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Online auf den Spuren der Medusa

Neues Qualifizierungsangebot bereitet Lehramtsstudierende an der Freien Universität auf die Arbeit mit digitalen Medien im Schulunterricht vor

18.01.2016

Es reicht heutzutage längst nicht mehr aus, nur eine Stunde mit der Klasse im Computerraum zu verbringen. Neue Kompetenzen für digitale Werkzeuge wie Blogs oder Collaborative Writing Pads sind gefragt.

Es reicht heutzutage längst nicht mehr aus, nur eine Stunde mit der Klasse im Computerraum zu verbringen. Neue Kompetenzen für digitale Werkzeuge wie Blogs oder Collaborative Writing Pads sind gefragt.
Bildquelle: Pexels.com / Pixabay

Laptops, Tablets, Smartphones: Digitale Technologien sind aus dem Alltag von Kindern und Jugendlichen nicht mehr wegzudenken. Auch die Schule kann sich den modernen Informations- und Kommunikationstechniken nicht mehr verschließen. In einem neuen Qualifizierungsangebot des Centers für Digitale Systeme (CeDiS) und des Zentrums für Lehrerbildung der Freien Universität (ZfL) erfahren Lehramtsstudierende, wie sie digitale Werkzeuge wie Blogs, Wikis oder Collaborative Writing Pads, didaktisch sinnvoll im Schulunterricht einsetzen können.

„Mit der Klasse mal für eine Stunde in den ‚Computerraum’ zu gehen, wie es lange Zeit an den Schulen üblich war und teilweise immer noch ist, reicht nicht mehr aus. Das hat mit der Realität heutiger Kinder und Jugendlicher, die maßgeblich durch digitale Medien bestimmt wird, nichts mehr zu tun“, sagt Moritz Raab, der an der Freien Universität Politikwissenschaft und Latein für das Lehramt studiert. Eine Hausarbeit in der Lateindidaktik weckte das Interesse des angehenden Lehrers für digitale Medien im Unterricht. Gute Internetseiten, multimediale Lernangebote und Online-Tools gebe es sehr viele für das Fach Latein, sagt der Master-Student.

Doch wie lassen sich Online-Materialien und -Werkzeuge sinnvoll in den Schulunterricht integrieren? In einem viertägigen Workshop „E-Learning@School: Unterrichten mit digitalen Medien“ hatte Moritz Raab nun Gelegenheit, neue Instrumente und deren Verwendungsmöglichkeiten im Schulalltag kennenzulernen. In einer anschließenden, vierwöchigen Projektphase erstellte er eine eigene virtuelle Lernumgebung für den Lateinunterricht: „Ich habe mich für die Darstellung der ‚Medusa’ beim römischen Dichter Ovid und ihre Rezeption in der Folgezeit entschieden. Das ist für Schüler wirklich spannend, denn bis heute geistert die Frau mit den Schlangen auf dem Kopf und dem Blick, der Mensch und Tier versteinert, durch bildende Kunst, Literatur, Film und Werbung“, erklärt Moritz Raab. In der Unterrichtssequenz können die Schüler den lateinischen Originaltext mithilfe von Online-Werkzeugen übersetzen, in Antike-Portalen selbstständig Rezeptionsdokumente recherchieren und den Text so in einem größeren Zusammenhang interpretieren. Ihre Ergebnisse sammeln sie gemeinsam in einem Blog, der anderen Klassen oder interessierten Laien zugänglich gemacht werden kann. Dabei beschäftigen sich die Schüler nicht nur inhaltlich mit dem Thema, sondern üben auch den verantwortungsvollen Umgang mit Medien.

Medienkompetenz für angehende Lehrer

Wie aktuelle Studien zeigen, hängt die Häufigkeit, mit der Lehrer Computer und andere digitale Medien im Unterricht ein­setzen, auch davon ab, wie sie ihre eigene IT- und Medienkom­petenz einschätzen. „Daher ist es wichtig, angehende Lehrer auf den schulischen Medieneinsatz adäquat vorzubereiten“, erklärt Professor Nicolas Apostolopoulos, Leiter des Centers für Digitale Systeme (CeDiS), der das neue Programm in Zusammenarbeit mit Ulrike Mußmann, CeDiS-Mitarbeiterin und Koordinatorin des Themas „E-Learning in der Schule“, und dem Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) entwickelt hat. Dabei gehe es nicht nur um die Gestaltung von mediengestützten Lehr- und Lernszenarien und die praktische Handhabung, sondern auch um den verantwortungsvollen Umgang mit Medien und die kritische Reflexion.

Doch verbessern sich damit auch die Qualität des Unterrichts oder gar die schulischen Leistungen der Kinder? In aktuellen Umfragen zeigen sich Lehrer eher zurückhaltend. Werden digitale Werkzeuge richtig eingesetzt, könne der Unterricht aber durchaus an Qualität gewinnen und der Lernerfolg gesteigert werden, meint Professor Apostolopoulos: „Durch die unterschiedliche Darstellung des Unterrichtsstoffs kann das Lernen deutlich besser individualisiert und dadurch auch besser den Bedürfnissen des Lernenden angepasst werden. Wesentlich dabei ist auch, dass das Wissen nicht nur linear, sondern vernetzt dargestellt werden kann. Das kann für das Verständnis eines Sachverhaltes sehr hilfreich sein.“

Mediendidaktik in der Lehramtsausbildung

Für Moritz Raab war der Workshop ein Gewinn: „Ich habe viele neue Tools kennengelernt und wertvolle Impulse für die Verwendung im Unterricht bekommen.“ Auch die Rückmeldungen der anderen Studierenden und die Evaluationsergebnisse waren sehr positiv: „Sowohl die Kursinhalte als auch ihre didaktische Aufbereitung und die gesamte Lernatmosphäre wurden sehr gut bewertet“, sagt Marc Träbert, der das Programm „Lehramt Plus“ am Zentrum für Lehrerbildung koordiniert. Das Zentrum für Lehrerbildung bietet noch in diesem Semester weitere Veranstaltungen zum Medieneinsatz in der Schule an: Am 20. Januar findet ein Workshop zur Verwendung interaktiver Whiteboards statt; am 27. Januar können sich Studierende in einer CeDiS-Veranstaltung über die Methode des „umgedrehten Unterrichts“, das sogenannte „Flipped Classroom“-Modell, informieren und am 15. und 16. Februar können Interessierte den zweitägigen Kompaktkurs "E-Learning Lab: Neue Medien im Unterricht" besuchen. Auch im kommenden Sommer- und Wintersemester wird es im Rahmen des „Lehramt-Plus-Programms“ weitere Veranstaltungen in Zusammenarbeit mit CeDiS geben.

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