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Omani Media: Ein strenges Auge auf ein junges Mediensystem

Post aus Oman! Wie steht es um die Pressefreiheit im Sultanat? Salome Bader hat sich informiert

01.12.2015

Salome Bader (2. v. l.) besucht das omanische Medienunternehmen „Al Roya“.

Salome Bader (2. v. l.) besucht das omanische Medienunternehmen „Al Roya“.
Bildquelle: Privat

Ein Aspekt der mich gereizt hat, im Oman Medien zu studieren, war die Tatsache, dass die Freiheit der Medien hier nicht mit jener in Deutschland zu vergleichen ist. Wie würde sich das auf mein Studium in Berlin auswirken, war eine der Fragen, die ich mir vor meinem Auslandssemester gestellt hatte. Inwieweit würde es überhaupt ein Thema in der Uni sein? Würde offen über Zensur gesprochen werden? Würde es den Unterricht beeinflussen? Und wie stehen die Dozenten und Studenten zu diesem Thema? Um zu erfahren, wie das omanische Mediensystem aufgebaut ist, und um es mit anderen Mediensystemen vergleichen zu können, habe ich den Kurs „Omani Media“ belegt.

Ein wesentliches Merkmal des omanischen Mediensystems ist, dass es noch sehr jung ist. Im Inland publizierte Zeitungen und den inländischen Rundfunk gibt es erst seit den 1970er Jahren, als Sultan Qaboos das Land geöffnet hat. Auch heute unterliegen die Medien einer strengen Kontrolle, „Editing“ genannt. In der Universität wurde das kurz angesprochen und damit argumentiert, dass dies eine gute Sache sei, da die omanischen Medien noch nicht in der Lage seien, diese Aufgabe selbst gewissenhaft zu erfüllen.

Nach allem, was ich bisher mitbekommen habe, ist das Thema an der Uni eher ein Randthema, offen wird darüber noch nicht diskutiert. Anders bei Kommilitonen und Freunden, von denen ich ein bisschen mehr Informationen und Geschichten erfahren habe. So wurden wir beim Thema Zeitung gleich gefragt, ob uns etwas Besonderes auffalle, und ob wir denken, dass „editiert“, also die Texte vor der Veröffentlichung bearbeitet würden. Wir konnten dem nur zustimmen, denn wenn man die Artikel liest, merkt man sofort, dass hier ein strenges Auge vor dem Publizieren wacht.

Besuch des omanischen Medienunternehmens „Al Roya“

Was passiert, wenn den Veröffentlichungsstandards nicht entsprochen wird, erfuhren wir im nächsten Satz: Dann erscheint diese Zeitung für eine Woche nicht mehr oder ein Journalist verschwindet für ein paar Tage im Gefängnis. Im privaten Kreis wurde das „Editing“ zwar als Problem beschrieben, gleichzeitig wurde aber auch dort dessen Notwendigkeit erklärt: Es sei besser für die Omanis, da sie mit der Freiheit (noch) nicht umgehen könnten.

Nach diesen Vorinformationen waren wir natürlich sehr gespannt auf unseren Trip zu „Al Roya“, einem erfolgreichen privaten omanischen Medienunternehmen, das eine Tageszeitung, Magazine und Bücher herausgibt. Während die Tageszeitung nur in Arabisch veröffentlicht wird, gibt es auch Magazine und Bücher, die auf Englisch publiziert werden. Die Führung durch das Medienunternehmen, das im Inneren einer Redaktion in Deutschland sehr ähnlich ist, war interessant.

Leider waren zwei Drittel der Führung auf Arabisch, und diese zwanzigminütigen arabischen Vorträge wurden für uns danach nur in drei englischen Sätzen zusammengefasst. Es wäre bestimmt noch interessanter gewesen, wenn wir alles verstanden hätten, was die Journalisten uns erzählten. Besonders im Hinblick auf die Herausforderungen des Publizierens wären mehr Informationen spannend gewesen. Der englische Teil der Führung hat uns einen kleinen Einblick in die omanische Medienwelt gegeben, den wir hoffentlich bis zum Ende des Semesters vertiefen können.

Weitere Informationen

In unserer campus.leben-Serie „Post aus...“ berichten sechs Studierende, zwei Doktorandinnen und ein Auszubildender von ihren Auslandsaufenthalten. Hier haben wir die neun Reisenden vorgestellt und hier finden Sie Salome Baders ersten Bericht.

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