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Altes Wissen und neue Netzwerke

Das Promotionsprogramm Material Cultures and Object Studies bietet Nachwuchswissenschaftlern Einblick in die Museumsarbeit

16.04.2014

(u.l.) Goethe, mit geschlossenen Augen (Nr. 3138 ), daneben: Friedrich der Große, darüber: Goethe mit offenen Augen und Königin Luise. Außerdem Abdrücke des Bamberger Reiters und der Naumburger Stifterfiguren u.a.

(u.l.) Goethe, mit geschlossenen Augen (Nr. 3138 ), daneben: Friedrich der Große, darüber: Goethe mit offenen Augen und Königin Luise. Außerdem Abdrücke des Bamberger Reiters und der Naumburger Stifterfiguren u.a.
Bildquelle: Marlene Kunst

Instituts- und Werkstattleiter führen die Doktoranden durch die zahlreichen Räume der Gipsformerei in Berlin-Charlottenburg.

Instituts- und Werkstattleiter führen die Doktoranden durch die zahlreichen Räume der Gipsformerei in Berlin-Charlottenburg.
Bildquelle: Marlene Kunst

Werkstattleiter Stefan Kramer zeigt  den Doktoranden verschiedene Gipsabgussverfahren.

Werkstattleiter Stefan Kramer zeigt den Doktoranden verschiedene Gipsabgussverfahren.
Bildquelle: Marlene Kunst

Unter dem Dach der 2011 gegründeten Berlin Graduate School of Ancient Studies werden am Berliner Antike-Kolleg Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in derzeit sechs interdisziplinären Promotionsprogrammen für eine Laufbahn im Bereich der Antikenforschung ausgebildet. Einen Einblick in mögliche Tätigkeitsfelder und den Berufsalltag erhielten die Doktoranden des Programms Material Cultures and Object Studies bei Ausflügen in die Berliner Gipsformerei und an die Technische Universität.

Ein begeistertes Raunen ist zu hören, als die Doktoranden der Berlin Graduate School of Ancient Studies die Hallen der Berliner Gipsformerei in Berlin-Charlottenburg betreten. Dicht an dicht reihen sich hohe Regale mit Gipsfiguren und -büsten aneinander – und laden zu einer gedanklichen Reise durch Epochen und Weltregionen ein. Die Promovierenden werden durch Werkstätten und Archivräume geführt, in denen Tausende historische Abformungen von Originalkunstwerken lagern.

Die hohen Qualitätsstandards der Gipsformerei schätzten renommierte Kunstschaffende aus aller Welt seit jeher, erzählt Institutsleiter Miguel Helfrich: „Fünf Jahre nach der Eröffnung der Gipsformerei im Jahr 1819 hatte Johann Wolfgang von Goethe bereits eine beachtliche Menge an Gipsfiguren erworben. Heute gehören Künstler wie Jeff Koons zu unseren Kunden.“ Größte Abnehmer der Berliner Gipsformerei sind neben Privatkunden Museen.

Verschiedene Fachdisziplinen treffen aufeinander

Der Workshop, zu dem auch der Besuch der Gipsformerei gehört, ist Bestandteil eines Teilmoduls im Promotionsprogramm Material Cultures and Objects Studies. Dessen Themenbandbreite reicht von der Konservierung und Restaurierung antiker Objekte bis hin zu deren musealer Vermittlung.

Die Doktoranden der Graduiertenschule stammen aus unterschiedlichen Fachdisziplinen und verfolgen jeweils individuelle Forschungsprojekte. Sie verbindet die Arbeit am konkreten archäologischen Artefakt. „Der multidisziplinäre Ansatz unseres Promotionsprogramms soll die Doktoranden dazu ermutigen, ihren Forschungsgegenstand aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten“, erklärt Anton Gass, Programmkoordinator und promovierter Archäologe. Das qualifiziere die Absolventen nicht nur für eine berufliche Laufbahn in der Wissenschaft, sondern ebenso in der Museumslandschaft.

Kooperation mit wissenschaftlichen Einrichtungen

Nach der Führung durch die Gipsformerei und einem Vortrag erhält die Gruppe eine Abguss-Vorführung, die die verschiedenen Techniken des komplexen Handwerks zeigt.

Der zweite Teil des Ausflugs führte die Doktoranden an das Mathematische Institut der Technischen Universität Berlin. Hier wurde ihnen das moderne 3-D-Scanverfahren vorgestellt, welches die Arbeit an besonders fragilen Objekten ermöglicht.

Von der engen Zusammenarbeit mit außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen profitierten die Teilnehmer des Promotionsprogramms, sagt Doktorandin Sylva van der Heyden. Besonders die Kooperation mit der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und die damit einhergehende Anbindung an die Staatlichen Museen zu Berlin biete entscheidende Vorteile: „Wir erhalten Zugang zu archäologischen Gegenständen und zu einer exzellenten Forschungsinfrastruktur und haben zudem gute Voraussetzungen, um uns in der Branche zu vernetzen.“

Die Berlin Graduate School of Ancient Studies bietet ihren Doktoranden neben der guten Ausgangslage in der Hauptstadt die Möglichkeit, ihre Kenntnisse auch jenseits der Berliner Stadtgrenzen zu vertiefen: So hat eine Doktorandin bereits zu Forschungszwecken das Ancient Near Eastern Art Department des Metropolitan Museum of Art in New York besucht. Die Sammlung enthält Fundstücke, die in Kooperation mit den Berliner Museen ausgegraben wurden.

Weitere Informationen

Berlin Graduate School of Ancient Studies

Die Graduiertenschule Berlin Graduate School of Ancient Studies ist elementarer Teil des Berliner Antike-Kollegs (BAK), eines der Alten Welt gewidmeten Forschungsverbundes. Träger des BAK sind sechs Institutionen, die seit 2007 im Exzellenzcluster Topoi zusammenarbeiten: die Freie Universität Berlin, die Humboldt-Universität zu Berlin, die Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften (BBAW), das Deutsche Archäologische Institut (DAI), das Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte (MPIWG) und die Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK).