Den Forschergeist fördern
Im Rahmen der Initiative „Technik und Naturwissenschaften an Schulen“ (TuWaS!) der Freien Universität können sich Grundschullehrer für den NaWi- und Sachunterricht fortbilden lassen
20.09.2010
Wie wird aus einer Raupe ein bunter Schmetterling? Um Kindern etwa diesen Vorgang nicht nur erklären, sondern ihn im Klassenzimmer direkt erlebbar zu machen, können sich Grundschullehrer von Wissenschaftlern der Freien Universität Berlin schulen lassen. Petra Skiebe-Corrette vom Fachbereich Biologie, Chemie, Pharmazie trägt mit der Initiative „Technik und Naturwissenschaften an Schulen“ (TuWaS!) das Versuchslabor an die Grundschulen: in Kisten.
Die Mitarbeiter des TuWaS!-Projekts haben Versuchsmaterial zu lehrplanrelevanten Themeneinheiten wie etwa „Elektrische Stromkreise“ an den deutschen Schulalltag angepasst und in Experimentierkisten verpackt. Diese themenbezogenen Kisten werden an Grundschulen geliefert. Zunächst aber werden die Lehrkräfte in ganztägigen Fortbildungen, die am Lehrerfortbildungs- und Materialzentrum der Freien Universität stattfinden, gezielt auf die Experimente vorbereitet, die sie später mit ihren Schülern durchführen.
„Es gibt derzeit eine große internationale Bewegung in der Nachwuchsförderung. Für die Naturwissenschaften müssen wir da bei den Grundschulen anfangen“, sagt Petra Skiebe-Corrette. Die promovierte Biologin leitet das Schülerlabor NatLab an der Freien Universität und ist Projektleiterin von TuWaS! Durch die Initiative soll der Forscherdrang von Kindern und die Lust auf mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht schon früh und gezielt gefördert werden.
Spaß am experimentellen Unterricht
TuWaS! kommt an: „Ohne die Zusammenarbeit mit der Freien Universität könnten wir die Experimente in den Schulen gar nicht auf dem jetzigen Niveau durchführen. Es wird tatsächlich ein anspruchsvollerer Unterricht möglich. Und es macht Spaß!”, sagt eine Lehrerin der Berliner Charlotte-Salomon-Grundschule.
Das unangefochtene Lieblingsexperiment bei Lehrenden wie Lernenden heißt „Lebenszyklus eines Schmetterlings”. Hier können die Kinder die Entwicklungsstadien der Falter untersuchen, indem sie diese von der Raupe an in Schmetterlingskäfigen aufziehen. So lassen die Schüler ihrem Forscherdrang im experimentellen naturwissenschaftlichen Unterricht freien Lauf und lernen, das erworbene Wissen praktisch umzusetzen – ganz so, wie es später im Berufsleben verlangt wird.
Von Berlin bis Taiwan
TuWaS! wurde 2007 von der Freien Universität gemeinsam mit der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften gegründet. Die Technologiestiftung Berlin und die Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft und Forschung unterstützen das Vorhaben, das aus dem EU-Projekt „Pollen“ hervorgegangen ist.
Das erfolgreiche Konzept wird längst exportiert: Die Freie Universität schult und beliefert auch Grundschulen in Brandenburg und Nordrhein-Westfalen. International unterstützen die Berliner Naturwissenschaftler Projekte in Luxemburg und der Türkei und helfen bei der Umsetzung in das dortige Schulsystem. Sogar bis nach Fernost reicht die Strahlkraft von TuWaS!: Gerade erst waren Wissenschaftler der National Taipei University of Education und der National Taiwan Normal University zu Gast in Dahlem und ließen sich das Programm erklären.
Die große Resonanz bestärkt Petra Skiebe-Corrette und ihr Team. Damit sind neben den zahlreichen Anfragen der Schulen vor allem die bunten Dankesbriefe der Kinder gemeint, die die Mitarbeiter in den Materialkisten finden: „Diese liebevollen Reaktionen sind genau das richtige Feedback für uns.”