vor acht Jahren vertraut. Gefragt nach einer besonderen Erinnerung an die letzten Jahre fällt beiden eine Konferenz des Lateinamerika-Instituts der Freien Universität im Jahr 2014 ein. „Bei dieser Konferenz haben wir die Tausender-Marke geknackt: So viele Gäste auf einen Schlag hatten wir bis dahin noch nicht gehabt. Für die Küche war das eine Herkules-Aufgabe, und ich bin sehr stolz, dass alles reibungslos geklappt hat. Auch die Gäste waren fantastisch, es hat viel Freude gemacht“, sagt Oliver Heldt.

Dem „intelligenten Umfeld“ bleibt Heldt treu: Auf dem Campus der Technischen Universität München in Garching ist er mit der Leitung eines neuen Hotels betraut. Der Umzug und die Rückkehr nach München hat für den gebürtigen Hessen einen weiteren Vorteil: Seine Frau ist dort bereits in leitender Position beschäftigt. Nur eines wird Oliver Heldt noch trainieren müssen: „Ich werde mich wohl wieder im bayerischen Dialekt üben müssen.“