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Eine Gesellschaft im rasanten Wandel

Der Politikwissenschaftler Stefan Diederich leitet das Verbindungsbüro der Freien Universität in Neu-Delhi in Indien

14.03.2017

Starkes Wachstum: Bereits in wenigen Jahren könnte die Bevölkerung Indiens diejenige Chinas übertreffen.

Starkes Wachstum: Bereits in wenigen Jahren könnte die Bevölkerung Indiens diejenige Chinas übertreffen.
Bildquelle: Ulrich Podewils

Ein Netzwerk aus sieben Verbindungsbüros auf der ganzen Welt pflegt und erweitert die internationalen Kontakte der Freien Universität. Seit vergangenem Juni ist Stefan Diederich, promovierter Politologe und Indien-Experte, Leiter des Büros in Neu-Delhi. Auch dank einer Förderung des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) kann er die Kooperationen der Freien Universität mit zwei indischen Spitzenuniversitäten weiter ausbauen.

„In wenigen Jahren wird Indien das bevölkerungsreichste Land der Welt sein“, sagt Stefan Diederich. Das Land fasziniert den 32-Jährigen schon seit seinem Studium der Politik und Geschichte Südasiens in Heidelberg. Seit 2005 war Stefan Diederich fast jedes Jahr in Indien, und seine Doktorarbeit schrieb er über den indischen Land Acquisition Act von 1894. Die Leitung des Verbindungsbüros der Freien Universität in Neu-Delhi, das 2008 eröffnet worden ist und sich als Mitglied des Deutschen Wissenschafts- und Innovationshauses (DWIH) im German House im Diplomatenviertel Chanakyapuri befindet, hat er im Juni 2016 übernommen.

In der indischen Hauptstadt zu leben, sei ungemein spannend, findet Stefan Diederich. „Wirtschaft und Gesellschaft verändern sich mit einer Geschwindigkeit, wie man sie aus Mitteleuropa gar nicht kennt“, sagt er. „Ich bin froh, diese Entwicklung jeden Tag live mitzuerleben.“

Weitere Partner für die Zusammenarbeit

Dr. Stefan Diederich leitet seit Juni 2016 das Verbindungsbüro der Freien Universität in Neu Delhi. Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Dr. Stefan Diederich leitet seit Juni 2016 das Verbindungsbüro der Freien Universität in Neu Delhi. Bildquelle: Bernd Wannenmacher
Bildquelle: Bernd Wannenmacher

Für seine Arbeit ist Stefan Diederich in den vergangenen Monaten in viele verschiedene Ecken des Landes gereist. Das Leben in Indien sei sehr intensiv, sagt er. An die Hitze und den chaotischen Straßenverkehr habe er sich zwar inzwischen gewöhnt, doch der Alltag biete immer wieder Überraschungen. „Man hält sich hier nicht so starr an Regeln wie in Deutschland und muss immer wieder improvisieren“, sagt der Politologe.

Gemeinsam mit seiner Kollegin Sanju Kumari vertritt Stefan Diederich die Freie Universität Berlin auf Hochschulmessen und pflegt Kontakte mit den acht Universitäten in Indien, mit denen die Freie Universität Kooperationen eingegangen ist. Die Zahl der indischen Partnerorganisationen steigt: Im Rahmen der Indo-German Partnerships in Higher Education erhielt die Freie Universität im vergangenen Jahr zusätzliche Mittel vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) für eine engere Zusammenarbeit mit der Jawaharlal Nehru University in Delhi und dem Indian Institute of Technology Bombay in Mumbai – zwei der renommiertesten Universitäten Indiens. Die Kooperation soll es Studierenden und Wissenschaftlern der Freien Universität ermöglichen, an langfristigen Projekten in Indien zu arbeiten.

Eine Vielzahl von Austauschmöglichkeiten

„Durch die wachsende wirtschaftliche und politische Bedeutung des Landes wird Indienkompetenz in der Wissenschaft immer wichtiger“, sagt Stefan Diederich. „Darüber hinaus bieten sich in Indien unendlich viele Forschungsfragen, die man sich etwa im Rahmen einer Promotion vorknöpfen kann.“ Dass die Zusammenarbeit mit indischen Partnern funktioniert, zeige außerdem beispielsweise die Zusammenarbeit zwischen Forschern der Katastrophenforschungsstelle (KFS) der Freien Universität und ihren indischen Kollegen oder die sehr lebendigen Kooperationen im Bereich der Chemie.

Auslandsaufenthalte hält Stefan Diederich gerade für Studierende für eine wichtige Erfahrung: Die Freie Universität biete durch zahlreiche Kooperationen und Verbindungen in Indien viele Möglichkeiten, sagt er. Während seines eigenen Studiums in Heidelberg hat er zwei Semester in Singapur studiert, an einem Sommeraustauschprogramm mit einer britischen Universität teilgenommen und Praktika in Indien absolviert. „Natürlich lernt man viel über das andere Land“, sagt er heute, „aber ich glaube, durch einen solchen Perspektivwechsel versteht man auch die eigene Gesellschaft in der Heimat besser.“

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