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„Begeisterung wecken von Anfang an“

Thomas Mellewigt hat die Einführungsveranstaltung in die Betriebswirtschaftslehre neu konzipiert

29.01.2018

Wirtschaftswissenschaftsprofessor Thomas Mellewigt wirbt aus Überzeugung für das Fach BWL. Hier erläutert er das Fachgebiet Personalmanagement.

Wirtschaftswissenschaftsprofessor Thomas Mellewigt wirbt aus Überzeugung für das Fach BWL. Hier erläutert er das Fachgebiet Personalmanagement.
Bildquelle: Max Braun

In drei Tagen und 30 Stunden um die ganze Welt der Betriebswirtschaftslehre. Nichts Geringeres hat sich Thomas Mellewigt, Professor an der Freien Universität für Strategisches Management, vorgenommen. Sein Projekt, die obligatorische Einführungsvorlesung in die Betriebswirtschaftslehre ganz grundsätzlich neu aufzuziehen, hat der Wirtschaftswissenschaftler im laufenden Wintersemester zum ersten Mal umgesetzt: Die traditionell ein Semester lang währende Einführungsvorlesung konzentrierte der passionierte Marathonläufer und Ironman in einem Crash-Kurs für Studienanfänger. Mit dem Ziel: Studierenden in kürzester Zeit einen Eindruck vom Fach BWL zu vermitteln, damit sie wiederum rasch eine fundierte Studienentscheidung treffen können: bestenfalls für, notfalls gegen das Fach. „Sie müssen sich nicht für alles interessieren, was ich hier erzähle“, sagte Mellewigt im Rahmen der Einführung zu seiner Blockveranstaltung, „wenn Sie einen Großteil interessant finden, reicht das: Dann wissen Sie, dass Sie die richtige Studienentscheidung getroffen haben.“

Drei Tage lang präsentierte Mellewigt die unterschiedlichen Perspektiven des Fachs: von der Unternehmensgründung, Beschaffung, Produktion, über Marketing und Finanzierung bis hin zu Personalmanagement und Unternehmensethik.

Womit werde ich es im BWL-Studium zu tun haben? Die Einführungsvorlesung ist in diesem Semester zum ersten Mal als mehrtägigie Blockveranstaltung veranstaltet worden.

Womit werde ich es im BWL-Studium zu tun haben? Die Einführungsvorlesung ist in diesem Semester zum ersten Mal als mehrtägigie Blockveranstaltung veranstaltet worden.
Bildquelle: Max Braun

Auf die Blockvorlesung folgte ein zweitägiges Planspiel, bei dem die mehr als 400 Studierenden als Unternehmer agieren sollten. Ihre Aufgabe: Sich auf einem Markt für Kinderrucksäcke in Teams gegeneinander zu behaupten. „Wir waren auf mehrere Länder aufgeteilt“, sagt Katinka Neumann Calderón: „In jedem Land konkurrierten mehrere Gruppen miteinander. Wir hatten eine gewisse Menge an Geld zur Verfügung, das wir unter anderem in Maschinen, Mitarbeiter, Werbung und Forschung investieren konnten“, erläutert die Erstsemesterstudentin. Fünf Runden lang investierten die frischgebackenen Rucksackverkäufer, nach jedem fiktiven Betriebsjahr erhielten sie eine Rückmeldung. „Dadurch konnte man seine bis dahin getroffenen Entscheidungen überdenken und versuchen, es im nächsten ‚Jahr’ besser zu machen“, erklärt Thomas Mellewigt. Denn: Wer beispielsweise den Preis zu niedrig halte und zu wenig einkaufe, dem gehe die Ware aus. Ein solches Planspiels helfe dabei, „unternehmerische Entscheidungen und Teilaspekte der BWL im Zusammenhang zu denken“, sagt Mellewigt.

