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Politiker auf Probe

Als Jura-Student zwischen Berlin und Genf erfüllte sich Arne Wegner als Hospitant bei der Ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen in Genf seinen Traum der politischen Arbeit

10.03.2017

Verhandeln in Genf: UN-Hospitant Arne Wegner mit Pamela Wille, Referentin der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum.

Verhandeln in Genf: UN-Hospitant Arne Wegner mit Pamela Wille, Referentin der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der Weltorganisation für geistiges Eigentum.
Bildquelle: WIPO/Emmanuel Berrod

„Wenn man ein Ziel vor Augen hat, nimmt man vieles hin – auch kurze Nächte, wenn es mal viel zu tun gibt“, sagt Arne Wegner. Der 26-Jährige weiß, wovon er spricht, denn er hat einen Plan: Er möchte als Jurist und Politiker die Zukunft in Europa mitgestalten. In diesen Traum investiert Wegner, der derzeit ein Auslandsjahr im Rahmen seines juristischen Doppelstudiums an der französischsprachigen Universität Genf verbringt, viel Arbeit und Fleiß. Belohnt wurde sein Einsatz schon mit Auszeichnungen und Stipendien, etwa von der Genf-Gesellschaft e.V. – und mit einem Praktikumsplatz bei der Ständigen Vertretung bei den Vereinten Nationen und der Teilnahme an Podiumsdiskussionen.

Gesetz zum Schutz von Whistleblowern

„Mein persönlicher Höhepunkt war es, als Vertreter Deutschlands an informellen Gesprächen teilnehmen zu dürfen und dort für Deutschland zu sprechen. Bei diesen Treffen werden wichtige Dinge verhandelt“, sagt Arne Wegner. Drei Monate war er Praktikant im Genfer Büro der Vereinten Nationen. Unter anderem hat er an einem Gesetz mitgearbeitet, das Whistleblower besser schützen soll. „Dass ich inhaltlich daran mitwirken durfte, hat mich wahnsinnig gefreut“, sagt Wegner, der dafür gerne Verhandlungen bis in die frühen Morgenstunden in Kauf nahm.

Von der Psychologie zu Jura

Praktische Arbeitserfahrung im zweiten Hauptsitz der Vereinten Nationen nach New York zu sammeln, war eines von Wegners Zielen seit seinem Studienbeginn an der Freien Universität vor drei Jahren: „Mir war immer klar: Wenn ich schon internationales Recht studiere, dann will ich auch dahin, wo Gesetze gemacht werden“, sagt Wegner.

Dabei war der angehende Jurist in seinem ersten Studierenden-Leben Psychologie-Student. Sein Bachelor-Studium an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt und der Universität Manila hat er mit einer Arbeit über die kulturellen Bedingungen von Glück abgeschlossen. Eines seiner Studienergebnisse: Bürgerinnen und Bürger politisch unabhängiger Staaten sind glücklicher als etwa durch Kolonialmächte bestimmte Völker. Ein nicht ganz überraschendes Ergebnis, aber für Arne Wegner auch ein Signal: „Glück ist eben auch politisch“, fasst Wegner zusammen. Schon damals war ihm klar, dass er selbst zum Kreis der politischen Entscheider gehören möchte.

Klare Schritte auf dem Berufsweg

Politische Praxis-Luft hat Arne Wegner als Mitarbeiter im Deutschen Bundestag in Berlin geschnuppert. In den Büros der nordrhein-westfälischen CDU-Abgeordneten Cajus Caesar und Tim Ostermann fand er Mentoren, die ihn fördern und begeistern. Politisch engagiert sei er auch schon zuvor gewesen, sagt Wegner – etwa als Schülersprecher. „Um Politik tatsächlich mitzugestalten und an Gesetzestexten mitzuarbeiten, braucht man juristisches Fachwissen. Deshalb war klar, dass mich ein Jura-Studium meinem Ziel näherbringt“, sagt Wegner.

2014 nimmt Wegner sein Studium an der Freien Universität auf. Einfach mal im Bett liegen bleiben und einen Serien-Marathon starten? Kommt für Arne Wegner nicht in Frage: In seinem Bachelorstudium habe er schon „sehr viel Studentenleben“ gehabt, sagt er. Die Möglichkeiten, die sich ihm nun böten, möchte er nicht ungenutzt lassen. Auch in den Semesterferien: Er hat sie schon mal mit Seminaren in Cambridge verbracht, an Europas Elite-Universität in Großbritannien.

Internationales Engagement des Fachbereichs Rechtswissenschaft der Freien Universität gewürdigt

Seine Generation empfindet der Jura-Student grundsätzlich als zielstrebig. Auch in Genf treffe er auf viele Kommilitonen mit großen Zielen – und entsprechenden Ambitionen, sie zu erreichen. Allerdings seien auch die Anforderungen an seine Generation gestiegen, sagt Wegner. Ein Auslandsaufenthalt sei mittlerweile selbstverständlich. Das gilt auch für Wegners Kommilitonen am Fachbereich Rechtswissenschaft der Freien Universität.

Für die Einbettung des Auslandsstudiums in den Lehrplan, die zahlreichen Informationsangebote und dem zügigen Anerkennungsverfahren von während des Auslandsstudiums erbrachten Leistungen wurde der Fachbereich kürzlich vom Deutschen Akademischen Austauschdienst mit einem Förderpreis gewürdigt. Auch Arne Wegner profitiert von dem internationalen Engagement des Fachbereichs: Er wird die Universität Genf nach zwei Semestern mit einem Abschluss in der Tasche verlassen.

Glücklich auf dem Weg zum Ziel

Nach einer praktischen Phase beim Europäischen Gerichtshof kehrt er im Juli nach Berlin und an die Freie Universität zurück, um sich auf sein Staatsexamen vorzubereiten. Und dann? Einen Job im Ministerium, eine Diplomatenlaufbahn im Auswärtigen Amt – oder eine Aufgabe in einer europäischen Institution könnte sich Arne Wegner vorstellen. Unter Druck setzen lassen möchte er sich aber nicht: „Eigentlich macht mich schon der Weg zum Ziel glücklich.“

Weitere Informationen

Mit Arne Wegner durch Genf: Der Jura-Student bespielt ab Montag (13. März) beim „Instatakeover“ den offiziellen Instagram-Kanal der Freien Universität Berlin. Arne Wegner teilt auf dem Kanal Eindrücke seines Studien- und Arbeitsalltag aus Genf. Die Schweizer Stadt steht weltweit in Ranglisten sowohl bei der Lebensqualität wie auch den Lebenshaltungskosten häufig ganz oben.