Auch die Einführungsvorlesung als Block anzubieten, habe sich bewährt: „So bekommen die Studierenden schnell einen Überblick.“ Das sei einerseits wichtig, um die eigene Studienentscheidung überprüfen und gegebenenfalls das Fach wechseln zu können. „Es ist aber auch deshalb von Vorteil, weil man so stärker im Thema ist, Zusammenhänge erkennt und sich nicht in Spezialproblemen verliert.“

Durch Problemorientierung und die Fokussierung auf zentrale Entscheidungsprozesse in der Unternehmenspraxis habe er einen Kontrapunkt zu „zuweilen langatmigen und detailversessenen Standardwerken“ setzen wollen, sagt Mellewigt. So gaben etwa die Geschäftsführerin einer Craft-Beer-Marke und die Personalmanagerin einer Kleidungsvertriebskette Einblick in ihre Unternehmen. Es sei auch darum gegangen, weibliche Rollenmodelle aufzuzeigen: „Häufig trauen sich Studentinnen die Gründung eines Unternehmens nicht zu. Am Beispiel der beiden Unternehmerinnen konnten sie sehen, dass erfolgreiche Managerinnen ganz ähnlich angefangen haben wie sie – nämlich mit einem BWL-Studium“, sagt Mellewigt.

Auch eine besondere Art der Interaktion hatte sich der Betriebswirtschaftsprofessor ausgedacht: „Zu Beginn der Veranstaltung hat Herr Mellewigt seine Telefonnummer an die Wand projiziert“, erzählt Michael Dellermann. „So konnten wir ihm schon während der Vorlesung gezielt Fragen stellen, die er dann beantwortet hat. Mir persönlich hat das sehr geholfen, da ich ziemlich schüchtern bin und mich so nicht melden musste“, sagt der 22-jährige Student. Nach jeder Unterrichtseinheit sollten die Erstsemester mögliche Klausurfragen beantworten. „So konnte ich direkt sehen, was bei den Studierenden hängengeblieben ist und an welcher Stelle ich meine Lehre noch verbessern kann“, sagt Mellewigt.

Und noch eine Änderung: Den obligatorischen Prüfungstermin im Februar hat der Wissenschaftler vorverlegt. „In der Regel werden alle Klausuren im selben Zeitraum geschrieben, was regelmäßig dazu führt, dass Studierende nicht zu allen Prüfungen kommen und sie aufs nächste Jahr verschieben.“ Dem wolle er vorbeugen: „Gerade auch angesichts des Berliner Kulturangebots, geht uns der ein oder andere im Laufe des Semesters verloren“, sagt der Professor augenzwinkernd. „In den ersten Monaten müssen die Studierenden hart arbeiten und können die Klausur nicht einfach ausfallen lassen. Mir geht es darum, von Anfang an Begeisterung zu wecken – und dadurch die Studierenden sozusagen zu ihrem Glück zu zwingen“, lacht er.

„Ich war schon von Anfang an ziemlich begeistert vom Fach BWL, konnte mir aber tatsächlich noch nicht so richtig etwas darunter vorstellen“, resümiert Katinka Neumann Calderón. „Ich möchte später gern im Marketing arbeiten, deshalb hat es mich interessiert, dass wir in der Vorlesung etwas über Werbekampagnen und ihre Wirkungsweise gelernt haben.“ Auch Michael Dellermann ist zufrieden. „Der Fokus lag darauf, für sich selbst herauszufinden, ob das Studium das richtige ist. Das hat funktioniert: Ich wusste, was mich erwartet und konnte das mit meinen eigenen Interessen abgleichen.“ Besonders gut gefallen hätte ihm die Vielzahl an praktischen Beispielen, sagt der Student: „Professor Mellewigt unterrichtet sehr praxisnah, dadurch sind die Inhalte einfacher zu verstehen. Die Veranstaltung hat bei mir einen sehr positiven Eindruck hinterlassen.“

„Die Rückmeldungen für die Einführungsveranstaltung sind sehr positiv ausgefallen“, freut sich der Ökonom. Auch der gemeinsame Ausklang am Ende der Orientierungswoche kam gut an: Bei Freibier für alle sei Gelegenheit gewesen, einander kennenzulernen und ein Gefühl von Zugehörigkeit zu schaffen. Das halte ich gerade auf einem so weitläufigen Campus und in einer so großen Stadt wie Berlin für wichtig.“

Kleinere Veränderungen an seinem Konzept plant Mellewigt dennoch: Im kommenden Jahr will er die dreitägige Veranstaltung auf vier Tage ausdehnen, um die Studierenden bei komplexeren Inhalten nicht zu überfordern. „An einigen Stellen lässt sich noch feilen.“ Was noch nicht optimal gelaufen sei, wolle er bis zum nächsten Durchgang verbessern. „Ich will schließlich zeigen, dass BWL das tollste Fach überhaupt ist!“, lacht Mellewigt.